Plankstadt. Es ist kein runder Geburtstag, denn den gibt es erst im kommenden Jahr, aber an Geburtstage wird ja stets gedacht und daher erinnern wir uns in diesem Jahr an den 149. Geburtstag des Blumepeters, der am 5. April 1875 als Peter Berlinghof in Plankstadt im Waldpfad 67 geboren wurde.
Als seine Mutter später den leiblichen Vater Joseph Schäfer heiratete, adoptierte dieser Peter, der von nun an Peter Schäfer hieß. Als solcher wurde er um die Jahrhundertwende in Mannheim als Blumepeter bekannt und dank einiger Mannheimer Lokalgrößen gelangte er auch über Mannheim hinaus als Witzfigur an regionaler Bekanntheit. Dass er im Grunde ein armes und bedauernswertes Leben als schwer geistig Behinderter lebte, geriet dabei mehr und mehr in den Hintergrund.
Witze, Anekdoten und andere Geschichten wurden ihm zugeordnet und nach seinem Tod in mehreren Büchern veröffentlicht, obwohl Zeitzeugen berichteten, dass Peter Schäfer alles andere als witzig war – die Witze wurden nicht von ihm, sondern über ihn gemacht. Beschrieben wurde er eher als frech und vorlaut, oft griesgrämig, aber von einer gewissen Schlagfertigkeit, wenn er mit seinen Blumensträußchen und seinem Spruch „Kaaf mer ebbes ab“ in alten Mannheimer Gaststätten unterwegs war, um so etwas zum kargen Lebensunterhalt der Familie beizutragen.
Todesursache unbekannt
Bereits ab 1919 musste er dann aufgrund seiner fortschreitenden Krankheit in Heil- und Pflegeanstalten untergebracht werden und starb 1942 im Krankenhaus Wiesloch, wo auf dem Anstaltsfriedhof sein Grab noch zu sehen ist.
Der SWR-Journalist Eberhard Reuss hat sein Leben abseits aller Folklore erforscht und auch anhand alter Krankenakten dieses Leben in mehreren Büchern festgehalten. In einer Zeit des NS–Euthanasie-Programms bleibt seine Todesursache weitgehend im Dunkeln.
Der Mannheimer Carnevalsgesellschaft Feuerio sowie dem Verleger Rainer von Schilling vom Mannheimer Morgen ist es zu verdanken, dass die Erinnerung an Peter Schäfer bis heute lebendig ist. Im Bloomaul-Orden, dem Blumepeterfest sowie in einer Inszenierung des Mannheimer Capitols lebt der Blumepeter in Mannheim fort und auch die Gemeinde Plankstadt hat sich 2023 seines Sohnes erinnert und ihm mit einem Denkmal auf dem Blumepeter-Platz eine bleibende Erinnerung geschaffen.
Bürgermeister Nils Drescher stand dem Projekt von Anfang an aufgeschlossen gegenüber und sicherte die Finanzierung zu: Umgesetzt hat es Gemeindearchivar Ulrich Kobelke in Zusammenarbeit mit dem Steinmetz Daniel Karrer von der Plankstädter Bildhauer- und Steinmetzfirma Ralph Eschelbach.
Die Bevölkerung hat das Denkmal an der Ecke Schwetzinger Straße und Waldpfad von Anfang an sehr gut angenommen – und fast nie ist das Denkmal ohne einen bunten Blumenstrauß zu sehen – dafür sorgen die vielen unbekannten Freude von Peter Schäfer. Und wie sollen die Plänkschder den Blumepeter in Erinnerung behalten?
Dazu meint Eberhard Reuss: „Er ist ein Symbol für aufrechte, clevere Kurpfälzer, die trotz mancher Handicaps mit allen Dingen und der Welt zurande kommen und schlagfertig antworten.“
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