Neulußheim. 20 Minuten herrschte Ungewissheit, dann wurde das erste Ergebnis eines Wahlbezirks auf die Leinwand in der Rolf-Heidemann-Halle übertragen und es kam so etwas wie Spannung auf: Vorneweg marschierte Kevin Weirether mit 37,6 Prozent, dahinter Kerstin Schroff mit 22 Prozent und Ingeborg Bamberg mit 21,4 Prozent. Marko Andelic kam auf 17.3 Prozent und das Ergebnis von Sebastian Bischoff wurde unter Sonstige aufgeführt – zu gering war seine Stimmzahl, als dass es die Rechner einzeln hätten ausweisen können. Am Ende kam er auf insgesamt 34 Stimmen.
Doch die Spannung währte nicht lange, schon bei der nächsten Einblendung – drei von neun Wahlbezirken waren ausgezählt – zeigte sich ein anderes Ergebnis: Weirether blieb mit 38,7 Prozent in Führung, doch nun folgte ihm Bamberg mit 25,5 Prozent, Schroff war auf 18,5 Prozent abgerutscht und Andelic konnte zwar punkten, doch mehr als die nun ausgewiesenen 18,5 Prozent sollte es für ihn an diesem Abend nicht mehr geben.
Wie Bürgermeister Gunther Hoffman, der ja bekanntlich für eine dritte Amtszeit nicht mehr zur Verfügung stand und deshalb den Vorsitz des Gemeindewahlausschusses übernehmen konnte, mitteilte, waren die 5274 Wahlberechtigten in der Gemeinde aufgerufen, ihre Stimmen in insgesamt sechs Wahlbezirken abzugeben. Hinzu kamen drei Briefwahlbezirke, sodass sich um 18.36 Uhr, als der fünfte von neun Wahlbezirken ausgezählt war, der Trend verfestigt hatte: Klar war zu diesem Zeitpunkt, dass es einen zweiten Wahlgang geben wird und klar war auch, dass dieser von Ingeborg Bamberg und Kevin Weirether bestritten wird.
Denn bis 18.43 Uhr – dann stand das endgültige Ergebnis fest – änderte sich an den Zahlen, die auf der Leinwand präsentiert wurden, nichts mehr: Weirether verlor zwar an Prozentpunkten, am Ende lag er bei 35,1 Prozent oder 986 Stimmen, doch war er uneinholbar. Bamberg verbesserte sich weiter, kam am Ende auf 787 Stimmen, was einem Anteil von 28 Prozent entsprach. Karin Schroff kam letztlich auf 472 Stimmen oder 16,8 Prozent und Marko Andelic konnte sich auf 18,8 Prozent und damit den dritten Platz mit 529 Stimmen verbessern.
Kritik an niedriger Wahlbeteiligung bei der Bürgermeisterwahl in Neulußheim
Ob Hoffmann mit seiner Befürchtung richtig lag, viele Wähler würden erst zum zweiten Wahlgang von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen, lässt sich kaum beweisen, Fakt ist jedoch, nach der neuen Gesetzeslage wird es keinen zweiten Wahlgang geben, bei dem sich jeder erneut bewerben kann, sondern nur noch eine Stichwahl unter den zwei Bestplatzierten des ersten Durchgangs, sprich der Wähler hat in drei Wochen, am Sonntag, 5. Mai, die Wahl zwischen Kevin Weirether und Ingeborg Bamberg. Alle anderen Kandidaten sind ausgeschieden.
Wenn an diesem Wahlabend in der Heidemann-Halle etwas mit Bedauern aufgenommen wurde, dann war es die Wahlbeteiligung, die bei 53,4 Prozent lag. „Da ist noch Luft nach oben“, umschrieb es Hoffmann euphemistisch.
Doch bei vier ernstzunehmenden Kandidaten mit unterschiedlichen Schwerpunkten ist es fast unverständlich, dass fast die Hälfte der Bürger von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch machte. Wenn nicht auf der kommunalen Ebene, wo kann dann der Bürger noch direkter die Geschicke mitbestimmen, brachte es die frühere Landtagsabgeordnete Rosa Grünstein auf den Punkt. Mit der Wahlbeteiligung war sie auf keinen Fall einverstanden.
Bürgermeisterkandidaten reagieren auf Wahlausgang: „Stichwahl war absehbar“
Nach eigenen Worten „positiv überrascht“ vom Wahlausgang zeigte sich Kevin Weirether im Gespräch mit unserer Zeitung. Er sei ein sehr bodenständig Mensch, fügte er hinzu, weshalb der seine Hoffnungen zügelte. Immerhin, dass es einen zweiten Wahlgang geben werde, davon war er überzeugt. Dass er mit dabei ist, freut ihn ungemein. „Jetzt noch mal drei Wochen Vollgas“, erklärt er, nun will er den Schwung aus der gestrigen Wahl mitnehmen.
Zufrieden mit dem Wahlergebnis ist Ingeborg Bamberg, immerhin gibt es eine Stichwahl und darf sie sich noch alle Chancen ausrechnen. Nicht zufrieden ist sie hingegen mit der Wahlbeteiligung: „Neulußheim hatte die Wahl zwischen engagierten Leute – eine Wahlbeteiligung von 53 Prozent ist schwach.“ Auch für sie werden es noch drei spannende Wochen, die sie intensiv nutzen will.
Enttäuscht vom Ergebnis ist Marko Andelic. Er nutzt die Gelegenheit gleich im Anschluss an das Ergebnis, allen zu danken, die ihn unterstützt haben und bescheinigt der Gemeinde, die nun nicht die seine wird, von herzlichen Menschen bewohnt zu sein, und freut sich gleichzeitig, dass einige seiner Wahlkampfideen ankamen und in den öffentlichen Diskurs aufgenommen wurden.
„Der Wähler hat entschieden“, bringt Karin Schroff ihre Enttäuschung auf den Punkt und verhehlt nicht, sich mehr versprochen zu haben. Auch sie ist von der geringen Wahlbeteiligung enttäuscht, doch müssten die Zahlen akzeptiert werden.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommunalpolitik Bürgermeisterwahl in Neulußheim: Wahlrecht ist ein hohes Gut