Ketsch. Es tut sich was im Ketscher Gewerbegebiet Süd: Auf dem ehemaligen Gelände von BorgWarner haben Abrisstrupps und Bagger in den vergangenen Wochen ganze Arbeit geleistet und komplette Gebäudestrukturen entfernt. Nachdem zunächst einzelne Baustoffe separat und teils händisch entfernt wurden, kam schließlich das große Gerät zum Einsatz und beendete die lange Geschichte des US-amerikanischen Automobilzulieferers in der Enderlegemeinde.
Dessen Abschied auf Raten hatte sich schon vor rund zehn Jahren angekündigt: Ab 2013 hatte Borg Warner seinen Produktionsbetrieb eingestellt und rund 180 Arbeitsplätze in Ketsch abgebaut. Lediglich ein Entwicklungszentrum mit rund 150 Mitarbeitern blieb bestehen. Vor allem „Produkte im Bereich Antriebstechnik für den globalen Markt“ wurden hier bis zuletzt konstruiert. Noch Anfang 2021 hatte eine Unternehmenssprecherin auf Nachfrage unserer Zeitung außerdem mitgeteilt: „Derzeit planen wir keine Schließungen in Ketsch oder der Rhein-Neckar-Region.“ Wenig später kam dann dennoch das endgültige Aus.
Doch an gleicher Stelle soll es im Gewerbegebiet Süd groß weitergehen: Die Immobilieninvestmentgesellschaft Blackbrook Capital und die Firma Nvelop, ein spezialisierter Entwickler, Investor und Manager von Logistik- und Industrieimmobilien, errichten auf dem Gelände eine 24 000 Quadratmeter große Logistikanlage. Wie die Unternehmen in einer Pressemitteilung erklären, ist die Fertigstellung für das kommende Jahr geplant. Einen konkreten Nutzer der Anlage gibt es derzeit allerdings noch nicht - das Projekt wird „spekulativ entwickelt“, heißt es von Seiten der Unternehmen.
Für Bürgermeister Timo Wangler ist diese Entwicklung sehr positiv. „Wir haben im Süden nun einmal ein großes Gewerbegebiet, und nichts wäre schlimmer, als dort eine Brachfläche sehen zu müssen. Deshalb sind wir sehr froh, dass es auch an dieser Stelle nahtlos weitergeht - so wie ja bereits der Zuzug von John Deere unmittelbar auf den Wegzug von Aldi Süd erfolgt ist“, sagt Wangler.
Hoher nachhaltiger Standard im Ketscher Gewerbegebiet
Wichtig ist für den Bürgermeister zu betonen, dass die geplante Logistikanlage einen hohen Standard haben werde und nicht etwa mit einem reinen Umschlagsort für einfache Güter zu vergleichen sei. „Wir haben im Gewerbegebiet Süd mit der Firma LGI schon sehr gute Erfahrungen in Sachen hochwertige Logistiklösungen gemacht. In diese Richtung wird auch die neue Anlage auf dem ehemaligen Borg-Warner-Gelände gehen“, sagt Timo Wangler. Diese Einschätzung wird durch die Ankündigung der Projektentwickler noch unterstrichen. Demnach soll das Logistikzentrum „eine effiziente Grundfläche mit absoluter Nähe zur Autobahn sowie eine lichte Höhe von zwölf Metern und eine Bodenbelastbarkeit von fünf Tonnen bieten.“ Außerdem werde es ein hochwertiges und eigenständiges Bürogebäude geben, „das den Komfort und das Wohlbefinden der Mitarbeiter fördert“, heißt es.
Gleichzeitig seien Investitionen in einen nachhaltigen Betrieb geplant: LED-Beleuchtung, Ladestationen für E-Autos sowie Photovoltaik-Anlagen und weitere Solarenergielösungen werden angekündigt. „Das Projekt ist ein weiteres Beispiel für die Bedeutung von Brachflächensanierungen für eine nachhaltige Entwicklung, und wir freuen uns darauf, ein hochwertiges Projekt für die Gemeinde Ketsch und unsere potenziellen Kunden und zukünftigen Nutzer zu realisieren“, wird Artie Ioakim, Mitbegründer und Chief Investment Officer von Nvelop, in der Mitteilung der Projektentwickler zitiert.
Optimale Verkehrsanbindung in Ketsch
Ein wichtiges „Verkaufsargument“ ist dabei auch die optimale Anbindung von Ketsch. Explizit nennen die Entwickler die strategisch günstige Lage zwischen Frankfurt und Stuttgart sowie die Nähe zur A6. In „nur vier Autominuten“ sei man über die Anschlussstelle 29 auf einer strategischen Ost-West-Autobahn, die Deutschland mit Frankreich und der Tschechischen Republik verbinde und eine gute Anbindung an andere wichtige Autobahnen, wie die A61 und A5, biete. „Mehr als 15 Millionen Menschen können innerhalb einer dreistündigen Fahrt von der Anlage aus erreicht werden“, heißt es in der Mitteilung.
Damit ist für Bürgermeister Timo Wangler ein weiterer wichtiger Punkt genannt: Die Abwicklung des Lkw-Verkehrs über Talhaus. „Darüber sind wir mit den Projektentwicklern im engen Austausch, die das Thema aber auch von sich aus erkannt haben: Die schnelle und unkomplizierte Anbindung erfolgt eben per direkter Zufahrt zur Hockenheimer Straße über den Heuweg - jede andere Strecke durch den Ort wäre zeit- und damit kostenmäßig unsinnig für die Unternehmen. Wir erwarten durch die Neuansiedelung also keine größeren Belastungen für unsere Anwohner“, sagt Wangler.
Stattdessen sieht der Bürgermeister die Vorteile: neue Arbeitsplätze in Ketsch und dadurch nicht zuletzt steigende Gewerbesteuereinnahmen. „Wir sind sehr froh, dass unser Gewerbegebiet Süd so attraktiv ist und von den Unternehmen so gut angenommen wird. Gerade in wirtschaftlich schweren Zeiten ist das für eine Gemeinde ein absoluter Glücksfall“, so Bürgermeister Timo Wangler.
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