Logistik

Ketsch beliefert jetzt Schwetzingen, Plankstadt und Oftersheim

Die Deutsche Post stellt nach ihrem Weggang aus der Schwetzinger Bahnhofsanlage jetzt die Sendungen für die Region von Ketsch aus zu. In der Halle in der Durlacher Straße war vor einigen Jahren eine Flüchtlingsunterkunft.

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Benjamin Jungbluth
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Zusteller Lenny Lorz mit seinem gelben „E-Trike“, das insgesamt bis zu 120 Kilogramm Briefpost tragen kann. © Benjamin Jungbluth

Ketsch/Region. Zwischen Ketsch und Schwetzingen sind seit Juli deutlich mehr E-Bikes und Transporter im markanten Gelb der Deutschen Post zu sehen: Denn seit rund drei Monaten liegt der zentrale Zustellstützpunkt für die Spargelstadt sowie Oftersheim und Plankstadt im Südosten der Enderlegemeinde.

Im Schnitt rund 21 000 Briefe und 1000 Pakete werden nun täglich von der Durlacher Straße auch in die 24 Bezirke der drei Nachbarkommunen gebracht. Bis es dort mit dem Einwerfen und Abgeben allerdings losgehen kann, müssen die Zusteller jedes Mal sämtliche Sendungen in die jeweilige Gemeinde transportieren.

Deutsche Post hat nichts Passendes gefunden

„Das liegt zum einen daran, dass wir wegen der Kündigung unseres Vermieters aus unserem traditionsreichen Standort in der Schwetzinger Bahnhofanlage raus und uns etwas Neues suchen mussten. Zum anderen ist der Immobilienmarkt in der Region aber auch für Unternehmen schwierig, sodass wir trotz großer Unterstützung durch die Stadtverwaltungen nichts Passendes im direkten Umfeld finden konnten“, erklärt Uwe Kropf, der als Leiter für mehrere Zustellstützpunkte in der Region verantwortlich ist.

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Ketsch: 21 000 Briefe und 1000 Pakete am Tag

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In Ketsch habe man dann eine temporäre Lösung gefunden – allerdings mit der Konsequenz, dass es in der Gemeinde nun zwei Stützpunkte gibt. „Im Anemonenweg haben wir bereits unseren Standort, in dem die Sendungen für Ketsch und Brühl verarbeitet werden. Dort konnten wir uns aber nicht erweitern, weshalb wir jetzt diese Doppelstruktur fahren“, sagt Kropf.

Einst eine Flüchtlingsunterkunft in Ketsch

Das neu genutzte Gebäude in der Durlacher Straße 28 hat dabei schon eine gewisse Vorgeschichte in Ketsch: Ende 2016 eröffnete der Rhein-Neckar-Kreis in der ehemaligen Küma-Werkzeugmaschinenfabrik eine Flüchtlingsunterkunft, um unter anderem die Bewohner der Schwetzinger Kilbourne-Kaserne unterzubringen. Durch einen aufwendigen Umbau samt neuem Zwischengeschoss waren dort rund 50 Apartments entstanden. Bis zu 270 Menschen sollten dort langfristig leben können, außerdem gab es Büros für die Flüchtlingsverwaltung der Umgebung.

Doch bereits im Frühjahr 2018 wurde die Unterkunft nach einem schweren Wasserschaden vom Kreis wieder aufgegeben und der Mietvertrag schließlich aufgekündigt. Eine von den Eigentümern angestrebte Umnutzung zu einer Pension wurde durch die Gemeinde untersagt. Nach erneuten Umbauarbeiten – inklusive der Entfernung des neuen Zwischengeschosses – diente die Halle zuletzt unter anderem als Lager.

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Die Deutsche Post nutzt nun den vorderen Bereich des langgezogenen Gebäudes, wobei der Mietvertrag zunächst nur über zwei Jahre läuft. „Wir suchen weiterhin nach einem größeren Standort in der Region, an dem wir beide Zustellstützpunkte zusammenlegen können. Bis auf Weiteres sind wir aber mit dieser Lösung sehr zufrieden“, betont Yvonne Menz, die für die Betriebsmittel in der Region verantwortlich ist. „Ketsch liegt für uns sehr zentral, trotz der gewissen Entfernung zu den rund 25 000 Haushalten in Schwetzingen, Oftersheim und Plankstadt.“

Um diese zu versorgen, startet der Betrieb in der Durlacher Straße am frühen Morgen: Gegen 6.30 Uhr erreichen zwei große Lastwagen den Stützpunkt. Einer kommt vom Paketzentrum in Speyer, der andere vom Briefzentrum in Mannheim. Dort wurden die maschinenlesbaren Sendungen bereits vorsortiert, die restliche Aufteilung erfolgt dann vor Ort durch die Zusteller. Jeder Mitarbeiter hat dabei seinen festen Bezirk und ordnet vorab die Sendungen an speziellen Tischen mit zahlreichen Fächern den jeweiligen Adressen zu.

„Dabei haben wir rund um Schwetzingen das Problem, dass nicht nur mehrere Kommunen dieselbe Postleitzahl haben, sondern es auch dieselben Straßennamen in den einzelnen Orten gibt. Das macht die Sache natürlich etwas komplizierter“, gibt Teamleiter Benjamin Kerber einen Einblick in die frühmorgendlichen Sortierabläufe.

Weg vom Brief, hin zum Paket bei der Deutschen Post

Neun der insgesamt 24 Zustellbezirke sind außerdem sogenannte Verbundbezirke: Dort liefert der Zusteller nicht nur Briefe aus, sondern auch Pakete, die mit DHL verschickt wurden. „Das betrifft vor allem die Randbereiche der Orte, wird aber wohl langfristig überall der Normalfall werden. Denn die Entwicklung geht klar weg vom Brief- und hin zum Paketversand“, erklärt Uwe Kropf. Dafür benötigen die Mitarbeiter allerdings klassische Lieferwagen, die vor der Halle in der Durlacher Straße parken und von außen der einzige Hinweis auf das Postunternehmen sind.

Die reinen Briefbezirke werden hingegen mit sogenannten „E-Trikes“ angefahren: Überdimensionierte Dreiräder mit Elektromotor, die rund 120 Kilo Fracht tragen können. Zusammen mit dem nicht gerade geringen Eigengewicht des Gefährts und der Ersatzakkus ergeben sich so selbst für E-Bikes ungewöhnliche Dimensionen – kein Wunder, dass die Fahrzeuge genau wie Autos regelmäßig zum TÜV müssen. „Trotzdem fahren unsere Zusteller ganz regulär auf dem Radweg, zum Beispiel neben der Schwetzinger Straße. Deshalb ist es für uns auch so wichtig, dass dort im Winter geräumt wird“, betont Kropf.

Bis zu 40 Kilometer legen die „E-Trike“-Zusteller an einem Tag zurück, hinzu kommen zahlreiche Kilometer zu Fuß. Durch die Lage im Ketscher Südosten ist die Gesamtstrecke noch einmal länger geworden – zumindest, bis sich vielleicht doch noch eine langfristige Lösung rund um Schwetzingen findet und die Wege für die Zusteller wieder etwas kürzer werden.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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