Oftersheim. Wenn vollbärtige Männer in Bauchtanzkostümen nur an den Armen und Beinen durch die Luft geschleudert werden. Wenn eine leicht bekleidete Hausfrau versucht, sich den Ehemann der Prinzessin zu schnappen. Wenn der Bürgermeister mit vollständig grün bemalter Glatze und Spitzbart im Gesicht die Bühne betritt. Dann kann das nur eines bedeuten: In Oftersheim ist die Fasnacht zurück.
Wie es die Tradition verlangt, begann auch diese Prunksitzung des Carneval-Clubs Grün-Weiß Oftersheim pünktlich, um 19.01 Uhr, mit dem großen Einmarsch der vereinseigenen Streitmacht. Doch nicht nur die Eigengewächse feierten einen atemberaubenden Auftritt – für die musikalische Untermauerung des beeindruckenden Startschusses sorgten die befreundeten Trommler der Ketscher „Hewwlguggler“, die auch nach Abmarsch der grün-weißen „Großmacht“, die brechendvolle Kurpfalzhalle mit Hits, wie „Sweet Caroline“ zum Kochen brachten.
Mit einem vielseitigen Musikmix aus den bekanntesten Faschingsliedern, die auch den hintersten Besucher der Veranstaltung zum begeisterten Aufspringen bewegten, verabschiedeten sich die Ketscher Musiker unter Leitung von Gunnar Wagner und Holger Mohr.
Während die letzten Töne noch in den Reihen des euphorisierten Publikums nachhallten, begrüßte auch das mitgereiste Königspaar der Karnevalsgesellschaft Narrhalla Ketsch, Präsident Danny Wehnes mit seiner angetrauten Prinzessin Jacky I, die Massen des benachbarten Reiches.
Und dann konnte es endlich mit den Auftritten der Oftersheimer Fasnachtsgrößen beginnen – und zwar mit einer ganz besonderen: Elfriede Bender, ein langjähriges Mitglied des Carneval-Clubs, durfte zu ihrem vortägigen 85. Geburtstag einen Blumenstrauß von Präsident Jürgen Abel entgegennehmen. Nach einem kurzen Ständchen für sie und zwei weitere anwesende Geburtstagskinder versetzten die drei Tanzmariechen des Clubs – Mila und Mila sowie Frieda – die feierwütigen Fans mit akrobatischen Höchstleistungen ins Staunen.
Nach den jeweiligen, einwandfreien Einzelauftritten und dem gemeinsamen Tanz auf der Bühne, war es keine allzu große Überraschung, als die Sitzungspräsidentin Monika Michaelis verriet, dass die drei Mädchen schon mehrere Gold-, Silber- und Bronzemedaillen im Gardetanz abstauben konnten.
Stimmgewaltiger Präsident Jürgen Abel singt ins Mikrofon
Vielleicht nicht ganz so akrobatisch, dafür mindestens genauso künstlerisch, führte Jürgen Abel mit drei selbstgedichteten Liedern den Abend fort. Nach einem Loblied auf die Fasnacht sorgte der stimmgewaltige Präsident mit seinem zweiten Song – einem Lied über sehr dünne Frauen, die sich selbst für dick halten – für herzhafte Lacher der Zuhörerschaft.
Den humoristischen Höhepunkt erreichte der Vereinsfunktionär, der sich selbst wieder und wieder übertraf, mit seiner dritten und letzten Darbietung. Selbstironische Zeilen wie „Ich wollte niemals auseinandergehen“ und „Ich würde so gerne mal meine Füße sehen“, ließen den ein oder anderen Oftersheimer Tränen lachen.
Vor der Ordensverleihung und Ehrung der anwesenden Größen, waren dann erstmal die Kleinsten an der Reihe. Die „Sternflitzer“ überwältigten ihre gerührten Fans nicht nur mit viel Niedlichkeit, sondern auch mit einer klaren Botschaft – sie putzten in ihrer Darbietung die verschmutzte Erde und sorgten damit auch für eine Botschaft im Sinne der Nachhaltigkeit.
Nachdem die Sitzungspräsidentin die Jugend verabschiedete und die Oftersheimer Größen auf die Bühne bat, brachte auch Pascal Seidel, der Bürgermeister von Oftersheim, den ein oder anderen Lacher in die Kurpfalzhalle – vollständig grün bemalt und mit einem schwarzen Spitzbart im Gesicht, verkörperte er mit bemerkenswerter Präzision einen Flaschengeist. Den lautesten Applaus genossen trotz dessen und zurecht die Ehrenamtlichen des Deutschen Roten Kreuzes und der Freiwilligen Feuerwehr.
Genau die richtigen Gastauftritte in Oftersheim
Die wiederkehrenden, hochprofessionellen und reibungslosen Auftritte der Gardetänzerinnen, machten die Vereinsfunktionäre, die traditionell auf der Bühne im Hintergrund saßen, sichtbar stolz. Ein weiteres Highlight brachte das Bühnenwunder Marion Striebich als Klara Kohlbäcker nach Oftersheim. Die Alleinunterhalterin, die eine sexuell frustrierte, dafür aber deutlich zu direkte Hausfrau spielte, konnte nahezu jeden der amüsierten Zuschauer zum Fremdscham bewegen.
Kohlbäcker nahm dabei besonders Bürgermeister Seidel, der zu seinem Glück kurzzeitig die Halle verlassen hatte, auf die Schippe. Doch nicht nur der Bürgermeister war Leidtragender der spektakulären Show: Die amtierende Prinzessin Sarah muss zusehen, wie ihr Ehemann Jens Knobloch, vom Bühnenwunder bestiegen wurde.
Nach einem märchenhaften Gardeschautanz kleiner Feen und einer Playbackshow, bei der für alle etwas dabei war, beanspruchte die Dragqueen Célin Bouvier das Publikum. Die Alleinunterhalterin mit bürgerlichem Namen Markus Beisel, hat eine wichtige Botschaft im Gepäck: „Es ist Fasnacht, nehmt nicht alles so ernst“, betont die Dragqueen.
Kurz darauf beweist auch Bouvier Selbstironie: Ihr Ausspruch „Kleid aus New York, Schuhe aus Paris. Scheiße, dass das Gesicht aus Mannheim kommt“, sorgte für Begeisterung auf den Zuschauerplätzen.
Nachdem daraufhin auch die vereinseigenen Gardetänzerinnen „Smaragdfunken“ mit einem fulminanten Auftritt Eltern und Zuschauer für sich gewannen, war es wieder Zeit, den Kreislauf der vielen Fasnachtfreunde in Schwung zu bringen. Auch hier bewiesen die Veranstalter den richtigen Riecher – die Partykanone Claudio Glässer ließ nichts anbrennen.
Als erster, doch bei weitem nicht letzter an diesem Abend, stieg der Schlagersänger die Tische. Mit seiner sympathischen und freudbringenden Art, erreichte der Mann jung und alt. Nach seiner stimmungsvollen Zugabe befand sich nahezu jeder der Besucher in der Vertikale. Ein Zustand, den die Fans an diesem Abend auch bei den weiteren Auftritten, unter anderem einem Männer-Ballett in Bauchtanzkostümen und ein Gastauftritt des TSV Oftersheim, nicht mehr verließen.
Damit ging die Prunksitzung 2024 des Carneval-Clubs Grün-Weiß mit einigen herrlichen Erinnerungen zu Ende und die Gäste vergnügten sich noch bis spät in die Nacht an der Fasnachtsbar in der Halle – schließlich regieren aktuell die Narren.
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