Ketsch. Es soll ein Richtungswechsel werden – sowohl für die Klimaschutzarbeit der Ketscher Gemeindeverwaltung als auch für Julia Berberig selbst. Die 42-Jährige ist seit Jahresbeginn die neue Klimaschutzmanagerin im Rathaus und hat für diese Stelle einen eher ungewöhnlichen beruflichen Hintergrund: „Ich bin Wirtschaftsingenieurin und war die letzten Jahre beim Landmaschinenhersteller John Deere als Produktmanagerin im Marketing tätig. Klimaschutz war also tatsächlich bislang kein Schwerpunkt meiner Arbeit“, erzählt Julia Berberig im Gespräch mit unserer Zeitung ganz offen. „Aber wir wollen in Ketsch neuen Wind in das Thema bringen und vor allem die Kommunikation mit den Bürgern ausbauen – und da schließt sich also wieder der Kreis zu meiner bisherigen Tätigkeit.“
Ketsch will sich in Sachen Umwelt- und Klimaschutz neu ausrichten
Auch Bauamtsleiter Marc Schneider, in dessen Beritt der Bereich Klimaschutz angesiedelt ist, betont diese Neuausrichtung. „Unser Ziel ist es, beim Umwelt- und Klimaschutz den sprichwörtlichen erhobenen Zeigefinger zu vermeiden. Denn der stößt verständlicherweise inzwischen viele Menschen eher ab, anstatt sie zu motivieren, etwas zu tun. Stattdessen wollen wir die Bürger mitnehmen und vielleicht sogar für wichtige Maßnahmen geradezu begeistern. Deshalb war es uns wichtig, die Stelle mehr in Richtung Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit auszurichten“, erklärt Schneider.
Mit Julia Berberig hat das Ketscher Rathaus dabei eine passende und engagierte Mitarbeiterin finden können. „Momentan arbeite ich mich noch in die für mich teilweise recht ungewohnten Strukturen einer öffentlichen Verwaltung ein. Bei John Deere hatte ich eigentlich nur einen Laptop und konnte komplett digital arbeiten. Hier im Rathaus gibt es dann doch noch etwas mehr Papier und komplexere Dienstwege“, sagt sie augenzwinkernd.
Gleichzeitig plant sie bereits die ersten Projekte und Aktionen. „Wir werden bald auf die Bürger zugehen und sie miteinbeziehen, um konkrete Veränderungen umzusetzen. Das reicht von Projekten in den Schulen bis zu allgemeinen Informationen rund um den Klimaschutz. Dabei sehe ich meine Rolle als eine Art Übersetzerin, um die vielen und umfangreichen Informationen zu dem Thema verständlich und alltagstauglich zu vermitteln“, sagt Berberig.
Dabei helfen wird ihr sicherlich auch ihr persönlicher Hintergrund. Aufgewachsen in Sinsheim, hatte Julia Berberig schon immer einen engen Bezug zur Enderlegemeinde: Ihre Großeltern leben hier, Ketsch war ihr also schon früh vertraut. Nach ihrem Studium in Mannheim und mit ihrer Anstellung bei John Deere, bei der sie neben den Unternehmensstandorten in Bruchsal und Walldorf auch europaweit tätig war, suchte sie mit ihrem Mann vor zehn Jahren einen ruhigen und schönen Ort zum Leben – sie kauften ein Haus in Ketsch.
Mit ihren beiden Kindern, die inzwischen im Kitaalter sind, kam dann eine noch engere Einbindung in die hiesige Ortsgemeinschaft: Neben ihrem Job ist Julia Berberig inzwischen auch als Kurskoordinatorin des Kindersport- und Tanzvereins sowie im Elternbeirat eines Kindergartens aktiv.
„Mit all diesen Veränderungen in meinem Leben ist die letzten Jahre bei mir der Wunsch gereift, auch beruflich ein neues Kapitel aufzuschlagen und näher an meiner Heimat und bei unseren Kindern sein zu können. Die Neuausschreibung der Stelle als Klimaschutzmanagerin hat dann einfach perfekt gepasst“, freut sich Julia Berberig.
Die kommunale Umweltbeauftragte Dominique Stang unterstützt Julia Berberig
Unterstützung erhält sie bei ihrer neuen Tätigkeit vom kommunalen Umweltbeauftragten Dominique Stang, mit dem sie sich das Dienstzimmer teilt und zu dessen Arbeitsbereich es einige Überschneidungen gibt. „Bei der Umsetzung fachlicher Themen wie der anstehenden Wärmeplanung nutzen wir außerdem externe Experten. Denn natürlich kann und soll eine Gemeindeverwaltung nicht sämtliche Einzelschritte selbst stemmen. Alle Bereiche laufen aber zentral bei unserer Klimaschutzmanagerin zusammen, die für die Koordination zuständig ist“, erklärt Bauamtsleiter Marc Schneider die Verwaltungsstrukturen.
Dabei will die Gemeinde mit einzelnen Projekten eine Vorbildrolle einnehmen. So soll die Umstellung auf energiesparende LED-Beleuchtung in den kommunalen Liegenschaften und bei der Straßenbeleuchtung nicht nur Kosten reduzieren, sondern den Bürgern auch zeigen, was heute technisch möglich ist.
„Dabei richten wir uns außerdem an Unternehmen und das Gewerbe, denn zusammen mit den Privathaushalten liegen hier die größten Potenziale in Ketsch und anderen Gemeinden. Unsere kommunalen Liegenschaften sind nur für rund zwei Prozent der CO2-Emmissionen verantwortlich, wir sind also auf das Miteinander aller Ketscher angewiesen“, betont Julia Berberig: „Gemeinsam können wir viel bewegen.“
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