Sommerinterview (Teil 3) - Michael Seidling von den Freien Wählern sieht Tiere als Bereicherung für Naherholungsgebiet / Bau des Rettungszentrums unbedingt erforderlich

Freie Wähler Oftersheim im Sommerinterview

Von 
Janina Hardung
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Freie-Wähler-Fraktionssprecher Michael Seidling möchte für den Hardtwaldring ein Tempolimit nach Vorbild der Heidelberger Straße forcieren. © Hardung

Oftersheim. Welche Themen bewegen die Bürger, welche Herausforderungen müssen bewältigt werden und wie sollte man damit umgehen? In unserer Sommerinterview-Reihe können sich die Oftersheimer Gemeinderatsfraktionen dazu äußern.

Fraktionssprecher Michael Seidling von den Freien Wählern hat im dritten Teil der Reihe die Fragen schriftlich beantwortet.

Herr Seidling, gibt es einen Ort in Oftersheim, um den sich in Ihren Augen nicht genug gekümmert wird?

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Michael Seidling: Da fällt mir der Leimbach ein, oder besser gesagt die öden Betonwände und das langweilige Gewässer. Mit Steinbrocken oder Stufen beispielsweise könnte man die Fließgeschwindigkeit verändern und mehr Sauerstoff in das Gewässer bringen.

Sind Sie mit der Umsetzung des Rettungszentrums zufrieden? Hätten Sie sich etwas anders gewünscht?

Seidling: Mit dem Bau des Rettungszentrums bin ich insgesamt zufrieden. Dieser Neubau war unbedingt erforderlich, wobei allerdings der vereinbarte Kostendeckel im Verlauf der Baumaßnahmen mehr oder weniger in Vergessenheit geraten ist.

Tempo 30 in der Heidelberger Straße – der Lärmaktionsplan wird bald umgesetzt. Könnte man die Umsetzung irgendwie beschleunigen? Und gibt es noch andere Straßen, wo Sie ein Tempolimit wichtig finden?

Seidling: Jeder hofft auf eine schnelle Lösung und Umsetzung von „Tempo 30“ für die Heidelberger Straße, nur solche Dinge brauchen auch Zeit, wenn keine Fehler passieren dürfen. Ein weiterer Grund für die lange Dauer der Maßnahme ist der, dass parallel zur Heidelberger Straße auch im Hardtwaldring „Tempo 30“ umgesetzt werden soll. Dies sehe ich als sehr sinnvoll an, da im Hardtwaldring keine Ausweichstrecke zur Heidelberger Straße mit entsprechender Mehrbelastung der Anwohner entstehen soll.

Finden Sie, der Mensch greift bei den Oftersheimer Dünen zu sehr ein beispielsweise mit Zäunen oder dem punktuellen Weiden der Ziegen und Schafe – oder müsste da noch viel mehr passieren?

Seidling: Die Belastung der Spaziergänger auf der Düne durch die Zäune ist teilweise schon akut. Zum Beispiel waren in den letzten Wochen einige Gatter mit Ketten versperrt und nicht zu öffnen. Zum Gesamtprojekt gibt es natürlich verschiedene Ansichten, die von vollkommener Ablehnung bis großer Zustimmung reichen. In meinen Augen sind die Tiere (Ziegen, Schafe und vor allem die Esel zu deren Bewachung) eine Bereicherung für das Naherholungsgebiet auf den Dünen; die Grundidee der Maßnahme, die ursprüngliche Vegetation auf dieser für Deutschland exponierten Landschaftsform nach Möglichkeit wiederherzustellen, halte ich im Übrigen für unterstützenswert.

Was läuft bei der Baustelle Mannheimer Straße gut und was nicht? Anwohner beschweren sich unter anderem wegen der Parkregelungen – finden Sie das verständlich?

Seidling: Zum Thema Baustelle Mannheimer Straße gab am Wochenende oder vor einer Woche einen Leserbrief in der Schwetzinger Zeitung vom 31. Juli aus der Karlsruher Straße in Schwetzingen, der mir sehr gefallen hat. Mehr braucht es nicht. (Leser Hans-Peter Rösch hat dort von seinen Erlebnissen in der Karlsruher Straße berichtet. Von März 2020 bis Anfang Juni 2021 war diese eine Großbaustelle – Anmerkung der Redaktion.)

Wie sehen Sie die Diskussion um den barrierefreien Bahnhof? Wie soll das finanziell geregelt werden – oder haben Sie sogar eine ganz andere Lösung, wie man barrierefrei nach Schwetzingen kommen könnte?

Seidling: Die Diskussion um die Bahnunterführung ruht derzeit; ich hoffe, nicht auch der Rechtsstreit vor dem Verwaltungsgericht. Meines Erachtens nach ist die Argumentation der Bahn eine juristische Spitzfindigkeit, um sich vor den Kosten des Ausbaus zu „drücken“. Für mich ist die Unterführung der Bahnstrecke der Ersatz für den damaligen schienengleichen Übergang B 291 und keine Verbindung von zwei Ortsteilen. Welche andere Lösung sollte es geben? Der Bau einer Überführung über die Rheintalstrecke ist schon damals verworfen worden.

Bald soll es Luftfilter an Kindergärten und Schulen geben. Lange wurde darüber im Gemeinderat diskutiert. Was halten Sie von dieser Lösung gegen das Coronavirus? Gibt es für Sie noch andere Mittel?

Seidling: Ich könnte mir fest installierte Lüftungsanlagen vorstellen, die automatisch eine Frischluftzufuhr beinhalten, und – nach derzeitigem Stand – eine sichere Fördermöglichkeit. Allerdings wären diese zu Schuljahresbeginn nicht einsatzbereit – was die Mehrheit im Gemeinderat nicht wollte. Auf der anderen Seite wären diese fest installierten Geräte – je nach technischem Stand – eventuell auch als Klimageräte einsetzbar.

Seit Juli hat die Gemeinde eine neue Integrationsbeauftragte. Welche Projekte würden Sie sich im Ort wünschen?

Seidling: Ich hatte noch keine Gelegenheit für ein Gespräch, um überhaupt die Möglichkeiten auszuloten. Da vieles auch von der Frage der Finanzierung abhängt, hielte ich es für nicht zielführend, ohne interne Abstimmung hier Wünsche zu formulieren.

Welcher ist Ihr Lieblingsplatz in der Gemeinde – und warum?

Seidling: Das ist (war) immer der Wald für mich, sei es mit dem Fahrrad oder Wanderer, vor allem aber als begeisterter Pilzsammler. Leider setzen Trockenheit und Klimawandel dem Baumbestand Grenzen; es muss ein Umdenken In der Waldbewirtschaftung und ein Wandel zu resistenteren Baumarten geben. Und ein weiteres Problem stellt die Kermesbeere dar (wir berichteten), gegen die der Kampf nur schwer zu gewinnen sein wird. Wenn ich oben geschrieben habe, so ist der Wald immer noch mein Lieblingsplatz, aber er hat unter den geschilderten Angriffen momentan doch sehr zu leiden.

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