Historie

Verwandte des gefallenen Plankstadter Soldaten gefunden

Dank SZ-Zeitungsbericht und Archivrecherche erfährt die Schwester des gefallenen Josef Böhm aus Plankstadt erstmals vom Grab ihres Bruders – 80 Jahre nach Kriegsende.

Von 
Ulrich Kobelke
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Das Grab des Plankstadter Soldaten Josef Böhm in Andilly. © Gemeinde

Plankstadt. Wer hätte das gedacht: Auf einen Hinweis des „Volksbundes deutsche Kriegsgräberfürsorge“ ehrte Bürgermeister Nils Drescher auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Andilly im Departement Meuthe-et-Moselle den gefallenen jungen Plankstadter Josef Böhm mit einer Blumenschale und Worten der Erinnerung.

Dieser ließ beim Rückzug der deutschen Truppen vor den herannahenden Amerikanern sein Leben „fürs Vaterland auf dem Feld der Ehre“ – wie das damals in den offiziellen Todesbenachrichtigungen der Wehrmacht mit markigen Worten bezeichnet wurde.

Die Recherchen von Gemeindearchivar Ulrich Kobelke nach möglichen Hinterbliebenen und Verwandten ergaben zunächst nur ein unklares Ergebnis. Aktenrecherche und Befragungen waren nicht zielführend. Aber dann erschien am 11. September ein Bericht in dieser Zeitung über den Besuch der Plankstadter Delegation in Andilly.

Plankstadter Soldatengrab: Schwester erfährt erstmals von Beerdigungsort

Und tatsächlich meldete sich noch am selben Tag Michael Leber aus Plankstadt und teilte mit, dass seine Ehefrau die einzige Schwester des Gefallenen ist – die Überraschung war entsprechend groß. Auch die Eheleute Leber haben beide bereits ein gesegnetes Alter erreicht: Michael Leber ist 97 Jahre und seine Ehefrau Frieda Wilma ist 90 Jahre alt. Er kam als Heimatvertriebener aus Budaörs nach Plankstadt, seine Ehefrau lernte er in Plankstadt kennen, sie wohnte damals in der Hildastraße.

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Für die beiden war die Überraschung sogar noch größer, denn bislang wusste die Schwester nicht, wo sich das Grab ihres gefallenen Bruders befindet. Die Familie Böhm, deren Vorfahren ursprünglich aus Eppelheim stammen, sei weit verstreut und nach so langer Zeit wäre der im Krieg gefallene Verwandte auch sehr selten Gesprächsthema – so berichtete der Verwandte.

Nach ein paar Telefonaten und Recherchen in den alten Personenstandsbüchern der Gemeinde traten dann für Archivar Kobelke die verwandtschaftlichen Beziehungen deutlicher hervor. Der Vater von Wilma Leber war ein Bruder des Vaters von Horst Böhm, den älteren Plankstadtern unter seinem Spitznamen „Worschtler“ noch besser bekannt.

Erinnerungen an legendären Plankstadter „Mitsche-Schorschs“

Und somit war der Gefallene ein Cousin von Horst Böhm, der schon vor vielen Jahren gestorben ist. Dessen Ehefrau Erika wiederum kennen die meisten Älteren noch aus der Zeit, als sie als Nachfolgerin des legendären „Mitsche-Schorschs“ das Rathauskiosk führte, bevor es dann Werner Kapp übernahm.

Nun mögen es manche Zeitgenossen vielleicht lächerlich finden, nach so langer Zeit akribisch in der Familiengeschichte von Mitbürgern herumzustöbern. Nicht jedoch ein Archivar, zu dessen Aufgaben es auch gehört, nach den Wurzeln der Bevölkerung zu suchen, solange dies überhaupt noch möglich ist. Natürlich schreibt man das so Gefundene nieder und verwahrt es in den Archiven, wo es dann über Jahrzehnte ruht, aber als wertvolles Recherchematerial für etwaige Personen auf Stammbaumforschung dienen kann.

Auch nach über 80 Jahren werden die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs wieder lebendig – die Plankstadter Delegation erlebte es im September hautnah auf dem riesigen deutschen Soldatenfriedhof von Andilly und der Besuch hinterließ einen bedrückenden Eindruck gerade bei den jüngeren Teilnehmern.

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