Kreative Lösungen nötig

Benjamin Jungbluth über die Schließung der Hohwiese

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Benjamin Jungbluth
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Die Schließung des öffentlichen Badestrandes an der Hohwiese ist für viele Menschen in Ketsch und Umgebung eine herbe Enttäuschung. Nicht jeder verfügt schließlich über einen Garten oder gar ein Seegrundstück, wo sich der zweite Corona-Sommer sicherlich recht angenehm gestalten lässt.

An der frischen Luft, mit nur äußerst geringem Ansteckungsrisiko, könnte hier vielen der Urlaub zu Hause gelingen – was ja weiterhin von der Politik erwünscht ist. Ketsch könnte dabei sowohl mit einem Freibad als auch mit einem See auftrumpfen, worum es andere Gemeinden sicherlich beneiden.

Doch am Ende scheint es vor allem an den Kosten zu liegen, dass sich der doppelte Urlaubstraum in der Enderlegemeinde nicht erfüllt. Ausgebildete Bademeister sind in der Region seit Jahren Mangelware und somit teuer. Selbst im großen und finanzstarken Heidelberg öffnen die Bäder derzeit nur nach und nach, weil Personal fehlt – bislang sei es wegen der ungewissen Lage schlicht nicht möglich gewesen, „sich arbeitsrechtlich zu binden“, erklärte eine Sprecherin in der vergangenen Woche. Fest und auf Dauer angestellt wird nämlich kaum ein zusätzlicher Mitarbeiter in den Freibädern der Region: Im Sommer ist der Bedarf an Personal schlicht höher als im Winter – ganz unabhängig von Corona.

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Fachkräfte aber nur saisonweise anzustellen, macht den Job äußerst unattraktiv: Dann braucht man sich auch nicht über einen vermeintlichen Mangel an Arbeitskräften zu wundern. Für einen vernünftigen Betrieb von Bädern und Seen müsste also deutlich mehr Geld in die Hand genommen werden. Das fehlt aber den meisten Kommunen inzwischen. Betroffen ist auch Ketsch, dessen Gemeindehaushalt bekanntermaßen durch die Corona-Krise stark ins Minus gerutscht ist.

Für öffentliche Einrichtungen wie Bäder, Seen oder auch Bibliotheken muss es also ein kreatives Umdenken geben: Ähnlich wie beim Central Kino, das nur durch bürgerschaftliches Engagement vor der Schließung gerettet werden konnte, wären auch hier unkonventionelle Initiativen denkbar.

Warum nicht zumindest die Liegewiese als Gartenersatz öffnen, dafür braucht es keinen Bademeister?! Oder eine stärkere finanzielle Unterstützung für Bäder und Seen von Land und Bund, da doch viele Badegäste aus der Region und nicht aus der jeweiligen Gemeinde kommen?! Irgendwelche Lösungen werden sich die Verantwortlichen ausdenken müssen. Denn sonst werden die Probleme rund um die Bademöglichkeiten – die ja schon vor Corona bestanden – immer größer. Und das Baden im Hohwiesensee irgendwann tatsächlich zum exklusiven Vergnügen für einige wenige.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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