Soziales

Glück im Unglück: "Heavens Fighter" meistern Brand und Kündigung

Die "Heavens Fighter" helfen Bedürftigen mit Mahlzeiten, Kleidung und anderen Gütern, mussten jedoch nach einem Brand ihre Lagerhalle räumen und haben nun ein neues Domizil gefunden, um ihre Hilfsaktionen fortzusetzen.

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Nicolai Lehnort
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Bis Ende Juni müssen die Sachen aus der alten Lagerhalle in Neulußheim raus. © Frank Bayer

Neulußheim/Region. Sie helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Sie geben warme Mahlzeiten und Getränke an all die aus, die sie am dringendsten benötigen. Sie verteilen Kleidung, haltbare Lebensmittel und noch viel mehr, was es zum Leben auf der Straße oder in Armut braucht. Die „Heavens Fighter“ sind zu einer Institution in Schwetzingen und Umgebung geworden. Doch beinahe hätte sich ihre jahrelange Arbeit in Schutt und Asche aufgelöst. Beim Brand auf dem ehemaligen Noba-Gelände in Neulußheim blieb die Lagerhalle des Vereins für Obdachlosen- und Bedürftigenhilfe nur knapp von den Flammen verschont. Während die benachbarte hölzerne Lagerhalle völlig ausbrannte, kamen die „Heavens Fighter“ mit dem Schrecken davon.

„Unsere gesamte Existenz als Verein ist in dem Lager“, sagte der erste Vorstand Jürgen Reeb nach dem Brand im März. „Ohne das Lager hätten wir von null anfangen müssen.“ Wie sich herausgestellt hat, seien lediglich Rauch und Ruß in das Lager eingebrochen. „Wir sind noch glimpflich davongekommen“, zeigt sich Vereinsmitglied Frank Bayer erleichtert.

Brand in Neulußheimer Lagerhalle: "Heavens Fighter" sortieren und retten

In der Lagerhalle im Neulußheimer Gewerbegebiet befinden sich Kleidung, Schlafsäcke, Isomatten, haltbare Lebensmittel in Konservendosen oder Hygieneartikel wie Shampoo und Zahnpasta – alles gespendet von Privatpersonen oder Unternehmen. „Ich gehe davon aus, dass wir einiges wegschmeißen müssen“, sagte der für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins zuständige Bayer.

Die nächsten Aktionen

  • Samstag, 27., und Sonntag, 28. April: Kuchenverkauf und Infostand beim Fischerfest in Oftersheim.
  • Wer eine Kuchenspende zum Verkauf der „Heavens Fighter“ beim Fischerfest in Oftersheim leisten möchte, wendet sich an Frank Bayer, Telefon 0177/4 32 45 49, E-Mail: frank-bayer@gmx.de.
  • Samstag, 25. Mai: Ausgabe von Spenden und Speisen bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Schwetzingen. nl

Nach der Begutachtung war klar: Zahllose Schlafsäcke und Isomatten sind nicht mehr zu gebrauchen. Auch viele Kleidungsstücke, die erst kürzlich gespendet und vorübergehend auf einem Kleiderständer aufbewahrt wurden, müssen entsorgt werden. Grund dafür ist der Geruch, der sich in die Textilien gebissen hat. Zumindest die Lebensmittel haben sich schadlos gehalten. Was aber nicht bedeutet, dass sie schlicht verteilt werden können, wie Bayer erklärt: „Jede einzelne Dosenravioli muss abgestaubt und gewaschen werden.“

Kündigung und Suche nach neuem Lager für "Heavens Fighter"

Erst vor rund einem Monat hatte der Verein einen anderen Rückschlag zu verkraften: Ein Kündigungsschreiben war in den Briefkasten geflattert: Die Lagerhalle muss bis zum 30. Juni geräumt werden. Sie werde abgerissen und das gesamte Gewerbegebiet für ein Bauvorhaben präpariert, sei ihnen als Mieter mitgeteilt worden, berichtete Bayer. Der Neulußheimer Gemeinderat hatte im Sommer vergangenen Jahres eine Neuordnung des Areals beschlossen. Die Suche nach einem neuen Dach für die zahlreichen Hilfsgüter, der Umzug in eine neue Lagerhalle und gleichzeitig die geplanten Aktionen des Vereins fortführen – Bayer sprach von einer „Mammutaufgabe“.

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Und die „Heavens Fighter“ verlieren durch die Neugestaltung des Geländes auf einen Schlag gleich noch einen weiteren wichtigen Pfeiler ihrer Arbeit: Büroräume. Die hatten sie im selben Gewerbepark erst vor rund drei Monaten angemietet und aufwendig renoviert. Die Mühe haben die Vereinsmitglieder sich umsonst gemacht. Auch aus den Büroräumen müssen sie bis Ende Juni ausziehen. „Wir haben noch nicht eine Versammlung darin gehabt“, sagt Bayer. „Die meisten haben den Raum noch nicht einmal gesehen.“ Es schien die optimale Lösung, nachdem der Verein zuvor von Gaststätte zu Gaststätte ziehen musste, um Versammlungen abzuhalten.

Frank Bayer ist bei den Hevans Fighter für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. © Frank Bayer

Neuer Standort in Ketsch sichert Zukunft der "Heavens Fighter"

Inzwischen sehen Frank Bayer und seine Mitstreiter jedoch Licht am Horizont: In einem Online-Portal entdeckten die Vereinsmitglieder eine inserierte Lagerhalle in Ketsch. Kurze Zeit und einige Gespräche und Besichtigungen später stand die Unterschrift unter einem neuen Mietvertrag – und die etlichen Hilfsgüter bekommen ein neues Dach über dem Kopf.

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„Das ist zum Glück absolut perfekt gelaufen“, zeigt sich Frank Bayer erfreut. Die neue Halle ist wie erhofft einen Tick größer und hat im Gegensatz zur alten Lagerstätte einen Wasseranschluss und Sanitäranlagen. Sogar eine Lösung für die Versammlungen bietet das neue Objekt: Es beinhaltet einen großzügigen Aufenthaltsraum.

Umzugshilfe und Engagement: "Heavens Fighter" bleiben aktiv

Aktuell befinden die „Heavens Fighter“ sich im Umzugsstress. Den Zugang zur alten Halle in Neulußheim hat der damalige Brand verschont. „Wir können genau bis zu unserem Tor fahren“, schildert Bayer den Zustand auf dem Gelände. „Fünf Meter weiter wäre das schon nicht mehr möglich.“ Nun müssen die Spenden in Neulußheim ausgeräumt und sortiert werden, ehe sie in Ketsch ein vorübergehendes Zuhause erhalten.

Manuela Dehoust ist bei den „Heavens Fighter“ für die Lagerleitung verantwortlich, Vor-sitzender des Vereins ist Jürgen Reeb. © Frank Bayer

Dabei kann der Verein auf ein neues Mitglied zurückgreifen, das besonders hilfreich ist: einen Transporter. Eine Pfälzer Firma stellt den mit zahlreichen Sponsorenlogos beklebten Kleinbus zur Verfügung – im Gegenzug verschaffen die „Heavens Fighter“ den Unternehmen durch ihre Nutzung Aufmerksamkeit in der Region. Das erleichtert den rund 25 aktiven Mitgliedern den Transport vom alten ins neue Lager – und bei ihren Aktionen. „Das bringt uns unheimlich viel“, schwärmt Bayer.

Die geplanten Hilfsaktionen, etwa Ende Mai in Schwetzingen, aufgrund der turbulenten Zeiten abzusagen, ist für die „Heavens Fighter“ keine Option. Denn die Anzahl der Bedürftigen steige laut Bayer stetig an. „Die Leute warten darauf und brauchen unsere Hilfe“, sagt er.

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Frank Bayer ist zuversichtlich, dass sich der Verein rasch von den Folgen des Brands erholt. Schon in den vergangenen Monaten hatten die „Heavens Fighter“ aus Platzgründen keine Kleiderspenden mehr annehmen können. Entsprechend glaubt Bayer, „dass wir das Lager ruckzuck wieder voll mit Kleidung haben werden. Es wird viel gespendet.“ Angesichts der kommenden Monate ist das auch nötig. Schließlich haben die „Heavens Fighter“ ihre Hilfsaktionen schon bis Ende 2024 durchgeplant.

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

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