Geschichte und Geschichten

Als es in Plankstadt noch Waschtage gab

Erinnerungen an die Kleiderreinigung anno dazumal in Plankstadt, die noch sehr aufwendig war und Kraft kostete. Damals gab es noch keine Waschmaschinen oder andere technische Hilfsmittel.

Von 
Ulrich Kobelke
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Waschbrett und „Wäscheliesel“ waren einst beim Waschtag wichtig. © Heimatverein

Plankstadt. Heute kann jeder zu jeder Tages- und Nachtzeit eine Waschmaschine füllen und laufen lassen – sofern er dabei nicht die Ruhe seiner Mitmenschen stört. Und einer größeren körperlichen Anstrengung bedarf es auch nicht mehr. Früher war das ganz anders. Auf dem Dorf war in den Familien ein Wochentag als Waschtag bestimmt worden.

Utensilien wie Kochlöffel oder Zinkwannen halfen beim Waschtag in Plankstadt

In aller Frühe wurde in der Waschküche oder im „Scheppl“ (überdachter offener Schuppen) der große Kessel angefeuert, der das Wasser zum Kochen brachte. In Brenken (Zinkwannen unterschiedlicher Größe) war die Wäsche – wohl vorsortiert nach Kochwäsche und empfindlichere Wäsche – eingeweicht worden. Wenn das Wasser heiß war, wurde die Wäsche erst mal gekocht und dabei immer wieder mit einem großen Holzlöffel umgerührt. Danach wurde sie Stück für Stück in einer Brenk mit einem Waschbrett und Waschmittel von Hand geschrubbt.

Später kam dann der Wäsche-stampfer, auch „Wäscheliesel“, zum Einsatz. Mit ihm wurde die eingeweichte Wäsche gestampft. Der Stampfer ersetzte das altertümliche Stampfen mit den Füßen.

Ein alter Heizkessel, der mit Holz befeuert wurde, um so das Wasser zum Waschen zum Kochen zu bringen. Das Foto stammt wie alle von einer Ausstellung des Heimatvereins. © Heimatverein

In mehreren Gängen wurde die Wäsche danach mit kaltem Wasser gespült, bis sie frei von Waschmittel war. Meist zu zweit wurden die größeren Stücke dann ausgewrungen und zum Trocknen aufgehängt. Für die Wäsche einer Familie mit drei Generationen dauerte der Waschtag schon bis in den Nachmittag hinein. Oft waren es die Großmütter, welche die Hauptarbeit leisteten.

Besonderheiten waren damals handgetriebene Wäschemangeln, bei denen die Wäsche zwischen Gummirollen ausgepresst werden – sie ersetzten das kräftezehrende Auswringen.

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Die ersten Elektrogeräte beim Waschtag waren die Wäscheschleudern, die mit hoher Umdrehungszahl das Wasser aus der nassen Wäsche herausschleuderten. Dabei war bei der Füllung der Schleudern auf Gleichmäßigkeit zu achten, da die Geräte die Angewohnheit hatten, bei unsachgemäßer Füllung ihren Platz selbstständig zu verlassen, so dass man sie festhalten musste.

Die ersten elektrischen Waschmaschinen hatten wenig Ähnlichkeit mit heutigen Modellen. Im Wesentlichen waren sie ein Ersatz für den alten Kessel. Eine Heizschlange heizte das Wasser auf und mittels eines großen Plastikflügels wurde die Wäsche hin und herbewegt.

Ein Vorläufer der elektrischen Waschmaschine war auch eine Konstruktion, bei der per Handkurbel im Inneren eines Blechbehälters die Wäsche im Wasser bewegt wurde. Der Behälter wurde dabei auf den Herd in der Küche gestellt und so das Wasser beheizt.

In solchen Brenken (Zinkwannen) wurde die Wäsche – zuvor sortiert – eingeweicht, dann mit heißem Wasser übergossen, mit einem großen Holzlöffel umgerührt und schließlich Stück für Stück auf dem Waschbrett von Hand geschrubbt. © Heimatverein

Nur, wer noch Erinnerungen an die Waschtage in den 1950er Jahren hatte, kann überhaupt ermessen, welche Arbeitserleichterungen die modernen Waschmaschinen von heute bringen.

Nicht erörtert sind hier natürlich die Situationen, bei denen die Waschtage infolge mehrerer Mietparteien organisiert werden und zeitlich festgelegt werden mussten. Auch wer keinen Hof und keine Waschküche zur Verfügung hatte, dem blieb nichts anderes übrig, als die Wäsche in der Küche auf dem Herd zu kochen. Für das Trocknen der Wäsche kam nur der Hof oder Garten und bei schlechter Witterung der Speicher infrage.

Dass der Waschtag für die Frauen der Familie eine enorm anstrengende Arbeit darstellte, kann man sich leicht vorstellen.

Freier Autor

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