Oftersheim/Hockenheim. Mehr als 150 Strafzettel für falsch abgestellte Autos – den Bewohnern der Oftersheimer Hardtwaldsiedlung dürfte diese Zahl noch im Gedächtnis geblieben sein oder zumindest das, wofür sie steht. Im Juli 2023 trat Musik-Superstar Bruce Springsteen am Hockenheimring auf. Das führte in der Stadt selbst zu immensem Verkehrschaos – und das in Kombination mit den teils beträchtlichen Preisen für Parkplätze verleitete wohl einige Konzertbesucher dazu, im Umland nach Möglichkeiten zu suchen, das Auto abzustellen. Das betraf ganz massiv die Hardtwaldsiedlung und ist nur das jüngste und womöglich extremste Beispiel für die Auswirkungen, die eine Großveranstaltung am Ring auf Oftersheim haben kann.
Wie störend beispielsweise die Lautstärke von Autorennen oder Konzerten ist, wenn sie vom Hockenheimring herüberschallt, ist sicherlich subjektiv, wie der Oftersheimer Bürgermeister Pascal Seidel bestätigt: „Inwieweit man beim Lärm im Rahmen von Großveranstaltungen auf dem Hockenheimring von einer Belästigung sprechen kann, hängt sicherlich vom subjektiven Empfinden ab. Meiner Wahrnehmung nach empfinden es viele Bürgerinnen und Bürger aus Oftersheim, die oftmals mit ,dem Ring’ und seinen Veranstaltungen wie Formel 1 und einer Vielzahl von Konzerten aufgewachsen sind, nicht zwingend als Belästigung.“
Dass man in Oftersheim die geografische Nähe zum Ring spürt, ist allerdings unbestritten. Und so war das Unverständnis – beispielsweise in der Oftersheimer Facebook-Gruppe – bemerkbar, als die Hockenheim-Ring GmbH kürzlich verkündete, dass Bürgern aus Hockenheim, Altlußheim, Neulußheim und Reilingen ein gewisses Kontingent an vergünstigten Tickets für die Veranstaltungen am Ring zur Verfügung gestellt wird – Oftersheimern aber nicht.
Hockenheim-Ring GmbH: Einzugsgebiet nicht beliebig erweiterbar
Auf Anfrage zum Thema teilte eine Sprecherin der Hockenheim-Ring GmbH Folgendes mit: „Unsere oberste Priorität hat dabei die Stadt Hockenheim, die nicht nur Standort, sondern auch Hauptanteilseigner des Hockenheimrings ist. Dass wir den Kreis der Begünstigten auf die weiteren Horan-Mitgliedsgemeinden ausdehnen, begründet sich in der formalen, kommunalen Verbundenheit durch die Verwaltungsgemeinschaft. Leider ist es uns nicht möglich, das Einzugsgebiet beliebig zu erweitern, da die Ticketkontingente dies nicht zulassen.“
Des Weiteren wies die Sprecherin darauf hin, dass es sich um eine freiwillige Maßnahme seitens der GmbH handele. Die Verantwortlichen seien froh, auch große Veranstalter dafür gewonnen zu haben.
Über Größe und Zusammensetzung der Kontingente kann die Hockenheim-Ring GmbH in Absprache mit den Veranstaltern jedoch keine Angaben machen, heißt es von der Sprecherin. Die Entscheidung, Oftersheimer Bürger nicht am vergünstigten Ticketverkauf zu beteiligen, nimmt Bürgermeister Pascal Seidel jedoch gelassen zu Kenntnis. Mit einem Augenzwinkern habe er aber den Hockenheimer Rathauschef Marcus Zeitler darauf hingewiesen, dass sich auch Oftersheimer Bürger über günstige Karten freuen würden, da sie laut Seidel „neben dem Genuss guter Musik aus Richtung Hockenheim manch eine negative Beeinträchtigung in Kauf nehmen“.
Oftersheimer Bürger: „Nicht alles kaputtreden“
Ein weiterer Oftersheimer schrieb auf Facebook, dass Großveranstaltungen auf dem Hockenheimring zwar natürlicherweise Chaos mit sich brächten, aber „die Einschränkungen für die Oftersheimer Bevölkerung in der Nachbargemeinde voll und ganz ignoriert werden, während unsere Gemeinde etwa von den Einnahmen keinen Cent sieht.“
Tatsächlich äußerten sich aber viele der Oftersheimer in der Gruppe positiv über die Nähe zum Ring und zeigten sich trotz der gelegentlichen Belastungen verständnisvoll. Ein Nutzer befand beispielsweise, man solle nicht alles kaputtreden. Die meisten scheinen mit dem Status quo zufrieden zu sein.
Einige Beschwerden zum Hockenheimring
Auch beim Thema Lärmbelastung: Hierzu hatte es laut Pascal Seidel bei vergangenen Großveranstaltungen auf dem Ring kaum Beschwerden gegeben. „Aus unserer Sicht ist die Lärmbelastung in einem vertretbaren Rahmen und hängt vor allem von Faktoren wie Windrichtung und Aufbau der Bühnen ab. Bei den vergangenen Großveranstaltungen gab es diesbezüglich in der Verwaltung keine Beschwerden“, erklärt Seidel und fügt noch hinzu: „Ich weiß aber aus Gesprächen mit Oberbürgermeister Marcus Zeitler, dass er im Nachgang zu Konzerten vereinzelt und in der Regel von den gleichen Personen aus verschiedenen Nachbargemeinden, auch aus Oftersheim, entsprechende Beschwerden erhalten hat.“
Bei Bruce Springsteen gab es Mitte vergangenen Jahres ein regelrechtes Verkehrschaos in der Rennstadt – aber auch Oftersheim spürte die Auswirkungen. „Aufgrund der hohen Parkgebühren im Umfeld des Hockenheimrings sowie auf teilweise weit entfernten Parkplätzen entstand enormer Parkdruck für die Konzertbesucher“, weiß der Oftersheimer Bürgermeister dazu zu berichten. Allerdings sei dies nicht der Normalzustand. „Natürlich ist bei einzelnen Konzerten auch bei uns in der Gemeinde ein erhöhtes Verkehrsaufkommen und Parkplatzsuche durch die Besucher zu verzeichnen. Bei gut organisierten Parkkonzepten hält sich das Verkehrschaos hingegen in Grenzen“, befindet Pascal Seidel.
Oftersheimer Bürger sollen jedoch nicht erneut die Leidtragenden einer schlecht organisierten Parkplatzstruktur werden. „Generell ist es nicht unser Ansinnen, Besuchern der Konzerte einen Strafzettel zu verpassen. Jedoch müssen wir natürlich auch im Sinne unserer Anwohner gewährleisten, dass diese noch aus ihren Einfahrten kommen. Des Weiteren ist es wichtig, dass die Waldwege geschützt sind und Busse sowie Rettungsfahrzeuge problemlos durch die Straßen kommen“, erklärt Seidel. Denn das sei beim Auftritt von Bruce Springsteen im vergangenen Jahr nicht der Fall gewesen.
Auch in Zukunft werde die Gemeinde Oftersheim bei Großveranstaltungen auf dem Ring mit der Stadt Hockenheim in engem Kontakt stehen, um die Verkehrssituation zu regeln. Auch eigene Gemeindevollzugsbedienstete sollen weiterhin im Einsatz sein, um zu gewährleisten, dass zukünftige Veranstaltungen nicht erneut im Chaos enden.
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