Plankstadt. Seit wenigen Tagen prangt eine kleine Hinweistafel am Haus im Plankstadter Waldpfad 67. Sie erinnert daran, dass in diesem Haus am 5. April 1875 Peter Berlinghof geboren wurde, der nach seiner Adoption durch seinen leiblichen Vater dann Peter Schäfer hieß und in Mannheim als „Blumepeter“ über die Grenzen seiner Region hinaus bekannt wurde.
Der Junge war geistig behindert und kleinwüchsig – er konnte nie eine Schule besuchen, denn eine Spezialschule für ihn gab es damals noch nicht. Im Jahr 1891 zog die Familie nach Mannheim und dank einiger geschäftstüchtiger Bürger wurde Peter Schäfer zu einem Original der Quadratestadt, das bald stadtbekannt wurde. Die Geschäftsleute ließen ihn in diversen Monturen fotografieren und verkauften die Bilder als Postkarten. Damit er trotz seiner Behinderung zum Lebensunterhalt der Familie etwas beitragen konnte, schickte ihn seine Tante mit kleinen Blumensträußchen durch die alten Mannheimer Lokale, wo er mit seinen Spruch „Kaaf mer ebbes ab!“ die Gäste zum Kauf zu animieren versuchte.
Gedenktafel für "Blumepeter" in Plankstadt: "Kaaf mer ebbes ab!"
Bald entwickelten sich in Erzählungen kleine Anekdoten um den Peter, die dann als „Blumepeter“-Witze in diversen Büchern veröffentlicht wurden. Dazu ist zu sagen, dass wohl keiner dieser Witze wirklich wahr ist, denn der Junge war alles andere als witzig und schlagfertig. Er war eher bekannt für seine „freche und oft bösartige Gosch“. Bezeichnend dafür ist ein Buch mit dem Titel „Der Blumepeter als Schulbub“ – obwohl er ja nie eine Schule besuchen konnte.
Ab 1919 war Peters Verbleib in Mannheim durch seine weiter fortschreitende Krankheit nicht mehr möglich und er verbrachte den Rest seines Lebens zunächst in der Pflegeanstalt Weinheim und danach bis zu seinem Tod am 15. Juni 1940 in der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch. Sein Grab befindet sich auf dem dortigen Anstaltsfriedhof.
Gedenktafel für "Blumepeter" in Plankstadt:Tragisches Leben
Es ist dem Journalisten und SWR-Redakteur Eberhard Reuß zu verdanken, dass die wahren Fakten über das Leben des „Blumepeters“ heute gut bekannt sind. In zwei Büchern und mehreren Rundfunk- und Fernsehbeiträgen hat er seine Recherchen veröffentlicht. Ausgiebig hat er Leben und Krankheit – hier besonders in den Wieslocher Krankenakten – von Peter Schäfer studiert und so mehr über das tragische Leben des behinderten Mannes bekanntgemacht.
Und auch Reuß selbst hat eine alte Beziehung zu Plankstadt: Seine Eltern führten im Trunk’schen Haus eine Drogerie, da wo heute im Gemeindezentrum im Ratssaal die Plankstädter Ratsherren tagen.
In Mannheim waren es besonders die aktive Karnevalsgesellschaft „Feuerio“ und der Mannheimer Morgen, die die Erinnerung an den „Blumepeter“ wachhalten. Die Herausgeber stifteten 1967 ein Denkmal, das heute auf den Kapuzinerplanken zu sehen ist. Auch der Bloomaul-Orden, 1970 von Herausgeber Rainer von Schilling gestiftet, und das „Blumepeter“-Fest, dessen Erlös sozialen Zwecken dient, ist auf das Original zurückzuführen.
Gedenktafel für "Blumepeter" in Plankstadt: In der Nachbarschaft unvergessen
In der Nachbarschaft Plankstadts stets unvergessen und präsent, ist vielen Menschen in der Region aber gar nicht mehr bewusst, dass der „Blumepeter“ eigentlich ein gebürtiger „Plänkschder“ ist. Gemeindearchivar Ulrich Kobelke bemühte sich seit vielen Jahren, auch in Plankstadt die Erinnerung wachzuhalten. In Bürgermeister Nils Drescher fand er einen großen Unterstützer und auch der Gemeinderat schloss sich dem Bemühen an.
Ein erster Schritt ist die Anbringung einer Gedenktafel am Geburtshaus von Peter Schäfer im Waldpfad 67, nachdem die Gemeinde das Haus zwischenzeitlich erworben hat.
Der nächste Schritt ist ebenfalls bereits auf den Weg gebracht: In der kleinen Grünanlage an der Ecke Schwetzinger Straße/Waldpfad, und damit in Sichtweite des Geburtshauses, wird ein Denkmal zur Erinnerung an den Blumepeter errichtet, wozu im Steinmetzbetrieb Ralph Eschelbach der Bildhauer Daniel Karrer bereits mit den Arbeiten begonnen hat. Mit der Fertigstellung ist voraussichtlich im Frühjahr 2023 –vielleicht sogar zum „Blumepeter“- Geburtstag – zu rechnen. So wird dann auch in Plankstadt die Erinnerung an den „Blumepeter“ wachgehalten.
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