Ketsch. Die Entscheidung, wer Nachfolger des scheidenden Bürgermeisters Jürgen Kappenstein wird, ist an Muttertag, dem Ketscher Wahlsonntag, gefallen: Timo Wangler holte mit 53,53 Prozent (3272 Stimmen) über die Hälfte der Stimmen und setzte sich unter insgesamt sechs Kandidaten klar durch. Der zweitplatzierte Marco Schnepf vereinte 32,31 Prozent (1975) der Stimmen auf sich – Nimonh Kaiser-Patthavong heimste die drittmeisten Stimmen (791, 12,94 Prozent) ein.
Jürgen Kappenstein begrüßte die Anwesenden um 18.21 Uhr in der Rheinhalle. Alle Kandidaten bis auf Andreas Nather, der nicht wusste, ob er den Termin aus zeitlichen Gründen schafft, waren gekommen. Als das erste Resultat auf der Beamer-Leinwand um 18.23 Uhr erschien, ging freilich ein Raunen durch die Rheinhalle, wo die öffentliche Ergebnispräsentation stattfand. Erster von insgesamt 13 Wahlbezirken plus nochmals drei Briefwahlbezirken, der als Ergebnis vorlag, war der Wahlbezirk acht. Dieser brachte für Marco Schnepf 32,94 Prozent (81 Stimmen), für Timo Wangler 57,32 Prozent (141), für Nimonh Kaiser-Patthavong 8,94 Prozent (22), für Simon Schmeisser 0, für Andreas Nather 0,81 Prozent (2) und für Julian Rapp 0. Die Tendenz, die der erste ausgezählte Wahlbezirk zeigte, blieb bis zum Schluss erhalten.
Und alsbald gab der Sieger frank und frei zu: „Ich bin voll durch.“ Timo Wangler war in jungen Jahren ein Weltklasse-Skispringer und beschrieb sein Gefühl mit den Erfahrungen von damals: „Es ist, wie wenn man den zweiten Sprung gut gemacht hat und in die jubelnde Menge reinfährt – ich bin ergriffen und zittere am ganzen Leib.“
Der 48-jährige Kämmerer der Gemeinde Sandhausen bedankte sich für das in ihn gesetzte Vertrauen und wandte sich an Marco Schnepf mit den Worten: Er wisse, wie dieser sich nun fühle. Wangler hatte die Bürgermeisterwahl in Sandhausen im vergangenen Sommer als zweiter Sieger beendet. Sein Dank galt aber auch dem insgesamt fairen Wahlkampf in der Enderlegemeinde. Er wolle sich mit ganzer Kraft für Ketsch einsetzen und habe den nötigen Werkzeugkoffer auch mit dabei.
Marco Schnepf, dessen Wahlkampf mit acht Monaten klar der längste von allen Kandidaten war, äußerte sich tief enttäuscht: „Schade, aber es ist, wie es ist. Die Wahl hat einen klaren Sieger und einen zweiten Sieger. Ich danke meinem tollen Team und ich wünsche Timo Wangler alles Gute. Wir sehen uns ja im Gemeinderat.“
Nimonh Kaiser-Patthavong meinte: „Mir geht es gut.“ Sie sei angetreten mit dem Wissen, dass das Ergebnis einen neuen Job liefern könne oder eben die Tatsache, dass sie Leiterin einer Kindertagesstätte bleibe. Und: „Wer weiß, was in acht Jahren ist – vielleicht trete ich dann noch mal an“, sagte sie und lachte herzlich.
Simon Willi Schmeisser kommentierte das Wahlresultat dagegen wie folgt: „Das war zu erwarten. Jetzt geht es mit der Gemeinderatswahl in Ketsch weiter.“ Der freiberufliche Brandschutzbeauftragte kündigte an, zu dieser Wahl antreten zu wollen.
Julian Rapp meinte im Gespräch mit unserer Zeitung, dass er zufrieden sei. Allerdings hätte er sich eine höhere Wahlbeteiligung gewünscht. Denn bei sechs Kandidaten, die sich dem Votum stellten, sollte aus Demokratie-Gesichtspunkten schon 70 Prozent der Wähler ihre Stimme abgeben. Ob er in acht Jahren wieder kandidiere, könne er wahrlich noch nicht sagen, das hänge nicht zuletzt von seinem Studium ab. Aber er bleibe politisch am Ball.
Wahlbeteiligung besser als zuletzt
Von den rund 13 000 Ketscher Bürgern sind genau 10396 Wahlberechtigte im Alter ab 16 Jahren. Die Wahlbeteiligung lag bei 58,87 Prozent und damit deutlich über den Bürgermeisterwahlen 2014 und 2006.
Als Jürgen Kappenstein 2014 seinen Herausforderer, der Hausmann und Philosoph Andreas Fischer von der „Nein“-Partei (2,8 Prozent) klar distanzierte, lag die Wahlbeteiligung bei 39,4 Prozent. 2006 hatte Jürgen Kappenstein bei einer Wahlbeteiligung von 41 Prozent 94 Prozent der Stimmen auf sich vereint. Sein damaliger Kontrahent Volker Östringer heimste 5,5 Prozent ein.
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