Plankstadt. Pater Dr. Fidelis Ruppert OSB vollendet am Montag, 3. April, in der Abtei Münsterschwarzach am Main in Unterfranken sein 85. Lebensjahr. 1938, als Gerhard Ruppert in Plankstadt geboren, wuchs er mit drei Brüdern und der Mutter auf – der Vater war 1944 als Soldat in Ungarn gefallen. Nach dem Abitur in Sasbach trat er 1959 in die Abtei Münsterschwarzach ein, legte 1960 und 1963 seine klösterlichen Gelübde ab und wurde am 5. Juli 1964 zum Priester geweiht.
Nach dem Studium an der Ordenshochschule St. Anselmo in Rom wurde er bei Prof. Alfons Auer in Würzburg mit einer Dissertation über den klösterlichen Gehorsam promoviert. Die stete Beschäftigung mit der Ordensregel des Heiligen Benedikt sollte fortan sein ganzes Leben als Mönch durchziehen. Die Umsetzung der alten Regel in das tägliche Leben als Mönch gehörte zu seinen hauptsächlichen spirituellen Aufgabenstellungen, besonders auch in seiner Zeit als Abt, aber auch danach.
Missionarische Arbeit in Afrika, das war sein ursprüngliches Ziel, aber sein Abt Bonifaz Vogel hatte anderes mit ihm vor. So war er zwei Jahre in der Erziehung und Ausbildung der Schüler am Egbert-Gymnasium der Abtei tätig. Außerdem als Leiter von Exerzitien- und Meditationskursen, bevor ihn Abt Vogel 1979 zum Prior und damit zu seinem Stellvertreter ernannte. Am 5. November 1982 wählten ihn seine Mitbrüder zum 74. Abt von Münsterschwarzach und kurze Zeit später, am 23. November 1982 erhielt er vom Würzburger Bischof Paul-Werner Scheele die Abtsbenediktion.
Abt Fidelis mit 24 segenreichen Jahre als Oberer
Es folgten für Abt Fidelis 24 segensreiche Jahre als Oberer im Dienste der Gemeinschaft. Als Wahlspruch hat er sich aus dem Matthäus-Evangelium den Satz „Omnes vos fratres – Ihr alle seid Brüder“ gewählt, womit er deutlich machen wollte, dass bei aller Autorität und Letztverantwortlichkeit der Abt auch Bruder unter Brüdern sein muss, zugleich werden in diesem Wahlspruch auch die Aufgaben der Abtei nach außen angesprochen, wonach die Mönche allen Menschen, die zu ihnen kommen, Brüder sein sollen.
Immer lagen ihm die Menschen in den Missionsgebieten am Herzen, was zu zahlreichen Reisen und Besuchen bis heute in Afrika, Lateinamerika, Korea und den Philippinen führte. Auch daheim in Münsterschwarzach war es immer wieder die Rückbesinnung auf die Regel des heiligen Benedikt und ihre Umsetzung in heutiger Zeit.
Die Abtei Münsterschwarzach entwickelte sich durch die Öffnung für spirituelle Anliegen der Menschen stets vorwärts – auch dank zahlreicher Weggefährten von Abt Fidelis wie Pater Anselm Grün, Pater Meinrad Dufner und Pater Udo Küpper. Die über 20 klösterlichen Betriebe florierten, zahlreiche Bauvorhaben wurden umgesetzt, das Gästehaus wurde bis heute ständig erweitert und mit dem Bau des Recollectio-Hauses 1991, einem Ort für Priester und Ordensleute in Lebenskrisen, schuf er ein damals in Deutschland einzigartiges Zentrum unter fachkundiger psychologischer Leitung. Auch die Klosterkirche wurde während seiner Amtszeit umfassend renoviert. Das zur Abtei gehörende Egbert-Gymnasium entwickelte sich prächtig und gehört zu den gefragten Schulen in der Umgebung.
Kloster mausert sich zum Vorzeigeobjekt der Nachhaltigkeit
In seiner Amtszeit entwickelte das Kloster ein Energiekonzept, das einzigartig ist und für das die Abtei mehrfach ausgezeichnet wurde. Aktuell ist die Abtei dank Photovoltaikanlagen, Hackschnitzelheizung und Biogasanlage energetisch komplett autark und gilt als Vorzeigeobjekt im Rahmen nachhaltiger Energien.
Am 24. April 2006 trat er nach fast 24 Jahren von seinem Amt zurück, sein Nachfolger wurde Abt Michael Reepen – übrigens auch ein Badener aus Freiburg. Dass jüngere Leute neue Gedanken einbringen und ein Ämterwechsel neue Energien und Möglichkeiten freisetzt – das ist die feste Überzeugung von Pater Fidelis.
Es war auch nie seine Absicht, als Alt-Abt (ein Wort, das er gar nicht mag) im Kloster zu leben. Der Rücktritt vom Amt bedeutete für ihn, völlig ins Glied zurückzutreten, in die Reihe der Mönche, wo nicht das Amt oder die Aufgabe, sondern einzig der Termin des Klostereintritts die Reihenfolge bestimmt. Ihm ist das in Münsterschwarzach auf vorbildliche Weise gelungen.
Auf die Frage, was ein Pensionär im hohen Alter im Kloster so macht, lacht Pater Fidelis und spricht über seine ausgefüllte und erfüllte Zeit im „Ruhestand“. Langweilig wird es ihm nie. Sehr viel Zeit verbringt er mit Gesprächen im Sprechzimmer, wo er vielen Menschen auf deren Suche nach einem sinnerfüllten Leben als erfahrener geistlicher Begleiter mit seinen Gedanken ein gesuchter Ratgeber ist.
Der in Plankstadt geborene Geistliche ist auch als Autor aktiv
Gerade seine Gedanken zum Alter und Älterwerden erweisen sich da für viele Menschen als sehr gewinnbringend. Das Alter als konstruktive Zeitspanne sehen, in dem es immer noch Neues zu entdecken und auch umzusetzen gilt – das sieht er für die Menschen als immerwährende Aufgabe. In seinem Buch „Älter werden - weiter wachsen“ legt er seine Gedanken dazu für den Leser sehr gewinnbringend dar.
Aber auch seine anderen Bücher „Gelassen im Trubel des Lebens“ und „Geistlich kämpfen lernen“ ermöglichen es dem Leser, wertvolle Erfahrungen aus dem Mönchsleben und den Psalmen mit- und nachzuvollziehen.
Neben seinen vielen Gesprächen mit Ratsuchenden ist er nach wie vor im Dienste seiner Gemeinschaft auch beim Aufbau neuer klösterlicher Strukturen erfolgreich tätig, so bei den Neugründungen benediktinischer Gemeinschaften im ägyptischen Kairo und in Ismailia am Suezkanal.
Die Geburtstagswünsche aus seiner Heimatgemeinde Plankstadt sind ihm als Sohn der Gemeinde sicher.
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