Ketsch/Schwetzingen. Klar, das ist ein Widerspruch, wenn das Ensemble „Voces Suaves“ unter dem Kerngedanken der Vanitas, eben jener Vergeblichkeit und Eitelkeit, ein Konzert gibt und dabei nachweist, dass viele Kompositionen und Komponisten weder eitel noch vergänglich sind, sondern zum festen Bestandteil abendländischer Kultur gehören. Das in Basel beheimatete Ensemble begeisterte denn auch beim Ausflug der SWR Festspiele in die Pfarrkirche St. Sebastian Ketsch mit Werken von Carissimi, Mazzocchi, Monteverdi und Foggia, allesamt am Scheitelpunkt zwischen Renaissance und Barock beheimatet.
Die sechs Sängerinnen und Sänger nutzten, in einträchtigem Musizieren mit den fünf Instrumentalisten (Violinen, Violone, Theorbe, Cembalo/Orgel), den Ort der Ketscher Kirche als ideal für ihr musikalisches Verständnis. Denn die Hall-Charakteristik bescherte zauberhafte Momente, wenn die Stimmen sich einander zuordneten und mit diskreten Überlagerungen wunderbar harmonierten. Es schienen diese Kompositionen genau dorthin zu gehören.
Feine Verschlingungen
Es ist schwer zu beschreiben, was mehr beeindruckt hat. Die eine Sopranstimme, die sich zuweilen engelsgleich erhebt? Oder die feinen Verschlingungen zwischen Frauen- und Männerstimmen? Oder das vielschichtige Frage-Antwort-Spiel zwischen den Gruppen? Die sensibel ausbalancierten Kontraste zwischen Diesseits und Spiritualität? Jedenfalls hinterließen die „Voces Suaves“ einen nachhaltigen Eindruck.
Der 1981 geborene Theorbe-Spieler Ori Harmelin bereicherte den Abend zudem mit einer eigenen Passacaglia im alten Stil. Ach Gott, es war alles so schön, einschließlich des charmanten Pausengangs im Garten der Kirche unter Kastanienbäumen. Eines Festivals mit Anspruch würdig.
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