Traditionsmetzgerei Engelhardt

Abschied von der Tradition: Letzte Metzgerei in Plankstadt schließt ihre Türen

Die Schließung der Metzgerei Engelhardt im Waldpfad 10 markiert das Ende einer Ära für Plankstadt. Als langjähriger Traditionsbetrieb, der zur Grundversorgung der Bevölkerung beitrug, stand die Metzgerei für Qualität und Tradition.

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Ende des Monats bedient die Metzgerei Engelhardt ihre Kunden im Waldpfad 10 ein letztes Mal, danach schließen sich die Türen des Betriebes in Plankstadt. Die Gemeinde hat dann ihre letzte privat geführte Metzgerei verloren. © Eschwey

Plankstadt. Wenn in einem Ort ein alteingesessener Traditionsbetrieb schließt, der dazu noch der täglichen Grundversorgung der Menschen dient, dann ist das immer ein markanter Einschnitt in das Ortsleben – besonders dann, wenn es sich um den letzten Fachbetrieb seiner Art handelt.

So ist das auch bei der Metzgerei Engelhardt im Waldpfad 10, deren Chef Marc Engelhardt sich nach reiflichen Überlegungen dazu entschieden hat, sich ab Herbst für die Zukunft neu aufzustellen. Er führt auch noch eine gut gehende Metzgerei in der Nähe zum Neuenheimer Markt in Heidelberg, und da im Plankstadter Betrieb umfangreiche Investitionen nötig gewesen wären – bedingt auch durch die immer stringenter werdenden Auflagen für Metzgereibetriebe – standen für ihn wirtschaftliche Überlegungen im Vordergrund seiner Entscheidung.

Plankstadter Metzgerei Engelhardt schließt – dafür gibt es mehrere Gründe

Ein weiterer Grund für den Entschluss Marc Engelhardts sind die permanenten Schwierigkeiten, geeignetes Fachpersonal für den Verkauf auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Nachdem die Filiale in der Robert-Koch-Straße schon seit einiger Zeit geschlossen ist, kommt nun im Herbst ebenfalls das Aus für das Hauptgeschäft im Waldpfad. Und fest steht sicher, dass die Senioren-Chefs Fredi und Sonja Engelhardt nach einem arbeitsreichen Leben in einem Alter sind, in dem sie sich ihren Ruhestand mehr als verdient haben.

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Damit schließt in Plankstadt nach 70 Jahren die letzte privat geführte Metzgerei und den Plankstadtern bleibt für den Einkauf die Metzgerei des Edeka-Markts Pirron in der Jahnstraße, wenn sie nicht auf auswärtige Fachbetriebe ausweichen wollen oder dies aufgrund eingeschränkter Mobilität nicht können. Dass heutzutage auch fertig verpackte Fleisch- und Wurstwaren in Supermärkten angeboten werden, soll hier nicht Gegenstand der Erörterung sein.

Metzgerei Engelhardt in Plankstadt schließt: Ein Blick zurück

Da lohnt doch mal ein Blick zurück in die Vergangenheit, wie sich die Versorgung der Plankstadter Bevölkerung mit Fleisch- und Wurstwaren in den zurückliegenden Jahrzehnten darstellte.

Auch die frühere Metzgerei Zeibisch in der Plankstadter Mozartstraße 19 ist vor einigen Jahren umfunktioniert worden. Noch ist der ehemalige Eingangsbereich gut zu erkennen. © Kobelke/Gemeindearchiv

Gut überschaubar ist der Zeitraum seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, also etwa seit 1945. Plankstadt verfügte über eine Vielzahl von Metzgereien, verteilt über das ganze Ortsgebiet. In der Anfangszeit kamen noch die Verkaufsstellen für Hausmacher Wurst in den Gaststätten hinzu, die noch selbst Hausschlachtungen durchführten. Werbeslogan: „Hausmacher Wurst – auch über die Straße“. Dies galt auch für die Metzgerei Engelhardt, deren Ladengeschäft zwar 1954 entstand, die zuvor aber als Verkaufsstelle in der Gastwirtschaft „Zum Erbprinzen“ bereits lange unter dem Wirt Max Engelhardt Bestand hatte.

Welche Metzgereien sind also bei den älteren Plänkschdern noch bekannt? In der Eisenbahnersiedlung gab es die Metzgerei Menges bei der Gaststätte „Zur Baugenossenschaft“ – besser bekannt als „Feldwanz“. Im Waldpfad 10 die Metzgerei Engelhardt seit 1950 unter drei Generationen – Artur Engelhardt (seit 1950/1954), Fredi Engelhardt (seit 1994) und nun also mit Marc Engelhardt (seit 2018).

Eine weitere Metzgerei im Waldpfad 34 war die Metzgerei Treiber, die zeitweise auch eine Filiale in der Wieblinger Straße 1 am Kreuzungsbereich „Spinne“ betrieb. In der Schwetzinger Straße 50 an der Ecke Waldpfad führte Metzgermeister Hermann Sessler sein Geschäft zusammen mit dem renommierten Gasthaus „Zum Ochsen“.

In der „Wirtschaft zum Erbprinzen“ – hier ein Bild aus den 1930er Jahren – verkauft Max Engelhardt Hausmacher Wurst aus eigener Schlachtung bereits viele Jahre vor der Eröffnung seines Ladengeschäfts 1954. © Gemeindearchiv

Auch in der Eisenbahnstraße erinnern sich Plankstadter an zwei Fachgeschäfte, die Metzgerei Blem (später Neuser) mit dem Gasthaus „Zum Badischen Hof“ und die Metzgerei Horn (später Dennhardt) in der Eisenbahnstraße 33.

Metzgerei Engelhardt in Plankstadt schließt: Mehrere ehemalige Standorte

In der Luisenstraße 14 gab es die Metzgerei Walter, eine Filiale der Metzgerei Wettstein und in der Wilhelmstraße 40 das Hauptgeschäft, von Philipp Wettstein mit der Übernahme des Gasthauses „Zum Roten Schneider“ 1956 gegründet und von Manfred Wettstein von 1978 bis zur Übergabe 2011 als Filiale an die Schwetzinger Metzgerei Back bis 2022 geführt. In der Mozartstraße 19 hatte zudem die Metzgerei Zeibisch, die seit mehreren Jahren geschlossen ist, ihren Standort.

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In einem Nebenraum des alten Gasthauses „Zur Rose“ in der Schwetzinger Straße 6 (heute Sanitätshaus Hagenauer) hatte der Wirt Georg Michael Gaa eine Metzgerei eingerichtet. Und eine weitere Metzgerei-Filiale unterhielt der Betrieb Ziegler aus Schwetzingen im Brühler Weg 2, wo sich später die Eisdiele ansiedeln sollte. Auch deren Ende an diesem Standort ist besiegelt, denn das Café zieht in die ehemalige „Wärtschaft“ auf dem Plankstadter Rathausplatz. Ebenso befand sich eine Metzgerei-Filiale im Spar-Markt Naber in der Schubertstraße. Auch wurden früher in den Filialen von Goedecke (später Nanz) frische Fleisch- und Wurstwaren angeboten.

Wie geht’s nun in Plankstadt mit der Versorgung mit Fleisch weiter? Viele Plänkschder bedauern das Ende der Metzgerei Engelhardt und befürchten einen Versorgungsengpass. Das völlig veränderte Mobilitäts- und Einkaufsverhalten der Menschen wird aber auch hier Möglichkeiten der Versorgung schaffen. Natürlich ist es bedauerlich und bedeutet einen markanten Einschnitt ins örtliche Geschäftsleben, wenn nun im alten Ortskern keine Metzgerei mehr zur Verfügung steht.

Besonders die Menschen, die nicht mehr ausreichend mobil sind, blicken mit Sorge in die Zukunft. Durch den Bürgerbus aber ist die Anbindung zu Einkaufsmöglichkeiten an der Ortsperipherie immer gegeben, auch wenn es einen etwas weiteren Weg bedeutet. Und wer weiß, welche Möglichkeiten der Versorgung der Handel in Zukunft noch anbietet.

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