Plankstadt. Am 18. Oktober ist es auf den Tag 40 Jahre her, dass die Bürgermeister Pierre Varray und Werner Weick ihre Unterschriften unter die von Eugen Pfaff gestaltete Partnerschaftsurkunde zur Jumelage der beiden Gemeinden Castelnau-le-Lez und Plankstadt setzten.
An dieses Ereignis möchte die Gemeinde erinnern, auch wenn im Jubiläumsjahr pandemiebedingt noch keine offiziellen Feiern möglich sind. Überhaupt lagen aus diesem Grund in den vergangenen beiden Jahren viele Partnerschaftsaktivitäten auf Eis und beide Gemeinden freuen sich, wenn im kommenden Jahr persönliche Treffen sowohl auf privater, als auch auf offizieller Ebene hoffentlich wieder möglich sind.
Trotzdem wollen wir einen Rückblick auf die Wurzeln dieser deutsch-französischen Freundschaft werfen, denn ganz so selbstverständlich war das zu Beginn sicher nicht – zu frisch waren noch die Erinnerungen an die Ereignisse des Ersten und Zweiten Weltkriegs, ja sogar an die viel älteren Kriegsszenarien vergangener Jahrhunderte, die zu einer lang andauernden Feindschaft zwischen den beiden Ländern geführt hatten. Zu einem Akt der Selbstverständlichkeit gehören daher auch bei gegenseitigen Besuchen die Kranzniederlegungen zu Ehren der in der Vergangenheit gefallenen Soldaten und der Opfer unter der Zivilbevölkerung.
Diese alten Feindschaften, Ressentiments und Vorurteile waren es, die 1966 beim damals gerade neu gewählten Plankstadter Bürgermeister Werner Weick den lang gehegten Wunsch einer Überwindung dieses Gegeneinanders mit Frankreich Wirklichkeit werden ließen. Die politischen Realitäten der dauerhaften und freundschaftlichen Annäherung unter dem französischen Präsidenten Charles de Gaulle mit seinem Außenminister Robert Schuman und dem deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer sowie dem Europapolitiker Carlo Schmid begünstigten solche Entwicklungen. In Pierre Varray, dem Bürgermeister der Stadt Castelnau-le-Lez vor den Toren Montpelliers, fand er den gleichgesinnten Gegenpart. Beide Bürgermeister konnten auf ebenso gesinnte Teams zurückgreifen, die tatkräftig am Aufbau und Erhalt der Jumelage mitarbeiteten.
Waren dies in Südfrankreich neben vielen anderen vor allem Henry Escrive, Renée Malet, Antoine Perez, Philippe Astruc, Rémy Guégan und Gerda Bureau, so halfen in Plankstadt Dr. Bernd Fugger (†), Gerhard Treiber (†), Hans Ochs (†) und Jutta Schuster tatkräftig beim Aufbau mit. Nicht zu vergessen die IG Vereine und die jeweiligen Vorstandsmitglieder aller beteiligten Vereine. Über Jahrzehnte hinweg bis heute hat sich Gottfried Sauter als gewiefter Organisator unzähliger Sitzungen und Veranstaltungen erwiesen.
Nicht wegzudenken auch immer wieder die Übersetzertätigkeiten von Jutta Schuster, Anneliese Ochs, Cornelia Treiber-Münkel (†), Silke Layer und Manfred Kresser sowie auf französischer Seite Gerda Bureau, Uschi Abbal und Claude Fischer.
Musikalisch leisteten Annerose Ochs, Ruth Miedreich-Hornung, Heinz Ochs, Wilhelm Geiser (†) und Jean-Marie Adam (†) mit vielen musikalischen Beiträgen sowie der Musikverein und der frühere Fanfarenzug „Blaue Dragoner“ wertvolle Beiträge zu den Partnerschaftstreffen. Den Rahmen sprengen würde hier die vollständige Auflistung aller am Aufbau und Erhalt der Jumelage Beteiligten vor und hinter den Kulissen über die vier Jahrzehnte – die vielen Gemeinderäte auf beiden Seiten, die Quartiergeber, die Helfer aus den Vereinen und die vielen, die sich bei den unterschiedlichsten Gelegenheiten in den Dienst der Sache stellten.
Herausragend hat hier der frühere Vorsitzende der IG-Vereine und TSG-Eintracht-Vorsitzende Jürgen Kolb über Jahre hinweg mit vielen Beiträgen im Sportbereich (Fußball-Jugendturniere, Begleiter der legendären Radtouren, zahlreiche Teilnahmen am Forum der Vereine in Castelnau) zum Erhalt und Gelingen der Jumelage beigetragen. Auf französischer Seite ist hier besonders für den Sportbereich Claude Fischer zu nennen.
Vereine wirken mit
Reisegruppen aus beiden Städten besuchten sich gegenseitig, besonders Vereine wie Tennisclub, Hausfrauen, Heimat- und Kulturkreis und viele andere. Auch nicht zu vergessen die großen Radfahrergruppen aus beiden Kommunen, die die lange Wegstrecke schon zweimal absolviert hatten und so die persönlichen Sportfreundschaften untereinander aufbauten und festigten.
Auch politische Veränderungen durch Wahlen taten der Freundschaft zwischen den beiden Kommunen keinen Abbruch – immer wieder erneuerten und bekräftigten die Bürgermeister Wolfgang Huckele, Jürgen Schmitt und Nils Drescher auf Plankstadter Seite, sowie in Castelnau-Le-Lez Jean-Pierre Grand und Frédéric Lafforgue die Jumelage. In Castelnau wurden besonders auch die Bürgermeister-Stellvertreter Daniel Grepinet und sein Nachfolger Philippe Guy zu einer festen Größe in der Jumelage-Arbeit.
Strukturmäßig veränderte sich die Jumelage im Laufe der Jahre ebenfalls: War ursprünglich in Plankstadt der Partnerschaftsausschuss für die Belange der Jumelage zuständig, so wurde dieser im Jahr 2009 in einen Verein umgewandelt. Vorsitzender ist bis heute Manfred Kresser. Auch in der Partnerstadt gab es im Comité des Jumelage immer wieder Veränderungen – zur Zeit ist Antoine Perez der Vorsitzende. Offizielle Delegationen der Kommunen und zahlreiche Vereine sorgten durch ihre gegenseitigen Besuche für den Aufbau privater Freundschaften, die bis heute Bestand haben. Künstler aus der Kurpfalz und aus dem Languedoc stellten ihre Werke in den Partnerstädten vor – so Gerhard Schmorenz, Mashi Changizi und andere. Das Heidelberg-Haus in Montpellier – vor allem dessen langjähriger Leiter Kurt Brenner unterstützte die Jumelage immer wieder. Dass zwischen den Städten immerhin 1000 Kilometer liegen, war dabei kein Hindernis.
Allerdings muss heute auch bedacht werden, dass die Protagonisten der Jumelage inzwischen auch älter geworden sind und manche weilen auch nicht mehr unter uns. Das Reisen ist mit zunehmendem Alter für die Jumelage-Freunde der ersten Jahre auch beschwerlicher geworden.
Deshalb wird es künftig zu den wichtigen Aufgaben der für die Partnerschaft Verantwortlichen in beiden Städten gehören, viele junge Leute für die Jumelage und die Freundschaft zum jeweiligen ausländischen Nachbarn zu gewinnen.
Wie die vielen Gelegenheiten partnerschaftlicher Treffen zeigten, war die Sprachbarriere nie ein wirkliches Hemmnis! Mit ein paar inzwischen erlernten Worten (in Plankstadt nahmen in den Anfangsjahren viele an Volkshochschulkursen teil, um Französisch zu lernen), vor allem aber durch die Gestik mit Händen und Füßen klappte die Verständigung immer vorzüglich.
Seit 2003 verbindet Castelnau-le-Lez mit dem italienischen Argenta eine weitere Partnerschaft und Argenta zeigt sich immer wieder sehr interessiert an einer Verbindung zu Plankstadt, sodass hier ein richtiges Freundschaftsdreieck entstehen könnte. Schon 2012 weilte eine italienische Delegation in Plankstadt und der frühere Hauptamtsleiter Michael Thate initiierte damals VHS-Italienischkurse für bessere Verständigung bei dieser Verbindung. Hier wird die Zukunft zeigen, was sich entwickelt, denn zusammen mit der Delegation aus Castelnau war auch eine große Gruppe aus Plankstadt bei den Italienern zu Gast und wurde herzlich und in großer Freundschaft aufgenommen.
Bier aus Plankstadt
Gerne werden sich die Reiseteilnehmer der ersten Treffen an die schönen Aufenthalte früherer Jubiläen erinnern. So beispielsweise 2001, als der frühere Hauptamtsleiter Ulrich Knörzer ein Willkommenslied gedichtet hat, das auf den Stufen des Rathauses von Castelnau-le-Lez mit Unterstützung des Musikvereins vorgetragen wurde, an die Umzüge des Musikvereins und des Fanfarenzuges durch die Partnerstadt vor begeisterten Zuschauern und Zuhörern, die tollen Partnerschaftsabende in Castelnau und Plankstadt, die Benennungen von Parks und Straßen in der jeweiligen Kommune, die Delegationen aus Castelnau am viel frequentierten Partnerschaftsstand beim „Plänkschter“ Straßenfest in der Ladenburger Straße mit Köstlichkeiten aus Südfrankreich oder immer wieder brachten die „Plänkschter“ schäumendes Plankstadter Welde-Bier nach Südfrankreich, von Brauereichef Spielmann gerne gespendet.
Bleiben werden auch die zahlreichen gegenseitigen Gastgeschenke über die Jahre hinweg, beispielsweise der Plankstadter Grenzstein aus rotem Sandstein, die Skulptur von Gerhardt Braun für das neu errichtete Begegnungs- und Kulturzentrum Kiasma oder der Wandbrunnen aus Castelnau, der seinen Platz vor dem neuen Bürgeramt der Gemeinde finden wird, der französische Wegweiser auf dem Rathausplatz oder die von Florence Guy geschaffene Freundschaftsskulptur im Rathaus Plankstadt.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/plankstadt_artikel,-plankstadt-40-jahre-jumelage-eine-besondere-freundschaft-_arid,1865969.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/plankstadt.html