Landgraben

Land unter in Oftersheim: Keine Lösung für überflutete Äcker

Überschwemmungen sorgen bei Landwirten im Ort für Ernteausfälle, doch die Behörden verweisen auf vergleichbare Vorfälle und sehen keinen Handlungsbedarf. Was bedeutet das für die Landwirtschaft?

Von 
Benjamin Jungbluth
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Mitte Juli hat der Landgraben (l.) schon wieder Hochwasser, obwohl es zuvor nur durchschnittlich geregnet hat. Das Wasser läuft über den Betriebsweg auf die nördlichen Felder (r.). © Helmut Wiegand

Oftersheim. Land unter auf Oftersheimer Feldern: Entlang des Landgrabens sind in den vergangenen Wochen und Monaten mehrfach der parallel verlaufende Betriebsweg sowie die nördlich angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen überflutet worden, obwohl es zuvor nur durchschnittlich stark geregnet hat. Die beiden betroffenen Landwirte Klaus Koppert und Helmut Wiegand hatten zunächst noch gehofft, dass es sich um zufällige Einzelereignisse handelte, doch inzwischen befürchten sie ein größeres Problem.

„Früher sind unsere Felder Richtung A 5 und Sandhausen vielleicht alle zehn Jahre mal überschwemmt worden, wenn es richtig viel geregnet hat. Jetzt passiert das häufiger und ohne erkennbaren Grund“, erläutert Wiegand, der zugleich auch Vorsitzender des Oftersheimer Bauernverbandes ist. „Mitte Juli stand einer meiner Kartoffeläcker zu zwei Dritteln unter Wasser, außerdem waren Weizenfelder betroffen. Weil das alles Anfang Juni schon einmal passiert ist, sind jetzt viele meiner Pflanzen eingegangen.“

Rund 20 000 Euro Schaden

Seinen durch die ungewöhnlichen Überschwemmungen angerichteten Schaden schätzt Wiegand auf rund 20 000 Euro. Genau könne er die Summe zwar nicht beziffern, weil er die Ausfälle bislang nicht exakt erfasst habe, doch durch die Häufung sehen sich die Oftersheimer Landwirte nun an einem Punkt, an dem gehandelt werden müsse. „Das sind keine ausgewiesen Überflutungsgebiete und es ist in dieser Art ein neues Phänomen – also muss es irgendeine neue Ursache dafür geben, gegen die etwas getan werden muss“, sagt Klaus Koppert. „Auf Dauer sind das einfach zu hohe Verluste für uns.“

Regierungspräsidium widerspricht

Die Landwirte hatten Mitte Juli mit verschiedenen Stellen Kontakt aufgenommen, um das Problem zu melden und Abhilfe einzufordern. Neben dem Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises war dabei auch der Abwasserzweckverband Untere Hardt beteiligt, der die gleichnamige Kläranlage in St. Ilgen betreibt. Teilweise auf der Gemarkung von Sandhausen gelegen, werden dort die gereinigten Abwässer der Umgebung in den Landgraben geleitet.

Deshalb könnte dort aus Sicht der Oftersheimer eine der Ursachen für den ungewöhnlichen Anstieg des Gewässers liegen, doch der Kreis widerspricht dieser Theorie auf Nachfrage unserer Zeitung: „Zum Zeitpunkt der letzten Überflutung des Ackers hat das Regenüberlaufbecken der Kläranlage nicht abgeschlagen. Von der Kläranlage kommen sonst konstante Zuflüsse in den Landgraben und es kann ausgeschlossen werden, dass der Kläranlagenablauf die Situation verschlimmert“, teilt das Landratsamt mit.

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Außerdem habe es einen gemeinsamen Vor-Ort-Termin mit einem der betroffenen Landwirte gegeben, um das Thema weiter zu analysieren. Auch habe das Wasserrechtsamt umgehend mit dem Landesbetrieb Gewässer beim Regierungspräsidium Karlsruhe Kontakt aufgenommen. Letztlich seien jedoch keine begründeten Vermutungen oder konkreten Ursachen für die Überschwemmungen gefunden worden.

Eine weitere Mutmaßung der Oftersheimer Landwirte schließt hingegen das Regierungspräsidium auf Nachfrage aus. So sei die südliche Uferböschung des Landgrabens in den vergangenen Jahren nicht extra erhöht worden, wodurch das Wasser eher auf die nördlichen Felder laufen könne. Stattdessen seien dort bei Unterhaltungsarbeiten für den Hochwasserschutz lediglich Ablagerungen und Bewuchs abgelegt worden, was aber „zu keiner nennenswerten Erhöhung der südlichen Böschung“ geführt habe, so eine Sprecherin.

Die Oftersheimer Landwirte Helmut Wiegand (l.) und Klaus Koppert auf einem der betroffenen Felder: Vorne ist der vom Weg eingespülte Kies zu erkennen, dahinter ein Teil der eingegangenen Pflanzen. Der schwere Baustellenverkehr für die neuen Strommasten im Hintergrund könnte den Bereich weiter abgesenkt haben, so eine Vermutung des Regierungspräsidiums. © Benjamin Jungbluth

Vor rund zwölf Jahren sei allerdings die nördliche Böschung leicht vergrößert worden, weil sich dort mit der Zeit das Gelände abgesenkt hatte. Neben natürlichen Setzungsvorgängen könne dabei die Befahrung des ufernahen Weges eine Rolle gespielt haben und dort sieht das Regierungspräsidium auch eine denkbare Ursache für die aktuellen Probleme. „Möglicherweise kam es in der letzten Zeit auch durch Schwertransporte im Zuge der aktuellen Stromtrassenarbeiten zu einer beschleunigten Senkung des Weges“, schreibt die Behörde.

Anpassungen sind nicht geplant

Tatsächlich werden in Sichtweite des Landgrabens – und teilweise über den Wirtschaftsweg am Ufer erschlossen – derzeit neue Starkstrommasten aufgebaut. Dennoch plant das Regierungspräsidium abseits von kleineren Anpassungen im Zuge der notwendigen Unterhaltung des Weges und des Uferbereichs keine weiteren Maßnahmen, denn aus Karlsruher Sicht handelt es sich bei den Überschwemmungen der Äcker um normale Vorfälle.

„Entsprechend den Beobachtungen vor Ort traten auch schon früher stellenweise Ausbordungen (,Überschwappen‘) des Landgrabens auf. Die aktuellen Ausbordungen werden somit als nicht ungewöhnlich eingestuft, auch wenn es in den letzten Jahren auffallend wenige Ausbordungen gab“, schreibt das Regierungspräsidium auf Nachfrage.

Deshalb seien aktuell keine Anpassungen geplant. „Grundsätzlich sind Maßnahmen am Leimbach und Landgraben nur im Zusammenhang mit der Hochwasserschutzkonzeption Leimbach-Hardtbach vorgesehen, auf deren weiterer Umsetzung der Schwerpunkt liegt“, schreibt das Regierungspräsidium stattdessen und verweist damit auf das wohl noch auf Jahre in der Planung befindliche Großprojekt, gegen das ausgerechnet Helmut Wiegand als betroffener Landwirt und Bauernverband-Vorsitzender in unserer Zeitung vor kurzem Stellung bezogen hatte.

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Gleichzeitig betont die Behörde jedoch, dass dieses Projekt im Bereich Oftersheim als reines Ökologieprojekt und nicht zum Hochwasserschutz konzipiert sei. Und selbst wenn es dazu dienen sollte, hätten Äcker keine Priorität bei einer solchen Maßnahme. „Die Zielsetzung für die Verbesserung des Hochwasserschutzes bezieht sich dabei immer auf Ortslagen und Siedlungsgebiete. Für landwirtschaftliche Flächen ist der Ansatz, dass es keine Verschlechterung in Bezug auf die Überflutungen geben soll“, heißt es aus Karlsruhe.

Kurzum: Die Oftersheimer Landwirte müssen nach Ansicht der zuständigen Behörden mit den wiederkehrenden Überflutungen ihrer Äcker vorerst leben.

Und auch die Frage nach möglichen Entschädigungen für die dabei entstandenen Schäden erhält vom Regierungspräsidium eine Absage: „Es ist nicht vorgesehen, regelmäßige Ertragsausfälle aus landwirtschaftlichen Fördergeldern zu entschädigen“, heißt es aus Karlsruhe abschließend.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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