Präventionstag

Die dunkle Seite der digitalen Welt: Cyberkriminalität und ihre Bedrohungen in Schwetzingen

Der Vortrag von Jürgen Hartmann im Palais Hirsch Schwetzingen beleuchtet die Gefahren, die durch die zunehmende Digitalisierung und Cyberkriminalität entstehen.

Von 
Noah Eschwey
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Die meisten CYberattacken gibt es nach wie vor in Nordamerika. (Symbolbild) © Nicolas Armer

Schwetzingen. Botnetze, Ransomware und Phishing – die Begriffe, die Jürgen Hartmann bei seinem Vortrag im Palais Hirsch Schwetzingen nutzt, sind sperrig. Der Schein trügt allerdings. Die modernen Entwicklungen der digitalen Welt machen es möglich, dass bald nahezu jeder, der einigermaßen computeraffin ist, zum Cyberkriminellen werden kann. Der Titel „Die dunkle Seite der digitalen Welt“, unter dem Jürgen Hartmann (Bild) am ersten Schwetzinger Präventionstag referiert, trifft seinen Vortrag auf den Punkt.

Der Computerspezialist und Geschäftsführer des IT-Sicherheitsunternehmens „Hartmann Solution“ beginnt: „Zunächst möchte ich einige Begriffe erklären, die im Zusammenhang mit der aktuellen Bedrohungslage immer wieder fallen.“

Gefahr durch Ransomware und Phishing

So gebe es beispielsweise Programme, die komplette Datensätze auf dem eigenen Computer verschlüsseln und den Bildschirm sperren (Ransomware). „Dann wird nur noch eine Nachricht auf dem Bildschirm stehen, wo das Geld hingeschickt werden soll. Wird nicht bezahlt, sind die Daten weg. Wenn bezahlt wird, sind die Daten wahrscheinlich auch weg“, erklärt der Referent mit einem ironischen Grinsen auf den Lippen.

Symbolbild © dpa

„Social Engineering“ würde es genannt, wenn Kriminelle versuchen, durch Manipulation an die vertraulichen Daten der Menschen zu kommen. Und wie schaffen die Hacker das? Recht unkonventionell, weiß der Experte: „Dazu nutzen die Bösen Phishing. Das heißt, sie schicken an millionen Menschen eine Mail, mit einem Link. Dort heißt es dann, man müsse sein Passwort zurücksetzen, beispielsweise. Irgendwer klickt drauf und zack, haben die Hacker dessen Daten.“

Welche Daten sind gefährdet und warum?

Aber welche Daten braucht der Kriminelle und – noch viel wichtiger – was kann er mit den Daten anstellen? „Das Ziel ist es den Namen, das Geburtsdatum und am besten noch die Adresse rauszufinden.

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Oft versuchen die Hacker, auch noch die Kartennummer rauszufinden“, erzählt Jürgen Hartmann. Wenn der Täter diese Daten erstmal hätte, könne er das Leben des Opfers zur Hölle machen. „Wonach fragt ein Vertragspartner, zum Beispiel der Handyanbieter, wenn sie am Telefon etwas am Vertrag ändern möchten?“ Eine rhetorische Frage, die Hartmann selbst beantwortet: „Nach ihrem Namen, ihrer Adresse, ihrem Geburtsdatum. Hat ein Hacker all diese Daten, kann er sich nahezu überall als sein Opfer ausgeben. Auch bei der Bank.“

Gefälschte Webseiten und ihre Risiken

Um an die Daten zu kommen, beweisen Kriminelle immer wieder Erfindungsreichtum und Kreativität. Das wird deutlich, als der Geschäftsführer eine Internetseite aufruft: „So, das ist alles live, wir sind gerade im ganz normalen Internet“, bestätigt er, als er auf eine Webseite klickt, auf der Sportklamotten angeboten werden. „Wer kennt denn diese Sportmarke?“ Einige, der gespannten Zuhörer nicken zustimmend. „Es gibt zahllose Rabatte, echt attraktiv.

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Wir können hier draufklicken, in den Warenkorb legen, bezahlen und so weiter. Eine perfekte Webseite. Komisch, dass es aber gar kein Impressum gibt“, Hartmanns Blick schweift durch die Runde. „Diese Webseite ist eine Fälschung. Die Original-Webseite wurde einfach perfekt kopiert. Wenn sie ihre Kreditkartendaten angeben, sind sie geliefert.“

Cyberangriffe auf Infrastruktur und deren Gefahren

Doch das ist noch lange nicht alles – noch angsteinflößender wird es, wenn es nicht mehr um Angriffe auf Privatpersonen geht. „Nun folgt ein Video, das zeigt, wie eine Maschine bei einem Cyberangriff hochgefahren wird.“ Das Metallgerüst im Film fängt an zu vibrieren, wackelt, raucht. Nach wenigen Sekunden ist die Maschine still. „Das ist moderne Kriegsführung. Hacker können so in weniger als 30 Sekunden Kraftwerke lahmlegen. Übrigens geht das auch bei Verkehrsampeln.“, glaubt der IT-Experte.

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Eine weitere Webseite, die Hartmann präsentiert, erinnert an die gängigen Suchmaschinen. „Hier können elektronische Geräte mit ungesicherter Netzwerkkarte gesucht werden“, erklärt der Referent, der davor warnt als Laie auf die Seite zu klicken: „Da kann sein, dass ganz schnell gegen Sie ermittelt wird.“ Kurzerhand tippt er Schwetzingen in die Tasten und Datensätze erscheinen auf der Leinwand. Unter anderem findet er Geräte einer psychiatrischen Einrichtung. Eine erschreckende Feststellung des Experten: „Nun, darüber könnte ich problemlos an die Daten der Patienten kommen.“

Künstliche Intelligenz und Deepfakes

Den zweiten Teil der Veranstaltung übernimmt Jürgen Hartmanns Ehefrau, Andrea Botero-Hartmann. Das Thema ist die Entwicklung im Bereich der Künstlichen Intelligenz. „Kann man seinen Augen und Ohren noch trauen“, fragt Botero-Hartmann. Dank sogenannter Deepfakes könnten Stimmprofile nachgestellt werden – ein Grund, weswegen Schockanrufe zukünftig noch gefährlicher werden könnten.

Die Schwetzingerin zeigt Videos, auf denen Prominente, mit original klingender Stimme, Sinnloses erzählen. „Diese Szenen sind so nie passiert“, verrät Botero-Hartmann. 90 Prozent dieser Deepfakes kämen schon jetzt in der Pornografie-Industrie vor, weiß die Expertin: „So können vor allem Frauen diskreditiert werden.“

Ein letzter Tipp von Jürgen Hartmann: „Wenn sie ihr W-Lan nicht sichern, ein Nachbar wählt sich ein und schaut einen Kinderporno, dann sieht die Polizei ihre IP-Adresse und geht davon aus, dass sie der Täter sind.“ Bild: lenhardt

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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