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Nach Umbau: Ketscher Kaffeerösterei New Coffee öffnet ihre Pforten

Die Kaffeerösterei New Coffee in Ketsch ist ein Tochterunternehmen von Aldi Süd und gibt nach einem umfangreichen Umbauprojekt Einblicke in ihre Produktion.

Von 
Volker Widdrat
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New Coffee deckt eine große Vielfalt an Kaffeeprodukten und Verpackungsformaten im Werk in Ketsch ab. © Widdrat

Ketsch. Die Kaffeerösterei New Coffee hat an ihrem Standort in Ketsch ein umfangreiches Umbauprojekt abgeschlossen. Damit schafft das Unternehmen neue Kapazitäten und Arbeitsplätze. Bei einem exklusiven Pressetermin zum „Internationalen Tag des Kaffees am 1. Oktober“ erhielt unsere Zeitung einen seltenen Einblick in die Kaffeeproduktion und die neuen Produktionsmöglichkeiten, die durch den Ausbau entstanden sind. Mit dem Neubau verfolgt das Tochterunternehmen von Aldi Süd das Ziel, seine Kapazitäten in Ketsch zu bündeln und auszubauen.

Die Kaffeeproduktion begann 1960 in Mülheim an der Ruhr im ehemaligen Zentrallager von Aldi Süd. 1973 wurde ein zusätzlicher Standort in Ketsch eröffnet. Seit 2024 läuft die Produktion nur noch in der Enderlegemeinde. New Coffee in der Unternehmensgruppe Aldi Süd produziert die Eigenmarke Barissimo. Der Standort in der Hockenheimer Straße 169 hat über 180 Mitarbeitende. Rund 35 000 Tonnen Rohkaffee werden hier im Jahr verarbeitet. Die Produkte werden in elf Länder rund um den Globus geliefert.

Bündeslung am Standort Ketsch bringt logistische Vorteile

Zum September hin hat New Coffee den Umzug nach Ketsch und die Inbetriebnahme aller Produktionsanlagen abgeschlossen. „Die Bündelung an einem Standort ermöglicht einfachere Prozesse und bringt logistische Vorteile“, sagt Michael Körnig, Managing Director von New Coffee. Im Rahmen der Konsolidierung hat das Unternehmen in zusätzliche Kapazitäten investiert.

Fünf neue Produktionslinien – darunter Beutelanlagen zur Abfüllung von Mahlkaffee- und Ganze-Bohne-Produkten sowie Maschinen zur Herstellung von Kapseln – sind nun im Produktionsgebäude installiert.

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Ketscher Kaffeerösterei New Coffee öffnet ihre Tore

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„Diese Investitionen ermöglichen es uns, eine große internationale Vielfalt an Kaffeeprodukten und Verpackungsformaten abzudecken“, erklärt Körnig. Dazu gehörten zum Beispiel die Herstellung von aromatisierten Kaffeeprodukten und umweltfreundlichen heimkompostierbaren Kapseln.

Für die zusätzlichen Verpackungsanlagen hat New Coffee vorwiegend vorhandene Flächen genutzt. Für den Aufbau von bis zu zwei weiteren Röstanlagen hat das Unternehmen eine neue Halle angebaut. Unsere Zeitung durfte den Neubau besichtigen, in dem der erste zusätzliche Trommelröster demnächst den Betrieb aufnehmen wird.

Im- und Export, Rösten, Mahlen, Verpacken: Alles aus einer Hand in Ketsch

In Ketsch wickelt New Coffee vom Einkauf und Import der Rohkaffees über das Rösten, Mahlen und Verpacken bis hin zum Versand und Export der Kaffeeprodukte alles unter einem Dach ab. In der Instandhaltung, der Produktion, der Überseelogistik und im Bereich der Nachhaltigkeit hat das Unternehmen neue Arbeitsplätze geschaffen. Seit Anfang des vergangenen Jahres sind so insgesamt mehr als 50 neue Stellen in Ketsch entstanden.

Neben den Filialen von Aldi Süd werden auch Bäckereiketten und weitere Großabnehmer versorgt. Nachhaltigkeit ist ein wesentlicher Bestandteil des unternehmerischen Handelns. Im vergangenen Jahr waren 16 Prozent der verarbeiteten Rohkaffees Fairtrade und 77 Prozent Rainforest-Alliance zertifiziert. Damit stammten insgesamt mehr als 93 Prozent aus zertifiziertem Handel. Das Kaffeesortiment bietet die gesamte Palette des Röstkaffees: Als Bohne, Filterkaffee, Kapsel oder Pad. Mit den neuen Anlagen können recyclingfähige Verpackungsmaterialien noch besser verarbeitet werden.

Hier wird der Rohkaffee bei New Coffee in Ketsch angeliefert. © Dorothea Lenhardt

Der Anspruch an die Qualität der Kaffeeprodukte ist hoch. Deshalb verkosten erfahrene Q-Grader und Kaffee-Expertinnen jede Anlieferung. Bei jeder einzelnen Kaffeebohne sind Geruch und Aussehen der grünen Bohnen genauso wichtig wie der Geschmack der gerösteten Variante. Unsere Zeitung durfte bei der täglichen Kaffeeverkostung dabei sein. Rohkaffee-Expertin Sandra Unverdorm erläuterte das Prozedere im sogenannten „Cupping“-Raum.

Ketscher Kaffeerösterei New Coffee mit Bohnen aus den besten Anbaugebieten der Welt

Die ausgewählten Bohnen kommen aus den besten Anbaugebieten der Welt. Die Arabica-Bohne reift sechs bis acht Monate, hat einen geringeren Koffeingehalt als die Robusta-Bohne und zeichnet sich durch ihren edlen Geschmack aus.

Die Robusta-Bohne benötigt zwischen neun und elf Monate für die Reifung. Die kleinen grünen Kaffeebohnen, die per Schiff nach Deutschland gelangen, stammen zum Beispiel aus Kenia, Honduras, Brasilien, Indien, Indonesien oder Vietnam. Kaffeepflanzen wachsen sowohl im Tief- als auch im Hochland. Arabicas lieben vor allem die Höhe, Robustas hingegen werden eher in tieferen Regionen angebaut.

In einer 500-Gramm-Packung geröstetem Kaffee stecken zirka 2,5 Kilogramm Kaffeekirschen, die auf verschiedene Weisen geerntet werden. Je nach Anbaugebiet, Kaffeesorte und Kaffeebauer durch Picking (Pflücken per Hand), Stripping (Ernten mit Baumwolltüchern) oder durch maschinelle Ernte, bei der eine Maschine die Früchte von der Pflanze „kämmt“.

Dank eigenem Rezept bekommt Kaffee aus Ketsch seinen unverwechselbaren Geschmack

Die Kaffeekirschen müssen noch aufbereitet werden. Nach der Warenannahme und Einlagerung in Ketsch kommen die grünen Bohnen in den Röster. Wie lange und bei welcher Temperatur geröstet werden muss, wird individuell festgelegt: Jede Röstkaffeesorte hat ein eigenes Rezept. Neben dem Röstverfahren beeinflussen aber auch die Röstdauer und die Temperatur die spezielle Röstfarbe und den Geschmack des Kaffees.

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Seit über 20 Jahren wird bei New Coffee die Abwärme der Röster genutzt, um die nächste Rohkaffeecharge vorzuwärmen. Diese innovative Methode reduziert den Energieverbrauch um 20 bis 25 Prozent. Seit 2017 bezieht das Unternehmen den gesamten Strombedarf aus erneuerbaren Energiequellen. Ein eigenes Blockheizkraftwerk sorgt für eine nachhaltige Energieversorgung. Die entstehende Abwärme wird im Sommer zur Kühlung und im Winter zum Beheizen der verschiedenen Gebäude genutzt.

„Als mittelständisches Unternehmen im Rhein-Neckar-Kreis bieten wir die Vorteile eines Großunternehmens, kombiniert mit der Flexibilität und den Strukturen eines Mittelständlers“, heißt es bei den „Daten und Fakten“ von New Coffee. Die Mitarbeitenden profitierten von vielfältigen Benefits wie Jobrad, Auszeitkonto, mobilem Arbeiten, flexiblen Arbeitszeiten, Obst und Getränken sowie tariflichen Leistungen wie Altersvorsorge, Sonderzuwendungen und Urlaubsgeld.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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