Geschäftsleben

Whisky-Tasting von Futterer in Ketsch: Schon vom kentuckyschen Kauen gehört?

Rudi Müller präsentiert bei Spirituosen Futterer in Ketsch ein exklusives Whisky-Tasting. Referentin Julia Nourney führt durch rare Abfüllungen, darunter eigene Editionen und neue Sterne am torfigen Whisky-Himmel.

Von 
Jürgen Gruler
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Julia Nourney und Rudi Müller kennen sich aus mit Whisky. © Gruler

Ketsch. Für das alljährliche Whisky-Tasting der Schwetzinger Firma Spirituosen Futterer in der Ketscher Rheinhallengaststätte gibt es zwei Erfolgsfaktoren: Rudi Müller sucht zielsicher ungewöhnliche und neue Abfüllungen aus dem riesigen Markt aus und beschafft sie in ausreichender Menge für ein Tasting mit gut 150 Personen. Und natürlich das Fachwissen von Referentin Julia Nourney, die jetzt seit 31 Jahren in Sachen „Lebenswasser“ unterwegs ist und quasi jede Brennblase persönlich kennt, vor allem aber die Macher, die hinter den Kulissen die Strippen im boomenden Whisky-Geschäft ziehen.

Jetzt war es wieder so weit: Rudi Müller hatte acht wahre Schätzchen auf den Tisch gestellt, davon gleich zwei eigene Abfüllungen. Den Anfang machte ein Glenmorangie Palo Cortado, der mit zwölf Jahren und 46 Prozent abgefüllt wurde. Palo Cortado bedeutet „Abgebrochener Stock“ und steht dafür, dass er in einem Fass nachreifte, der vorher einen fehlgereiften Sherry beherbergte. Aus diesem Fass hat er seine herbe nussige Richtung. Aus dem Bourbon-Fass davor Vanille-, Espresso- und Birnennoten. Nourney erzählte vom Kampf um die Sherry-, Portwein und Süßweinfässer, deren Verkauf für die Inhaber der Weingüter längst attraktiver ist, als der Verkauf des Inhalts.

Schon beim zweiten Whisky ging’s auf die Inseln. Nach Arran, wo ja 1995 noch vor dem Boom eine neue Destillerie gebaut und eröffnet worden war. Inzwischen gibt’s noch eine zweite, der wir dann später begegnen. Deshalb wird die eigentliche Arran-Destille künftig nach ihrer Lage in der Ortschaft Lochranza heißen. Aber an diesem Abend stand die Arran Signature Abfüllung Edition 1 auf dem Tisch der Whiskyfreunde – ein ungewöhnliche Kombination aus Fässern, die bei bestimmten Abfüllungen liegen geblieben sind, weil sie nicht zusammenpassten und so sind Whiskys verarbeitet, die in Bourbon- oder Sherry-Fässern zwischen sechs und 26 Jahre auf Arran lagerten. „Ein Stoff mit ganz wenig Trinkwiderstand“, wie Julia Nourney zu Recht urteilte.

Abfüllung mit Seltenheitswert

Selten findet man Abfüllungen von Glen Elgin, weil deren Whisky in die Blended-Produktion des riesigen Spirituosen-Konzerns Diageo gehen. Rudi Müller hat sich dennoch ein Fass gesichert, den Inhalt dann nochmals in ein Pedro-Ximénez-Sherry-Fass umgefüllt, das ihm Farbe und Würze gab, und nach 15 Jahren abgefüllt. Trotz des hohen Alkoholgehalts von 64,2 Prozent ist er sanft am Gaumen und eher fruchtig im Geschmack. Das war übrigens ein guter Anlass, mal „The Kentucky Chew“ zu lernen. Dabei nimmt man einen Tropfen Wasser auf die Zunge, füllt einen Schluck Whisky dazu und kaut das Ganze eine Weile, um es dann erste durch die Kehle rinnen zu lassen.

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Ähnlich selten zu kriegen sich Abfüllungen aus der MC-Duff-Destillerie. Rudi Müller hat eine im Angebot mit 16 Jahren und 58,4 Prozent Fassstärke. Der lag zuletzt noch in einem Malaga-Süßweinfass – und diese Süße schmeckt man. Übrigens hat die Brennerei ganz ungewöhnliche Brennblasen, mit Hälsen, die weit nach oben gehen, einen Holzbalken umgehen und dadurch sehr milden Alkohol produzieren.

Nach der Gulaschsuppe, die immer die Hälfte des Tastings begleitet, ging’s in die rauchigen und torfigen Gefilde. Und da waren alle zurück auf Arran bei der neuen Brennerei im Süden namens LAGG. Grad sind die ersten Flagship-Bottlings auf den Markt gekommen. Und beide konnten in Ketsch getestet werden: Die Kilory-Edition aus dem Bourbon Cask mit 46 Prozent und die Corriecravie-Edition aus dem Sherry-Fass mit 55 Prozent. Da war zu spüren, dass man sich auf Torfprodukte spezialisiert hat, die aber schon nach nur vier Jahren vollmundig und gar nicht sprittig daherkommen – das lässt auf einen neuen Stern am Himmel der torfigen Whiskys hoffen.

„Benriach gilt als die schottische Brennerei, die die meisten unterschiedlichen Stilistiken produziert“, sagt Julia Nourney dann – und sie hat eine der ganz wenigen weiblichen Masterblenderinnen Schottlands. Rachel Barrie, die das Handwerk bei Bowmore und Ardbeg auf Islay gelernt hat, präsentiert mit dem Smoke Season eine Fassstärke mit 52,8 Umdrehungen – der seine Farbe und seinen vollmundiges Torfaroma aus neuen Eichenfässern und Borbon-Fässern zieht.

Das Beste kommt zum Schluss: Bei Rudi Müller ist das meistens ein Ardbeg, diesmal der gerade zwei Wochen zuvor neu auf den Markt gebrachten Anthology – wahrlich ein selten guter Schluck. Und während Ardbeg in den letzten Jahren Sonderabfüllungen meist ohne Altersangabe editiert hat, stehen diesmal 13 Jahre Lagerzeit auf dem Etikett. Ein Teil der Lagerung hat in einem Sauternes-Fass stattgefunden, ein weißer Süßwein, wie er südlich von Bordeaux angebaut wird. Der Anthology wird wohl bald ausgetrunken sein oder bei den Sammlern im Regal stehen bleiben – leider.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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