Bildung

Neurott-Schule in Ketsch ist nach Sanierung fit für die Zukunft

Nach sieben Jahren ist die Sanierung der Ketscher Neurottschule - inklusive Umbau zur Gemeinschaftsschule - offiziell abgeschlossen. Die Maßnahme schlägt mit 14 Millionen Euro zu Buche.

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Benjamin Jungbluth
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Die Ketscher Neurottschule nach sieben Jahren Sanierung mit ihrer markanten Silhouette von der Gartenstraße aus betrachtet: Die Grünfläche wird aus Spargründen nicht mehr zu einem zusätzlichen Pausenbereich umgestaltet. © Jungbluth

Ketsch. Pünktlich zum Jahresende ist der 2016 begonnene grundlegende Umbau der Ketscher Neurottschule abgeschlossen worden. Zwar sind noch ein paar Restarbeiten zu erledigen, doch alle Gewerke sind abgenommen und die lange Phase der großen und mitunter sehr lauten Sanierung im laufenden Schulbetrieb ist zu Ende. „Wir sind sehr glücklich, dass wir pünktlich zu den Weihnachtsferien ein jetzt hochmodernes und noch schöneres Schulgebäude übernehmen durften“, freute sich Rektor Joachim Rumold bei einem Rundgang mit unserer Zeitung.

Eigentlich wollte Bürgermeister Timo Wangler das offizielle Baustellenende persönlich begleiten, doch krankheitsbedingt mussten Bauamtsleiter Marc Schneider und seine Kollegin Petra Brandenburger die Gemeinde alleine vertreten. Schneider: „Wir haben dieses Großprojekt mitten in den Maßnahmen von unseren Vorgängern übernommen. Trotzdem hat die Sanierung gut geklappt - und dank einer weiteren Fristverlängerung des Landes haben wir auch keine Probleme mit den Förderzuschüssen bekommen.“

Inzwischen umschließt ein Zaun die Neurottschule. © Benjamin Jungbluth

Rund 14 Millionen Euro hat der Umbau laut Verantwortlichen gekostet, wobei die exakten Zahlen erst mit der Schlussrechnung in den kommenden Monaten vorliegen werden. Etwa drei Millionen Euro wird das Land zahlen, sodass an der Gemeinde noch rund elf Millionen Euro hängen bleiben. Dafür wurden aber auch drei große Teilprojekte umgesetzt: der Umbau zur Gemeinschaftsschule, der Neubau des Mensa- und Hortgebäudes sowie die Ertüchtigung des Brandschutzes.

Neurottschule Ketsch saniert: Anstrengungen haben sich gelohnt

Hinzu kamen allerdings Vorarbeiten und Eigenleistungen der Gemeinde, beispielswiese bei den vor 2016 installierten Fluchttreppentürmen an den Außenseiten der sechs Gebäudeteile. Die aufwendige Umgestaltung eines Teils des Pausenhofes kostete zusätzlich rund eine Million Euro. Die zunächst geplante Aufhübschung der Außenflächen an der Gartenstraße wurde inzwischen aus Spargründen gestrichen.

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Sanierung der Neurottschule Ketsch ist abgeschlossen

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Aus Sicht der Schulleitung haben sich alle Anstrengungen mehr als gelohnt. „Wir haben eine zukunftsfähige Gemeinschaftsschule, in der wir ein breite und moderne Bildung anbieten können. Das ist nicht selbstverständlich und stärkt Ketsch als Schulstandort, denn die Nachfrage ist groß“, so Rumold. Für die Schulform wurden neue Raumkonzepte notwendig: Im Untergeschoss entstanden Lernateliers, in denen Schüler freier arbeiten können. Hinzu kamen Aufenthalts- und Ruhebereiche sowie eine Erneuerung der Fachräume. Im naturwissenschaftlichen Trakt herrscht fast professionelle Laboratmosphäre und auch die Schulverwaltung kann sich über modernisierte Räume freuen.

Drei große Teilprojekte und Herausforderungen der Sanierung der Neurottschule

Ebenfalls eine grundlegende Verbesserung stellt die 2020 eröffnete Mensa dar, die eine völlig neue Versorgung der Schüler ermöglicht. In dem auch architektonisch ansprechenden Holzgebäude an der Jägerndorfer Straße ist außerdem ein Hort untergebracht. Darüber hinaus wurde bis zuletzt der Brandschutz im Bestandsgebäude an veränderte gesetzliche Vorgaben angepasst.

Brandschutz nach neuen Vorgaben: Die einzelnen Rettungswege sind mit einem Ampelsystem ausgestattet, das im Brandfall automatisch erkennen soll, welcher Weg rauchfrei ist und genutzt werden soll. © Benjamin Jungbluth

Neben dem Entfernen alter Holzdecken und Kabelleitungen ging es vor allem um die Einhausung der Treppenhäuser der sechs Trakte. Im naturwissenschaftlichen Bereich wurde eine besonders aufwendige Lösung umgesetzt: Neben der Schaffung eines abgetrennten Treppenhauses wurden offen gestaltete Bereiche mit einem Brandschutzvorhang versehen. Dieser ist im Normalbetrieb kaum sichtbar an der Decke verstaut und fährt bei Feueralarm automatisch aus, um die beiden Geschosse zu trennen und eine Verrauchung zu verhindern.

Ähnlich technisch komplex sind die im Schulhaus verbauten Fluchtwegeampeln. Sie zeigen mit einem grünen Pfeil und einem roten „X“ den jeweils zu nutzenden Rettungsweg an. „Weil das Gebäude weitläufig ist, sorgt diese Technik dafür, dass im Brandfall immer der rauchfreie Weg genommen wird. Stellt das System einen Brand fest, ändert es entsprechend die Fluchtrichtung“, erklärte Maik Schlichting vom gleichnamigen Schwetzinger Planungsbüro, das für die technische Umsetzung verantwortlich war. „Wir haben im Bestandsbau 35 Kilometer an Kabeln für Elektroanlagen und Internet verlegt, 400 Leuchten verbaut und 1000 Meter Wasserleitungen erneuert“, fasst er zusammen.

Kostensteigerung bei der Sanierung der Neurottschule „im Rahmen“

Auch Simon Fischer vom gesamtverantwortlichen Mannheimer Planungsbüro Studio SF zeigte sich mit dem Ergebnis zufrieden, trotz aller Schwierigkeiten. „Gerade die letzten Jahre waren bekanntermaßen sehr herausfordernd für die Baubranche. Es wurde immer schwieriger, Firmen für die einzelnen Aufträge zu finden und die Kostensteigerungen moderat zu halten.

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2020 lagen unsere Prognosen noch bei rund zwölf Millionen Euro, aber aus unserer Sicht sind die Steigerungen auf Grund dieser Umstände im Rahmen“, erklärt er. Ein kompletter Neubau, wie er ursprünglich auch zur Diskussion stand, wäre aus seiner Sicht noch einmal erheblich teurer geworden. „Und er wäre auch aus Nachhaltigkeitsgründen schlechter gewesen“, so Fischer.

Herausforderungen mit undichtem Flachdach und Raumbedarf der Neurottschule Ketsch

Allerdings bleiben mit dem Abschluss der Umbaumaßnahmen zwei Problembereiche, die nicht gelöst werden konnten. Zum einen macht das undichte Flachdach des Bestandsgebäudes aus den späten 1960er-Jahren weiter Probleme. Seit vergangenem Jahr hatte es an mehreren Stellen hereingeregnet, teilweise auch in gerade frisch sanierte Bereiche.

Dagegen will die Gemeinde punktuell vorgehen, da sich die kleineren Ausbesserungen bewährt hätten. „Für dieses schrittweise Vorgehen haben wir künftig jährlich ein Budget eingeplant“, erklärt Bauamtsleiter Marc Schneider, der auf die fast schon legendären Probleme mit jahrzehntealten Flachdächern verwies - auch in der Neurotthalle und der kleinen Turnhalle käme es immer wieder zum Eindringen von Regenwasser.

Auch die Anzahl der Klassenzimmer entspricht in der Neurottschule inzwischen nicht mehr dem aktuellen Bedarf. 485 Schüler besuchen sie derzeit. Das sind deutlich mehr als noch vor wenigen Jahren, was einerseits an strukturellen Änderungen durch die Umwandlung zur Gemeinschaftsschule liegt, anderseits an den zusätzlichen Vorbereitungsklassen für Flüchtlingskinder. Aus diesem Grund werden die eigentlich nur für die Zeit der Sanierung angedachten Container auf dem kleinen Pausenhof an der Jägerndorfer Straße erst einmal stehen bleiben.

„Wir suchen nach einer langfristigen Lösung, um den erhöhten Bedarf abdecken zu können. Die Container haben keine Toiletten und sind auch technisch nicht als Dauerlösung geeignet. Deshalb könnten sie künftig durch optimierte Container ersetzt werden, wobei wir auch da nach entsprechenden Zuschüssen schauen“, erläuterte der Bauamtsleiter.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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