Plankstadt. Eine neue, moderne Sicht auf Weihnachten vermittelten Konfirmanden am 2. Weihnachtsfeiertag in der evangelischen Kirche in Plankstadt. „Was ist Weihnachten für uns heute? Ein Fest der Geschenke? Oder gibt es da noch etwas Anderes?“ Überhaupt war der Gottesdienst der Jugendlichen ungewöhnlich und daher einer der Höhepunkte zur Weihnachtszeit.
Es stand kein Pfarrer vorne am Altar, denn Pfarrerin Christiane Banse und Diakon Daniel Horsch hatten in den Bankreihen Platz genommen. Es gab auch keine festgelegten Lieder, sondern ein Wunschkonzert, für das sich die Gemeinde durch Zurufe sieben Weihnachtslieder aussuchen konnte. Für die erfahrene Organistin Barbara Wipfler war das durchaus eine Herausforderung an Spontaneität und Flexibilität. Der Gottesdienst selbst lag ganz in den Händen der jungen Leute.
Noch traditionell war der Beginn mit einem Orgelspiel, eine „Ouverture sur les grands jeux“ des französischen Komponisten François Couperin aus dem 18. Jahrhundert. Die Organistin erklärte, dass sie das Stück deshalb ausgesucht habe, weil es die Thematik des Gottesdienstes, die Beziehung Gottes und den Menschen, widerspiegle. So ist der Anfang des Stückes noch heiter und harmonisch in C-Dur. Die Infragestellung der Beziehung, die Zerrissenheit drückte der Komponist im zweiten Teil, geschrieben im düsteren C-Moll, aus. Der Weg der Versöhnung, das Happy End ertönte wieder in der Ausgangstonart C-Dur, doch diesmal fröhlicher im Dreiertakt, einem Tanz gleich.
Konfirmanden zu Weihnachten in Plankstadt mit Rollenspiel
„Jesus, du warst ein Kind wie ich … lass mich werden wie du.“ Mit diesen Worten sprachen die Jugendlichen das erste Gebet und zeigten damit ihr Verständnis für den jungen Christus, dessen Geburt die Christenheit gerade feierte. Dann lasen zwei Mädchen aus dem Evangelium von Johannes, das erste Kapitel: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort.“
Als Nächstes hatten die Konfirmanden ein Rollenspiel vorbereitet, das sie vor dem Altar aufführten. Es begann mit einem Handygespräch über einen alten Weihnachtsmarkt, aber der Angerufene hatte keine Zeit. Dann kam ein zweites Mädchen in der Rolle einer gestressten Mutter, die alle Götter um Hilfe anrief, aber keine fand. Schließlich meldete sich ein Bauarbeiter, der aus der Kirche einen Konsumtempel machen wollte. Irgendwo aus dem Raum erschall eine Stimme: „Scheinbar brauchen die Menschen mich nicht mehr.“
Die drei Darstellerinnen der Rollen diskutierten ihre unbefriedigende Situation. „Wenn ich mich hier im Raum umsehe,“ begann eine und schaute sich in der Kirche um, „dann fühle ich mich wohl, weil ich das Gefühl habe, dass hier jemand auf mich aufpasst.“ Daraufhin äußerte ein Junge für Gott: „Die Menschen haben mich nicht vergessen.“
Die Jugendlichen hatten sich noch eine weitere Szene ausgedacht: Sie zeigten eine Trinkflasche, die ohne Inhalt zwecklos ist, ebenso wie eine leere Geschenkschachtel, die ohne Inhalt einfach wertlose Verpackung ist, und eine Kerze, die nicht brennt und daher kein Licht spendet.
Weihnachtliche Gottesdienste in evangelischer Kirche in Plankstadt
Am Kircheneingang hatten alle die Gelegenheit, ein Teelicht mitzunehmen. Die Gemeinde wurde aufgefordert, die Kerzen anzuzünden und dabei an ihre Wünsche zu denken. Dann stellten die Gläubigen ihre Kerzen auf einen Tisch vor dem Altar. Dekan Horsch bedankte sich schließlich bei allen Mitwirkenden.
Begonnen hatten die Feiern an Heiligabend mit dem Familiengottesdienst mit Krippenspiel, das 19 Kinder gestalteten, unterstützt von Mary Kastilan, Vanessa Nofer und Daniel Horsch, der bei der Begrüßung feststellte: „Alle sind da; die Kinder, die Erwachsenen und der liebe Gott.“
Für das Krippenspiel hatten die Kinder zwei Monate lange geübt. In der nachfolgenden Predigt lud Horsch alle Gottesdienstbesuch dazu ein, sich in Gedanken an die Krippe zum Jesuskind zu stellen und dieses Gefühl dann hinaus in die Welt zu tragen. „Wenn uns das gelänge, dann würde es auf unserer Welt sicherlich mehr Vertrauen und Frieden geben.“ Mit einem großen Dankeschön an alle Mitwirkenden, einem weihnachtlichen Segen und dem traditionellen Schlusslied „O du fröhliche“ endete der Gottesdienst.
Ebenfalls an Heiligabend fand am frühen Abend der festliche Gottesdienst zur Christvesper statt und wurde klassisch und stimmungsvoll von Joachim Koch an der Orgel begleitet. Die Weihnachtsgeschichte von der Geburt Christ nach dem Lukas-Evangelium stand im Mittelpunkt der Feier. Pfarrerin Banse und Kerstin Berlinghof teilten sich die biblische Lesung und die Gemeinde untermalte die altvertrauten Worte mit klassischen Weihnachtsliedern.
In ihrer Predigt stellte Banse die Worte der Engel an die Hirten in den Vordergrund: „Fürchtet euch nicht!“ Eine Ermutigung, die auch heute gelten darf, so die Pfarrerin. „Wenn Gott zu den Menschen kommt und bei uns ist, dürfen wir unsere Angst loslassen und beginnen zu leben“, fuhr sie fort. Das Strahlen der Kerzen, die während des Schlussliedes „O du fröhliche“ angezündet wurden, spiegelte sich auch in den Augen der Gottesdienstbesucher wider, die diesen Auftakt in den so Heiligen Abend sichtbar genossen.
Evangelische Christmette in Plankstadt gut besucht
Zur Christmette um 23 Uhr war die Kirche trotz der späten Stunde gut gefüllt. Nach dem Orgelvorspiel begann der Gottesdienst mit einer Flüsterbotschaft, die von Reihe zu Reihe weitergegeben wurde: „Ich verkündige euch große Freude. Euch ist heute der Retter geboren.“
Laut wurde diese frohe Botschaft im ersten Lied „Vom Himmel hoch“ von der Gemeinde angestimmt, begleitet von Barbara Wipfler an der Orgel. Auch der Kirchenchor unter der Leitung von Ludmilla Hertel trug mit seinen Liedern zum festlich-freudigen Charakter bei.
„Als Gottes Sohn im Hirtenstroh geboren ist, da hat der Himmel die Erde geküsst.“ Mit dieser Zeile aus einem Weihnachtslied näherte sich Vikarin Annette Weippert in ihrer Predigt an das Geheimnis von Weihnachten an. An Weihnachten gehe es nicht nur um das Kind in der Krippe, sondern um das ganze Leben von Jesus und seiner Botschaft von Gottes Liebe. Diese Botschaft wirke bis heute weiter, wenn Menschen sich bewegen lassen: Bewegen lassen von der Not, die ihnen begegnet, bewegen lassen aber auch von Gottes Liebe und der Hoffnung, dass Veränderung möglich ist. „Deshalb berühren sich auch heute immer wieder Himmel und Erde.“
Auch dieser Gottesdienst endet mit einem festlichen „O du fröhliche“, über dem der Chor ein „Halleluja“ anstimmte. Im Anschluss standen viele noch zu einem gemeinsamen Ausklang des Abends bei einer Tasse Glühwein oder Punsch vor der Kirche beisammen.
„Frieden auf Erden“ lautetet der Titel des Gottesdienstes am 1. Weihnachtsfeiertag, den die evangelischen Kirchengemeinden Eppelheim und Plankstadt zusammen feierten. Pfarrerin Michaela Schmittberg hatte als besonderes Element einen Ausschnitt aus dem Film „Merry Christmas“ von Christian Carion mitgebracht. Darin wird erzählt wie schottische, deutsche und französische Soldaten an der belgischen Front an Heiligabend 1914 ihre Waffen niederlegen und gemeinsam Weihnachten feiern.
Nach dem Filmausschnitt stellte Schmittberg heraus, dass es Mut brauche, um erste Schritte zum Frieden zu gehen. Es gehe darum, Verbindendes zu suchen und den Menschen im feindlichen Gegenüber zu sehen. Trompetenklänge von Mathias Wehner, begleitet von Barbara Wipfler an der Orgel, verliehen dem Gottesdienst einen besonders festlichen Charakter.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/plankstadt_artikel,-plankstadt-kein-pfarrer-am-altar-jugendliche-leiten-weihnachtsgottesdienst-in-plankstadt-_arid,2273485.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/plankstadt.html
