Klimaschutz

Meister Lutz aus Oftersheim erklärt nachhaltiges Heizen

Das Heizen mit Holz ist die Urform des Heizens und wurde mit der Zähmung des Feuers bereits von Frühmenschen angewendet. Aber warum wird heute eigentlich so „wenig“ mit Holz geheizt, es gilt doch als klimaneutral?

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PM Gemeinde Oftersheim
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Meister Lutz erklärt, warum Holz als Heizmethode – hier ein Symbolbild – nicht so klimaneutral ist, wie oft angenommen wird. Der Klimaschutzmanager betont die Bedeutung von alternativen Heizmethoden. © DPA

Oftersheim. Unter dem Pseudonym Meister Lutz schreibt Oftersheims Klimaschutzmanager regelmäßig über Themen, die mit seinem Fachgebiet zu tun haben und klärt über mögliche Fehlannahmen auf. Diesmal beschäftigt er sich mit Holz als Heizmethode.

Das Heizen mit Holz ist die Urform des Heizens und wurde mit der Zähmung des Feuers bereits von Frühmenschen angewendet. Aber warum wird heute eigentlich so „wenig“ mit Holz geheizt, es gilt doch als klimaneutral?

Warum wurde mit Holz geheizt?

Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die meisten Heizungsöfen mit Holz befeuert. Immer mehr Menschen lebten auf der Erde und jeder in den nördlichen Breiten benötigte fürs Heizen und Kochen Holz. Das hatte zur Folge, dass um die Städte die Wälder für die Versorgung mit Brennholz abgeholzt wurden und die Kahlschläge sich immer weiter in den Wald fraßen, bis Europa praktisch komplett entwaldet war. Spanien, Frankreich, die britischen Inseln, Benelux und Polen haben heute deswegen nur noch wenige kleinere Waldreste.

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Deutschland war weitsichtig und hat einige seiner abgeholzten Urwälder als Sekundärwälder wieder aufgeforstet und damit sehr viel Kohlenstoffdioxid der Atmosphäre entzogen. So auch der Hardtwald, der komplett ein wieder aufgeforsteter Sekundärwald ist.

Dann hatte man Mitte des 19. Jahrhunderts die Idee, die sich mit zunehmenden Wissen über atmosphärische Zusammenhänge aber als fataler Irrtum herausgestellt hat: das Stoppen der Abholzung der Wälder durch die Verfeuerung von fossilem Kohlenstoff in Form von Kohle, Öl und Gas. Und damit das Einbringen von „entsorgtem“ Kohlenstoff fossilen Ursprungs als unvorstellbare Mengen Kohlenstoffdioxid in den Deponieraum Atmosphäre.

Bedarf ist gestiegen

Jetzt kann man auf die Idee kommen, also beim Heizen wieder zurück zum Holz, egal ob das mit Holzscheiten oder -pellets erfolgt. Weil Holz ja als klimaneutral gilt. Mittlerweile leben aber etwa fünfmal so viele Menschen mit jeweils x-fachem Wärmeenergiebedarf auf der Erde wie zum Zeitpunkt der Umstellung von Holz auf Kohle, Öl und Gas.

Das bedeutet, dass die wenigen Restwäldchen und die wieder aufgeforsteten Wälder im Falle einer Umstellung auf Wärmeversorgung durch Holzverbrennung innerhalb weniger Jahre komplett verschwunden wären. Holz ist zwar klimaneutral, aber bei der Verbrennung, die innerhalb von Minuten oder Stunden abläuft, wird der komplette im Holz gebundene Kohlenstoff in die Atmosphäre eingebracht.

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Das steht im Gegensatz zum Jahre dauernden Vermodern im Wald, bei dem der Kohlenstoff im Holz als CO2 über die Zersetzungsprozesse, die durch Pilze gestartet werden, ganz langsam ausgast. Oder im Gegensatz zur Jahrhunderte bis Jahrtausende überdauernden perfekten Speicher-ung des Kohlenstoffs in vernässten Böden, den Mooren. Außerdem gibt Holz beim Verbrennen viel mehr Feinstaub in die Atmosphäre ab als eine mit Gas oder Öl gespeiste Flamme. Diese aber bringt den im Boden elegant gespeicherten Kohlenstoff zurück in die Atmosphäre, wo er sich für Jahrhunderte im Deponieraum Luft verbleibend, immer weiter anreichert.

Die massenhafte Verbrennung von Holz und auch Kohle in Öfen und Kochstätten hatte auch zur Folge, dass die großen Städte der nördlichen Breiten bis weit ins 20. Jahrhundert praktisch die ganze Heizperiode dauerhaft „Smog-Alarm“ hatten – mit beißendem Rauch und vielen Menschen mit Lungenerkrankungen. Hätte es damals schon den Smogalarm gegeben, hätten die Städter der damaligen Zeit ihre Stadt selbst bei ausgelöstem Alarm als Luftkurort empfunden.

Holz ist außerdem viel zu kostbar zum Heizen, weil es der mit Abstand Klima verträglichste Baustoff und lang wirkender Kohlenstoffspeicher ist.

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