Bahntrasse

Landwirte in Plankstadt, Eppelheim und Umgebung in Existenz bedroht

Die geplante Bahntrasse Mannheim-Karlsruhe sorgt für massive Bedenken bei landwirtschaftlichen Betrieben in Eppelheim, Plankstadt und Heidelberg. Rolf und Andreas Hallwachs, Horst Fieser, Holger Koch, Robert Kaiser sowie Stefan und Carina Spieß äußern ihre Besorgnis über den möglichen Verlust von Regionalität, Flächen, Naherholungsräumen und die Auswirkungen auf ihre Betriebe. Die Bauern betonen die Notwendigkeit einer sorgfältigen Planung.

Von 
Dahnah Rudeloff
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Blick vom Traktor auf die schönen Rapsfelder vom Robert Kaiser. Hier könnte bald die Bahn durchfahren. © Rudeloff

Plankstadt/Eppelheim. Die Planungen für das Bahnprojekt Mannheim-Karlsruhe haben längst begonnen, mögliche Trassen wurden identifiziert, jedoch ist eine endgültige Strecke noch nicht festgelegt worden. Im Gespräch ist unter anderem eine Trasse, die den landwirtschaftlichen Betrieb mehrerer Bauern in Eppelheim, Plankstadt und Heidelberg massiv einschränken würde. Im Gespräch mit dieser Zeitung äußern sich Rolf und Andreas Hallwachs, Horst Fieser, Holger Koch, Robert Kaiser sowie Stefan und Carina Spieß, was die Trasse für sie und ihren Betrieb bedeuten würde. Dabei kommen sie auf einen gemeinsamen Nenner: Verlust der Regionalität, der Flächen, der Naherholungsräume für Bürger und Tiere, längere Wege, zerstückelte Felder und unter Umständen das Ende des eigenen Betriebs.

Der Spargelhof von Rolf Hallwachs und seinem Sohn sowie Nachfolger Andreas Hallwachs in Plankstadt wäre sehr von der Bahntrasse betroffen. 25 Prozent ihres Landes würde in der Fläche liegen. „Das wäre eine Katastrophe für den Betrieb“, betont Rolf Hallwachs betroffen. Durch die Flurbereinigung würden zerschnittene Bereiche entstehen und mit der Ausgleichsfläche, auf die Sträucher und Hecken gepflanzt werden müssen, würde noch mal die doppelte Fläche wegfallen. Denn wann immer durch Baumaßnahmen Natur verloren geht, muss diese an anderer Stelle laut Gesetz ausgeglichen werden. Wenn ein Hektar versiegelt wird, wird einer entzogen. Lärmschutz und Fahrradwege müssten gebaut werden, um die Gleise zu umfahren.

Plankstadter Landwirt: Aufbau von von vier Generationen ist bedroht

„Die Fläche ist immens“, so Hallwachs. „Das Gebiet bei uns ist aktuell noch nicht stark berührt. Die Erholung für die Menschen würde wegfallen und die Wege auch.“ Die Infrastruktur des Betriebs würde durch die gestückelte Fläche und die Flurbereinigung kaputt gehen. „Es wäre nicht mehr ökonomisch“, äußert sich Andreas Hallwachs. Denn die Strecken zu den eigenen Feldern würden für die Bauern deutlich länger werden. Die Beregnung, die mit Hydranten und Rohren im ganzen Feld ausgebaut ist, würde ebenfalls durchschnitten werden. Rolf Hallwachs bezeichnet dies als „erheblichen Eingriff“. „Wir haben alles in Generationen aufgebaut, ob man überlebt, weiß man noch gar nicht“. Vier Generationen leben im Fall der Familie Hallwachs von der Landwirtschaft.

Rolf Hallwachs (l.) und sein Sohn Andreas, vor ihrem Hofladen in Plankstadt. © Rudeloff

„Gebaut wird immer, die Menschen werden auch ohne Bahn mehr, aber mit wird es noch schlimmer.“ Die Bauern plädieren, für eine Untertunnelung oder die Trasse neben der bestehenden Bundesbahn laufen zu lassen. Sie wünschen sich von der Bahn, dass diese mehr Geld in die Hand nimmt, um es „richtig zu machen und nicht den einfachsten Weg zu gehen“. Alles an einer Stelle, das wünschen sich Hallwachs und verweisen dabei auf das Bündelungsgebot, das jedoch kein Gesetz ist. An einer Autobahn oder einer bestehenden Bahnstrecke, an denen die Natur bereits zerstört ist, sehen sie eine Alternative. Sozusagen „landwirtschaftliche kaputte Stellen“. Die unberührten Gebiete in Plankstadt würden in die Schneise fallen und die landwirtschaftliche Produktion und Erholung einschränken. Verlust des Lebensraums würde dies auch für das Niederwild wie Hasen und Fasane bedeuten. 800 Meter von der Siedlung würde die Bahn verlaufen. Für den Bau würden bis zu einem Kilometer Fläche noch dazu erst mal wegfallen. „Der Untergrund wird sich verdichten und der Mutterboden zerstört werden. Bei uns stößt man schnell auf Kies, das sich dann mit der Erde vermischt. Bis dann wieder Landwirtschaft betrieben werden kann, wird es dauern“, so Andreas Hallwachs.

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Bereits 40 bis 50 Hektar werden laut den Bauern bereits täglich ohne solche Projekte bebaut – „Die Fläche kommt nicht zurück und kann nicht ersetzt werden“. Erschwerend könnte hinzukommen, dass auch Photovoltaik auf die Äcker kommen kann und damit wieder Fläche wegfallen würde. Anders als oft angenommen kann unter den Platten nicht jede Kultur angebaut werden, wissen Vater und Sohn. „Nach 30 Jahren kann es auch nicht mehr bebaut werden.“ Laut dem Erneuerbaren-Energie-Gesetz dürfen links und rechts neben der Bahn die Solarmodule auf insgesamt 400 Meter Breite angebracht werden. Vonseiten der Bahn haben die Spargelhofbetreiber bisher kaum etwas gehört.

Beim aktuellen Plan für Bahntrasse bleibt auch der Umweltschutz auf der Strecke

Horst Fieser‘s Hof befindet sich auf der Gemarkung Eppelheim, 600 bis 700 Meter von der Trasse entfernt und damit nicht direkt betroffen. Jedoch wird die Futterfläche gekreuzt. Zwischen den Flächen Brühl bis Plankstadt wird es dann nicht mehr überall Übergänge geben. In Plankstadt betrifft das 35 Hektar und mit der Ausgleichfläche noch mal so viel. Der Druck auf die Flächen wird größer. Fieser spricht hier von Extensivierung. Weitere Wege, um Futter zu besorgen, sind die Folge. In Eppelheim seien weit über 50 Prozent der Gemarkung bebaut. Auch andere Projekte wie der ÖPNV von Heidelberg nach Schwetzingen oder Radwege grenzen die Fläche ein. Es wird keine Fläche bleiben, sondern Inseln, die es zu überqueren gilt. Erholung für die Bürger, landwirtschaftliche Felder, Biotope des Umweltschutzes – mit diesen Faktoren wird es immer enger. Der Verlust der Regionalität geht mit gegebenenfalls schlechterer Qualität und längeren Transportwegen einher. „Das ist kein Umweltschutz“, so Fieser, dessen Produkte regional erzeugt werden. „Anderen wird durch die Bebauung Nahrung und Fläche entzogen“, fügt er an. Für ihn sind die Maßnahmen nur ein Kompromiss, keine zielführende Lösung. Ihm sei bewusst, dass die Trasse gebraucht wird, er fände diese unterirdisch zu bauen für eine bessere Variante. Er sieht darin eine Notwendigkeit – auch um die Bevölkerung vor Lärm zu schützen. Außerdem spricht er sich für die Nutzung und das Ausbauen bestehender Trassen aus. Die sonst eintretende Verinselung bedeutet verschnittene Flächen und Land sowie komprimierte Wege. Es bedarf neuer Wirtschaftswege, die der Bauer kritisch sieht. „Wieso muss das alles oberflächlich sein?“ fragt er sich. Zukunftsweisend denken sei hier das Stichwort. „Die Bahntrasse betrifft, egal wo sie hinkommt alle und kann auch nicht verhindert werden, aber wir können Druck für die Maßnahmen machen“, so Fieser.

„Und was ist mit den Wildtieren?“, fragt sich Fieser. Auch die Flora und Fauna seien ein wichtiger Punkt. „Man kann sich danach arrangieren, aber die Fläche ist nicht mehr zusammen zu bekommen.“ Die Betriebe werden immer größer, aber die Fläche fällt weg. Von Anwohnern werde das Feld ebenfalls gerne für Erholung genutzt. Was bleibt, ist: „weniger hochwertige Fläche, auf der von Gemüse bis Getreide alles anbaubar ist.“ „Familienbetriebe hängen davon ab, für diese bereitet der Flächenverlust Probleme und Erschwernisse“, betont Fieser. Aber auch Geld spielt eine Rolle. Wenn die Fläche nicht da ist, müssen landwirtschaftliche Erzeugnisse aus dem Ausland dazu gekauft werden, dafür wird unter Umständen Regenwald gerodet. „Irgendwo muss es herkommen, der Boden ist unwiederbringbar“, erklärt Fieser.

Um die 100 Weideschweine leben aktuell auf dem Gebiet des Grenzhofs – hier sind sie noch mit ihren Ställen vereint. © Rudeloff

In Deutschland gibt es einen recht hohen Prozentsatz an Selbstversorgung, da stellt sich die Frage, was ist in der Zukunft am wichtigsten ist „den Selbstversorgungsgrad erhöhen oder zu kaufen?“ In dieser Thematik hätte auch der Ukraine-Krieg viele Augen geöffnet. „Eine gesunde Mischung aus Landwirtschaft und Bebauung braucht es, aber aktuell ist letzteres entscheidend zu viel und es wird Weiteres kommen“, so Fieser.

Die verlorene landwirtschaftliche Fläche geht mit Wegfall der Nahrungsmittelproduktion einher. Dabei können mit einem Hektar sieben Tonnen Weizen angebaut werden. Konkret am Beispiel Fieser geht es um 70 Hektar und damit 490 Tonnen Weizen, Mais und Kartoffeln. Ein Landwirt kann heute im Schnitt 140 Personen ernähren.

Rudi und seine Weideschwein-Freunde verlieren ihre Heimat

Holger Koch hat einen Bauernhof in Edingen-Neckarhausen und einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Direktvermarktung. 2020 hat er sich die Heidelberger Weideschweine namens Rudi angeschafft, von denen aktuell rund 100 Stück auf einem Feld beim Grenzhof leben. Durch den von der Bahn vorgeschlagenen Korridor würde er Land und Tierhaltung verlieren und damit auch die Produkte für seinen Hofladen sowie die Metzgerei.

Die wegfallende Fläche könnte ich nicht ausgleichen. Das wäre definitiv der Todesstoß für den Betrieb.
Holger Koch

„Die Tierhaltung wäre zu 100 Prozent lahmgelegt und auch die Produktion massiv eingeschränkt. Damit geht die Regionalität verloren“, berichtet Koch. Dabei wünschen sich immer mehr Verbraucher genau das: Regionalität. Das letzte Ackerbaugebiet für Heidelberg gilt es zu schützen, findet Koch. Das Niederwild beispielsweise wäre ebenfalls durch den Bau betroffen. Unter anderem Hasen und Frösche leben in den Feldern und nutzen gerne die Suhle für die Weide der Schweine mit. In die Flora und Fauna würde stark eingegriffen werden. Der Bauer hofft daher auf eine andere Lösung für die angedachte Bahntrasse. „Die Fläche könnte ich nicht ausgleichen“, bedauert Koch. Die Schweine können aufgrund des Wasserschutzgebiets nur dort gehalten werden. Der Grenzhof hat die Zone 3B, welche eine Weidenhaltung möglich macht, überall sonst ist es 2B und damit nicht möglich, Schweine zu halten. Denn in Zone I und II sind Beweidung und Freilandtierhaltung nicht zulässig. Auch die Ausweichflächen liegen genau im Trassenkorridor. Die acht Hektar Ersatzfläche – auf einen Kilometer verstreut – liegen im Korridor, die beiden Ersatzgrundstücke für die Tierhaltung 80 Meter weg. „Das wäre der Todesstoß für den Betrieb“, verdeutlicht Koch.

Er appelliert an die Deutsche Bahn, den Trassenverlauf zu überdenken und den Landwirten keinen Todesstoß zu geben. Koch erinnert sich an den Tag, an dem er erfuhr dass die Trasse kommen könnte. Dies war im Oktober 2021. „Ich habe gerade die letzte Schraube an dem neu gebauten Stall angezogen als mich jemand telefonisch informierte. Die letzte Schraube war so zusagen der Sargnagel“. Er hat noch mehr als 25 Berufsjahre vor sich und es kommt mit seinem Sohn auch eine Generation nach. „Es gibt ein großes Interesse an der Landwirtschaft“, erzählt Koch. Für ihn kommt diese aus dem Herzen. Was er macht, tut er mit Herzblut. „Die Liebe zum Beruf steht im Vordergrund. Landwirtschaft mache ich aus Leidenschaft. Landwirtschaft ist Liebe“, bekräftigt Koch. Die Stadt Heidelberg unterstützt regionale Produkte unter anderem mit dem neu eröffneten Laden in der Altstadt. „Wir erhalten große Unterstützung“, richtet er seine Worte dankend an die Stadt. Für den Grenzhof sei die Trasse jedoch der Todesstoß – für Infra- und Agrarstruktur sowie das Niederwild. Wege, die seit 1000 Jahren existieren, würden durchschnitten werden.

Robert Kaiser (l.) vom Grenzhof und Holger Koch aus Edingen-Neckarhausen zeigen die Auswirkungen der angedachten Bahntrasse auf. © Rudeloff

Mehr darüber hat Robert Kaiser zu berichten. Er ist Besitzer des Grenzhof-Hotels, ist Landwirt und weiß, was dies für die Bevölkerung bedeuten würde. „Die Bahntrasse wäre eine Katastrophe für den Ort und die Landwirtschaft“. Eine Brücke müsste beispielsweise zum Friedhof oder zum Schweinestall von Holger Koch gebaut werden. Die Schweine würden vom Stall getrennt werden und der Friedhof hinter eine Brückenrampe verschwinden. Der Grenzhof, der zu Wieblingen gehört, sei bereits abgeschnitten, der Schulweg würde weiter zerschnitten werden. „Die Kinder hätten kein normales Leben mehr“, so Kaiser.

Bereits jetzt müssen schnell befahrene Brücken ohne Radwege queren, durch die Trasse würden sich die Zahl der Brücken verdoppeln. Auch der Schulweg von Plankstadt nach Eppelheim, Gemeinden, die die Trasse ebenfalls nicht wollen, würde durchschnitten werden und die Orte damit gegebenenfalls an Attraktivität verlieren. In drei Richtungen würde die Rampe der Brücke vermutlich am Grenzhof beginnen. Die Verkehrswege zu den Feldern würden durch die Brücken länger werden und die Kosten steigen. Außerdem sehen die Anwohner Lärmbelästigung als ein Problem. Der Querschnitt der Gemarkung betrifft auch bestehende Strukturen. Zurückbleiben würden schlecht bewirtschaftbare Dreiecke und zerstörte Bewässerungssysteme.

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Das Gebiet ist das letzte Offenland im Rhein-Neckar-Kreis, ein Biotop, das geschützt werden soll. Bestimmte Bereiche beispielsweise für Vögel werden bereits zusammen mit der NABU geschützt. „Es ist ein Juwel, den wir hier haben, von dem es nur noch wenige gibt“, so Kaiser. Fasane, Störche, Feldhasen, Rehe, Füchse und Gänse leben auf den Feldern. Auch nisten viele Greifvögel wie Bussarde und Falken auf der Gemarkung. Es ist zudem ein wertvolles Biotop für Insekten, Amphibien und Eidechsen.

Arbeitsplätze und die Vielfalt der Natur gehen verloren

Da alles abgeschnitten wäre, würde es direkt die Vermarkter, die Attraktivität und den Naherholungswert treffen. „Die Vielfalt an Natur und auf dem Teller sowie Arbeitsplätze würden verloren gehen“, so Kaiser. 50 Prozent der Fläche wäre durch den Bau verschnitten. Wie bei den anderen Bauern auch würde hier die Beregnungsanlage wegfallen und zu Bewirtschaftungserschwernissen führen. Die Ausgleichsfläche würde unter der Trasse verlaufen, somit gehen „Fläche, Tierhaltung und Nieschenprodukte verloren und es gibt keine Alternativen.“ Eigentlich sollte der Flächenverbrauch bis 2020 durch das 30-Hektar-Ziel der Bundesregierung minimiert werden, dazu gibt es jedoch keinen Fortschritt. „Aktuelle weist alles auf diese Trasse hin, man bekommt den Eindruck, dass es in eine Richtung gelenkt wird. Das ist traurig“, findet Kaiser. Vom Dialogforum der Bahn haben sie bisher keine zufriedenstellende Antwort bekommen.

Rudi Weideschwein lässt sich voller Freude die Sonne auf die Schnauze scheinen. © Rudeloff

Ebenfalls sehr von der Trasse betroffen sind Stefan und Carina Spieß, die einen Hofladen sowie Gemüseanbau in Heidelberg Neurott betreiben. Die geplante Trasse wäre gerade mal 150 Meter von ihrem Hof entfernt und die Felder für den Gemüseanbau, die direkt angrenzen, wären betroffen. Das Gemüse wird bisher auf Wochenmärkten und dem eigenen Hofladen verkauft. Die Trasse würden die Zufahrtsstraße zum Ort unterbrechen. Durch den Bau und Maßnahmen zum Lärmschutz könne der Hof und die Siedlung nicht mehr von den Straßen aus gesehen werden, was einen erheblichen Nachteil darstellt. Ein Hektar eigene Fläche sowie Pachtfläche mit beregnungsfähigen Elektrobrunnen bewirtschaftet das Ehepaar. Besonders im Sommer sei die Beregnung wichtig. „Bei uns wird viel mit der Hand gemacht“, berichtet Carina Spieß. Wenn die Temperaturen nachts zu tief fallen, gehen sie beispielsweise nach den Kartoffeln schauen. Durch die Trasse würde ihnen diese Möglichkeit genommen werden. Die Nähe zum Betrieb würde wegfallen.

Die Kundschaft würde sich nach Alternativen umsehen

Durch die Ausgleichsflächen würden längere Anfahrtszeiten zu den Feldern entstehen, die dann auch eventuell nicht mehr beregnungsfähig wären. Auch die Familie Spieß hat kein Verständnis dafür, das die Trasse quer durch die Felder verlaufen soll und nicht gebündelt wird. Auf den Feldern bleiben dann auch hier nur dreieckige Flächen zurück. Durch die vorhandene alte Erdgasleitung im Boden muss die Trasse näher an den Häusern vorbei. Gespräche mit der Bahn hat es hier allerdings schon gegeben in Form eines Online-Meetings mit den Verantwortlichen. „Wir haben alle Veranstaltungen vor Ort besucht und hatten ein persönliches Gespräch per Videocall“, berichtet das Ehepaar. Im Gespräch konnten sie Ihre (Existenz-)Ängste äußern. Das Dialogforum, das in regelmäßigen Abständen online stattfindet und einen Überblick gibt sowie Raum für Fragen lässt, kann jeder dafür nutzen. „Wir haben Plakate aufgehängt, uns früh der Bürgerinitiative angeschlossen und bei der Menschenkette teilgenommen sowie bei den Kundgebungen mit Politikern“. Als Landwirt und Gärtnermeister habe Stefan Spieß zusammen mit seiner Frau Carina eine Zukunft in den Wochenmärkten gesehen. „Wir haben eine gute Erreichbarkeit und die Leute können uns von der Straße aus sehen. Wie das mit der Trasse wird, ist nicht vorstellbar, das würde den Karren an die Wand fahren“. Für den Hofladen wäre dies eine Katastrophe, zumindest für die Bauphase. Danach wäre die Option eventuell eine Brücke. Trotzdem müssten die Einkäufer zwei bis drei Kilometer Umweg fahren. „Wenn die Leute erst mal weg sind, zu einem anderen Hof wechseln dann sind sie weg“, bedauert Stefan Spieß.

Bis Ende des Jahres soll es eine engere Auswahl von Seiten der Bahn geben. Wie es weitergeht und ob die Trasse kommen wird, bleibt damit abzuwarten.

Autor Freie Mitarbeiterin

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