Oftersheim. Die Positionen könnten beim Ökologieprojekt Leimbach-Landgraben vor den Toren Oftersheims wohl nicht weiter auseinanderliegen: Auf der einen Seite das Regierungspräsidium Karlsruhe, das in der dauerhaften Umnutzung von rund 15 Hektar Ackerflächen kein größeres Problem sieht – schließlich seien diese ja nur gepachtet und dürften somit von den Landwirten „nicht zur Existenzsicherung“ genutzt werden. Auf der anderen Seite die Oftersheimer Bauern, die um ihre fruchtbarsten und somit wertvollsten Böden fürchten und darauf verweisen, dass in der Region der allergrößte Teil der Flächen eben nur zu pachten, nicht aber zu kaufen sei.
Tatsächlich betont auch das baden-württembergische Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum, dass – Stand 2016 – im Landesschnitt bereits über 60 Prozent der Ackerflächen gepachtet gewesen seien, mit regionalen Unterschieden und zunehmender Tendenz. In diesem Zusammenhang wäre es sicher angebracht, wenn die Planer das Thema Landwirtschaft nicht nur lapidar und nebenbei behandeln würden. Denn allenthalben wird bei uns davon gesprochen, wie wichtig es sei, mehr regionale Lebensmittel zu kaufen – auch und gerade fürs Klima und den Umweltschutz.
Doch die Konkurrenz um die Böden wächst gerade in unserer dicht besiedelten Rhein-Neckar-Region stetig: Neue Wohngebiete, neue Gewerbegebiete, neue Straßen, neue Bahnlinien und neue Radschnellwege sind allesamt wichtig, brauchen aber Platz. Das gilt ebenso für neue Naturschutzgebiete und neue Ackerflächen. Das alles unter einen Hut zu bekommen, ist eine große Aufgabe. Deshalb müssen Kompromisslösungen her, Abwägungen getroffen und vor allem öffentliche Diskussionen über das Thema geführt werden. Und beim Ökologieprojekt Leimbach-Landgraben braucht es eine Öffentlichkeitsbeteiligung, die weder Bürger noch Landwirte vor faktisch vollende Tatsachen stellt.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Im Projekt Leimbach-Landgraben bei Oftersheim sind Kompromisse notwendig
Benjamin Jungbluth findet, dass das Regierungspräsidium die regionale Landwirtschaft nicht so lapidar behandeln sollte.