Plankstadt. Ein bisschen aufgeregt sei er dann doch gewesen, sagt Bürgermeister Nils Drescher am Dienstag im Gespräch mit dieser Zeitung. Am Montagabend, um Punkt 18 Uhr, lief nämlich die Bewerbungsfrist für das Amt des Bürgermeisters in Plankstadt aus. Viel Zeit, über Eventualitäten nachzudenken, bleibt dabei nicht. „Ich war sehr gut abgelenkt mit der Wahl“, sagt er schmunzelnd. Mittlerweile sei allerdings die Erleichterung groß.
Da kein anderer fristgerecht eine Bewerbung eingereicht hat, tritt der 48-Jährige als alleiniger Kandidat für den Posten im Rathaus an. Eine Situation, die vor acht Jahren noch anders aussah: 2016 kämpfte Nils Drescher als einer von insgesamt fünf Kandidaten um das Amt des Gemeindeoberhauptes. Bereits im ersten Wahlgang erreichte er 62 Prozent der Stimmen, während Mitbewerber und Amtsinhaber Jürgen Schmitt bei 32 Prozent deutlich durch die Wähler abgestraft wurde. Die verbleibenden drei Kandidaten Klaus Bosike, Frank Krieger und Michael König erhielten lediglich Stimmen im einstelligen Prozentbereich.
Auf Wahlkampf in Plankstadt vorbereitet
Als alleiniger Kandidat zur Wahl anzutreten, bedeutet für Nils Drescher keinesfalls, jetzt die Beine hochzulegen. Das zeigt auch die Wahl vor acht Jahren – als die Plänkschder dem bisherigen Bürgermeister Schmitt ihr Vertrauen entzogen: Es ist also nicht selbstverständlich, dass der amtierende Bürgermeister wiedergewählt wird. Deshalb will Drescher die Wahl ganz gewöhnlich behandeln. „Ich habe mich auf den Wahlkampf vorbereitet – mit oder ohne Gegenkandidat“, sagt er.
Dazu gehören für ihn ein umfassendes Wahlprogramm, Plakate und Veranstaltungen, bei der der 48-Jährige über Inhalte und die Gemeinde sprechen möchte. Das Wahlprogramm bestehe aus neun Punkten. „Die Auswahl ist mir schwergefallen.“ Immerhin weiß der 48-Jährige durch die vergangenen Jahre, was in der Gemeinde noch alles angegangen werden muss und wo Verbesserungspotenzial herrscht.
Allerdings helfe ihm auch die Erfahrung aus den vergangenen acht Jahren, sich auf Inhalte zu konzentrieren, die die Gemeinde umtreibt. „Wir haben viel in Sachen Bildung und Betreuung bewirkt. Das müssen wir fortführen, weil dieser Bereich im ständigen Wandel ist.“ Daneben stehen auch stabile Finanzen im Haushalt und Natur- und Umweltschutz im Vordergrund. „Da erlebt man immer erstaunliche Sachen. Zum Beispiel lassen wir die Gräser am Straßenrand hochwachsen, um Lebensraum für Insekten zu schaffen. Andererseits beschäftigen wir uns gerade mit dem Thema, dass sich Hunde dadurch Grannen einfangen, die am Ende von Grasstücken befestigt sind.“ Dies könne zu ernsthaften Verletzungen führen.
„Bei solchen Themen sind wir in enger Absprache mit dem Bauhof und überlegen, wie wir beide Bedürfnisse in Einklang bringen können: Lebensraum für Insekten und gemähte Wegränder an den Hauptgassistrecken im Ort.“
Bürger in Plankstadt digitale Optionen und Persönlichkeit bieten
Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Digitalisierung im Rathaus. Drescher repräsentiert nicht nur eine Gemeinde mit allen Bürgern, sondern leitet auch das Rathaus mit allen Mitarbeitern. „Für die nächsten acht Jahre sehe ich da eine doppelte Strategie, die sich bis zur nächsten Wahl sicherlich wieder ändern kann. Aber wir müssen sowohl digitale als auch persönliche Angebote anbieten“, sagt er. So sollen Bürger die Möglichkeit haben, Dienstleistungen bei der Gemeinde online über die Website durchzuführen und sich über einen Videochat beraten zu lassen. „Wir haben aber auch das Projekt ,Bürgerbüro im Koffer‘, bei dem Mitarbeiter zu älteren Bürger nach Hause gehen können, um Angelegenheiten zu regeln.“
Um die Inhalte auch an die Frau und den Mann zu bringen, will der Rathauschef nach getaner Arbeit im Rathaus sein druckfrisches Wahlprogramm persönlich in jeden Briefkasten in Plankstadt einwerfen. „Um auch jede Straße nochmals gesehen zu haben und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen“, sagt er. „Sollte die Zeit dann doch zu knapp werden, helfen mir meine Kinder sicher aus.“
Unterstützung erfährt er durch die einzelnen Fraktionen des Gemeinderats, die sich laut Drescher auch somit entschieden haben, keinen Kandidaten aus den einzelnen Fraktionen aufzustellen. Ein positives Zeichen für Drescher: „Die Zusammenarbeit in Plankstadt funktioniert gut.“ Außerdem sehe er sich nicht als Chef über der Gemeinde, sondern als eine von insgesamt 23 Stimmen, die in Plankstadt etwas bewegen wollen.
Viele Erstwähler in Plankstadter Wahllokalen getroffen
In knapp vier Wochen werden dann die Plankstadter Bürger am Sonntag, 7. Juli, an die Wahlurne gebeten. Ein Ziel sei es, so der gebürtige Schwetzinger, der in Plankstadt aufgewachsen ist, dass die Leute trotz eines einzigen Kandidaten auf der Liste zur Wahl gehen – und ihre Stimme für Nils Drescher abgeben. „Über Bestätigung und Wertschätzung würde ich mich freuen.“
Außerdem sei ihm wichtig, dass die Wahlberechtigten ihr Recht zum Wählen wahrnehmen. Über die über 65-prozentige Beteiligung an der Kommunalwahl in Plankstadt (wir berichteten) habe er sich gefreut. „Ich bin sehr zufrieden.“ In den Wahlbüros habe er auch viele Erstwähler getroffen – ein gutes Zeichen, findet er.
Angesichts der Ergebnisse der Europa- und Kreistagswahl und das Erstarken von Parteien, die sich am linken und rechten Rand der politischen Landschaft befinden, sorgt sich Drescher darüber, dass die politische Mitte irgendwann nicht mehr mehrheitsfähig sein könnte.
Politisch ordne er sich keiner Partei zu, doch finde er grundsätzlich, dass es in der Demokratie eine Mehrheit geben müsse, die hinter Werten und dem Grundgesetz stehen müsse.
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