Nach Umleitung

Verkehrsbelastung in Oftersheimer Beethovenstraße: Anwohner fordern Maßnahmen

Viele Fahrzeuge nutzen nach Öffnung der Mannheimer Straße immer noch die vorherige Umleitungsstrecke – zum Leidwesen der Anwohner. Zumindest bei den Bussen sollte das aber bald enden.

Von 
Lukas Heylmann
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Blick in die Beethovenstraße aus Richtung Schwetzinger Bunsenstraße: Die meiste Zeit ist es hier verkehrstechnisch vergleichsweise ruhig - jedoch anders als früher nicht immer. © Heylmann

Oftersheim. Eigentlich sollte in der Oftersheimer Beethovenstraße wieder alles beim Alten sein. Das bedeutet: Auf dem Stand von Sommer 2022, bevor die langwierige Sperrung der parallel verlaufenden Mannheimer Straße für Kanalsanierungsarbeiten begann und Autos sowie Linienbusse über die Beethovenstraße umgeleitet wurden. Für die Anwohner war das eine Belastung, für die auch Bürgermeister Pascal Seidel bei der offiziellen Wiedereröffnung der Mannheimer Straße Anfang Februar Verständnis zeigte.

Das Problem: Das Verkehrsaufkommen in der Beethovenstraße, die an der Gemarkungsgrenze zu Schwetzingen aus der Bunsenstraße hervorgeht, ist nach Ende der Umleitung gesunken, aber mitnichten auf das Niveau von vor der Sperrung, wie Anwohnerin Christine Laqua berichtet. So fasst sie zusammen: „Besonders zu den Stoßzeiten morgens und im Feierabendverkehr fahren hier viel mehr Fahrzeuge durch als vor der Sperrung. Auch nachts kommt es vor und dann wird auch oft gerast.“ Eigentlich gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Kilometer pro Stunde.

Oftersheimerin nach Anfrage beim Ordnungsamt enttäuscht

Laqua hat deshalb beim Ordnungsamt auf die von ihr und anderen Anwohnern wahrgenommenen Geschwindigkeitsüberschreitungen hingewiesen. Für Tempomessungen in der Straße gebe es zwei Termine jährlich, eine davon sei kürzlich gewesen. „Ich habe angeregt, dass vielleicht in den Morgenstunden gemessen wird, aber stattdessen hat man sich für den Nachmittag entschieden“, erläutert Laqua.

Am Ortseingang erinnert ein Schild an die Geschwindigkeitsbeschränkung - nicht immer mit Erfolg. © Heylmann

Auf Nachfrage dieser Zeitung stimmt Bürgermeister Pascal Seidel dieser Aussage teilweise zu und bestätigt, dass ihm der Sachverhalt bekannt sei: „Nach unseren Ergebnissen ist die gefahrene Geschwindigkeit in der Beethovenstraße nicht auffällig.“ Seinen Angaben zufolge fand die Messung am Nachmittag und frühen Abend statt und es habe nur eine Tempoüberschreitung gegeben.

Laqua fühlt sich indes laut eigener Aussage vonseiten der Verwaltung nicht wirklich ernst genommen. Sie wünscht sich Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung in der Beethovenstraße, die in erster Linie Wohngebiet ist. „Was das Tempo angeht, könnte ich mir neue Beschilderung vorstellen oder eine Aufschrift auf der Fahrbahn, wie es sie jetzt auch in der Mannheimer Straße gibt“, sagt sie im Gespräch mit dieser Zeitung. In dieser Hinsicht hat Seidel gute Nachrichten für sie, denn die Aufschrift für den Straßenbelag sei im Ordnungsamt bereits geplant und solle bei der nächsten Verkehrswegefahrt mit dem Polizeipräsidium Mannheim angeregt werden.

Durchfahrverbot für Lkw in Oftersheimer Straße

Was das Verkehrsaufkommen angeht, hat Christine Laqua eine Vermutung. „Ich glaube, dass die meisten Fahrer, die jetzt zusätzlich hier durchkommen, das ganz bewusst machen, weil die Mannheimer Straße durch die neuen Haltebuchten und Baumstandorte nun schmaler wirkt als zuvor.“ Das gelte aus ihrer Sicht auf für Laster, die ihrer Erfahrung nach regelmäßig die Beethovenstraße passieren – obwohl ein Schild, noch auf Schwetzinger Gemarkung, darauf hinweist, dass diese dort ein Durchfahrverbot haben.

Noch auf Schwetzinger Gemarkung weist ein Schild auf ein Durchfahrtsverbot für Lkw hin, an das sich jedoch laut Anwohnern nicht alle halten. © Heylmann

Laquas Vermutung kann sich Pascal Seidel nicht anschließen. „Diese Straße würde niemand freiwillig als Abkürzung nehmen“, schätzt der Bürgermeister. „Dafür ist sie zu schmal.“ In Sachen Durchfahrtverbot weist er darauf hin, dass dieses nicht für Anlieger gelte. Und so könne es sich bei den Lastwagen schlicht um Lieferwagen handeln, beispielsweise wenn Häuser gebaut würden oder Umzüge anstünden. Aus seiner Sicht würde sich der Mehrverkehr sicher bald erledigen. „Aber wir können keinem Autonutzer verbieten, dort entlangzufahren. Und zu glauben, dass die Straße niemand außer den Anwohnern nutzen wird, ist utopisch.“

Eineinhalb Jahre Strapazen in Oftersheimer Beethovenstraße

Bei Christine Laqua macht sich jedenfalls noch heute bemerkbar, wie strapazierend die eineinhalb Jahre dauerhafter Umleitungsverkehr für die Anwohner waren. „Die Belastung war richtig groß. Ich war extrem gestresst und hatte auch körperliche Beschwerden“, gibt sie zu. Zudem habe auch die Straße unter dem erhöhten Verkehrsaufkommen gelitten und nun seien schwere Fahrzeuge, die vorbeifahren, noch deutlich lauter zu hören. Auch deshalb sei ihr Wunsch nach Ruhe nun umso größer. Ihr Verhältnis zur Gemeindeverwaltung bleibt angespannt, auch weil sie die Informationspolitik im Vorfeld der langwierigen Maßnahme noch heute kritisch sieht. Über Pascal Seidel sagt sie, er habe sich wirklich ins Zeug gelegt. Doch jetzt, nach mehr als eineinhalb Jahren Belastung sagt sie trotzdem: „Wir haben das Gefühl, man lässt uns hängen.“

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Immerhin: Ein Problem, das Christine Laqua im Gespräch schildert, könnte bald tatsächlich Geschichte sein. So sei ihr mehrfach aufgefallen, dass immer noch Linienbusse die alte Umleitungsstrecke fahren, obwohl die Sperrung aufgehoben ist. Auf Anfrage dieser Zeitung erläuterte eine Sprecherin des zuständigen Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN), „dass das entsprechende Fahrpersonal – unmittelbar nachdem die Gemeinde Oftersheim die Aufhebung der Sperrung in der Mannheimer Straße mitgeteilt hat – darüber informiert und angewiesen wurde, den regulären Fahrweg durch Oftersheim zu nutzen.“

BRN entschuldigt sich bei Oftersheimer Bürgern

Allerdings bestehe die Möglichkeit, dass „einzelne, kurzfristig eingesetzte Fahrer diese Mitteilung nicht erhalten haben und deshalb leider noch die alte Umleitungsstrecke gefahren sind. Die BRN GmbH hat jetzt nochmals eindringlich auf die Aufhebung der Umleitung hingewiesen“. Zudem entschuldige sich das Unternehmen bei den Anwohnern für die entstandenen Unannehmlichkeiten. Hinweise und Anregungen zum Busverkehr nehme der VRN unter der E-Mail-Adresse qm@vrn.de entgegen.

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Wie es nun genau für Christine Laqua und die anderen Bewohner der Beethovenstraße weitergehen wird, ist somit noch nicht völlig klar. Große Wünsche hat sie laut eigener Aussage nicht. „Wir wollen nur, dass mal etwas passiert und ich finde, dass man auch mit kleinen Mitteln etwas tun kann.“ Dafür scheint nun in Form der geplanten Straßenaufschrift ein Anfang gemacht.

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