Geschäftsleben

Nach Übernahme: So läuft es bei Weldebräu und Heidelberger Brauerei

Vor drei Monaten hat Weldebräu aus Plankstadt die Heidelberger Brauerei übernommen. Geschäftsführer Max Spielmann spricht im Interview über die ersten Wochen und wie es mit beiden Marken weitergehen soll.

Von 
Andreas Lin
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Max Spielmann – hier vor dem Heidelberger Schloss – ist stolz, wie schnell die beiden Brauereien und vor allem die Mitarbeiter zusammengefunden haben. © Thomas Tröster

Plankstadt/Heidelberg. Gut zwei Monate ist es inzwischen her, als bekanntgegeben wurde, dass Weldebräu aus Plankstadt die Heidelberger Brauerei übernommen hat und Max Spielmann nun beide Unternehmen als Geschäftsführer leitet. Seitdem ist jede Menge passiert, es wurde sehr viel kommuniziert und analysiert. Und in einem exklusiven Gespräch mit unserer Zeitung betont Spielmann, wie schnell sich manche Dinge zusammengefügt haben und schon funktionieren.

Die Übernahme ist quasi das Ergebnis einer neuen Philosophie. Früher habe zwischen den Nachbarbrauereien Rivalität geherrscht. Max Spielmann pflegt hingegen ein gutes Verhältnis zu den regionalen Unternehmen in der Branche. „Wir müssen doch miteinander reden können.“ Bestes Beispiel dieser neuen Kultur war die Zusammenarbeit von Welde und Eichbaum bei der Bundesgartenschau in Mannheim.

Es sollte ein Familienunternehmen bleiben

So kam es dazu, dass Spielmann von Michael Mack, dem bisherigen Eigentümer der Heidelberger Brauerei, angesprochen wurde – nachts um 0 Uhr nach einer Veranstaltung. Mack hatte die Brauerei im Jahr 2005 übernommen und machte sich nun Gedanken über eine Nachfolgelösung. „Ihm war es wichtig, dass es ein Familienunternehmen bleibt“, berichtet Max Spielmann von dem Gespräch.

So reiften die Überlegungen: Entweder man akzeptiert auf einem sich konsolidierenden Biermarkt das weitere Brauereisterben. Käme sie auf den freien Markt, dann wäre die Heidelberger Brauerei weg gewesen, schätzt Spielmann. Oder man begleitet die regionale Bierkultur aktiv und stärkt sie. „Hier aus dem Rhein-Neckar-Dreieck ein gallisches Bierdorf machen – das ist mein Traum.“ Die Leute sollten einfach weiter ihr eigenes Bier trinken können.

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Und nach einigen Verhandlungen fiel schließlich die Entscheidung, dass Welde die Heidelberger Brauerei übernimmt. Max Spielmann erinnert sich noch genau an den Tag, als dies vor Ort verkündet wurde: „Die Belegschaft wusste von nichts, es war schon spannend, sich vor sie hinzustellen.“ Schließlich konnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen, wie die Reaktionen ausfallen würden. Genauso wenig, wie die Mitarbeiter wussten, was der neue Chef mit ihnen vorhat. Jetzt – rund zwei Monate später – ist die Entwicklung mehr als positiv: Der Personalstand wurde komplett gehalten. Eine Reduzierung habe nie im Raum gestanden, sagt der junge Brauereichef. „Im Gegenteil.“ Und was ihn am meisten freut: „Die Mitarbeiter ziehen voll mit.“

Mitarbeiter aus Heidelberg und Plankstadt zusammengebracht

Der erste Fokus habe direkt nach der Übernahme der Belegschaft gegolten: „Wir sind mit offenen Armen auf sie zugegangen und haben mit allen Gesprächen geführt.“ Schnell sei klar geworden, dass alle am Austausch interessiert sind und sich einbringen: „Sie sind richtig aufgeblüht, wie ein zweiter Frühling“, erzählt Spielmann. Die offene, transparente Unternehmenskultur kam sofort gut an. Und es gelang auch, die Mitarbeiter beider Brauereien – 60 in Plankstadt, 20 in Heidelberg – zusammenzubringen.

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Sie machten Personaltausch zwischen den beiden Standorten, sie konnten sich beschnuppern und wurden schnell warm miteinander: „Wir haben zwei Belegschaften zu einer Familie gemacht“, ist Max Spielmann schon jetzt stolz. „Es gibt nicht die da drüben und die da drüben, sondern wir sind ein Team.“ Die neue Unternehmenskultur zeige sich im gegenseitigen Respekt vor der jeweiligen Arbeit. Die Führungsmannschaft ist übrigens jetzt für beide Brauerei zuständig.

Beide Brauerein sollen gleichberechtigt am Markt erhalten werden

Aus der Zusammenarbeit sollen Synergieeffekte entstehen. Ziel ist es dabei, beide Brauereien gleichberechtigt am Markt zu halten. Dabei gibt es bei der Heidelberger Sparte etwas aufzuholen: „Sie waren sehr gastroorientiert“, sagt der neue Chef beider Standorte. Der Absatz im Handel sei da eher vernachlässigt worden, das habe sich in den Zahlen widergespiegelt.

Bei der seit April laufenden Analyse seien bereits viele Verbesserungspotenziale entdeckt worden. Beispielsweise sollen künftig – wie bei Welde – nur noch Rohstoffe aus der Region verwendet werden. „Das machen wir jetzt auch bei der Heidelberger so“, betont Max Spielmann. So werde auch der CO2-Fußabdruck reduziert. Zumal beide Brauereien die Rohstoffe jetzt gemeinsam einkaufen können. Bald werden sich die Veränderungen auch geschmacklich auswirken. „Die ersten Sude sind schon so gemacht“, verrät Max Spielmann. Mitte Juli soll nach dann 100 Tagen die nächste Zwischenbilanz gezogen werden. „Und im Spätjahr werden sich die ersten Dinge sichtbar verändern.“

Redaktion Stv. Redaktionsleiter + Lokalsportchef Schwetzinger Zeitung

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