Plankstadt. Die Temperaturen sinken unter den Gefrierpunkt, sogar Schnee ist nun gefallen, der Boden vielerorts gefroren. Für die Tierwelt heißt das oftmals: erschwerte Bedingungen. Besonders gilt das für die Nahrungssuche. Der Deutsche Tierschutzbund spricht in einer Mitteilung die Empfehlung aus, „heimische Singvögel insbesondere bei Frost und Schnee mit artgerechtem Futter bei der Nahrungssuche zu unterstützen“. Wie den Vögeln unkompliziert geholfen werden kann und worauf dabei zu achten ist, das haben wir zwei heimische Vogelexperten gefragt.
Warum brauchen Vögel im Winter überhaupt Hilfe bei der Nahrungssuche?
Vögel finden aufgrund menschlicher Einflüsse ohnehin wenig Futter. Die vom Menschen erschaffene, strukturierte Kulturlandschaft erschwert die Nahrungssuche. Früher habe es noch mehr Hecken und Sträucher zwischen den kleinräumigen Feldern gegeben, zudem seien die privaten Gärten vielfältiger gewesen, erzählt Cindy Baumann vom Schwetzinger Naturschutzbund (Nabu). Heute hingegen werde Vieles zurückgeschnitten, wilde Obstbäume und Laubhaufen, in denen Vögel Insekten finden könnten, sind rar gesät. Und: „Das Insektensterben wirkt da ja auch noch dazu“, sagt Sven Berlinghof, Vorsitzender des Vogelparks Plankstadt. Bei schneebedecktem oder gefrorenem Boden verschärfe sich die grundlegende Problematik zusätzlich.
Welche Vogelarten haben die Hilfe am nötigsten?
In erster Linie sind das die sogenannten Standvögel, die auch im Winter in unseren Breitengraden ausharren. Die bekanntesten Arten sind Amseln, Meisen, Finken, Spatzen und Rotkehlchen. Aber auch späte Durchzügler freuen sich vor ihren weiten Flügen in den Süden über ein leicht verfügbares Nahrungsangebot.
Wie kann die Hilfe bei der Nahrungssuche konkret aussehen?
Die beste Hilfe ist das Einrichten von Futterstellen. Diese sollten am besten hängend platziert werden und „nur kleine offene Flächen zum Futterpicken“ aufweisen, wie Sven Berlinghof erläutert. Das können Futterglocken oder Körnerspender sein, die am Haus oder in Bäumen hängen. Durch das Aufhängen soll einerseits verhindert werden, dass Vögel ihre Notdurft darauf verrichten und sich so Krankheiten ausbreiten können und andererseits ein Schutz vor Fressfeinden, wie etwa Katzen, gewährleistet werden.
Weiterhin ist darauf zu achten, dass das Futter trocken bleibt und nicht auf den Boden fällt – sonst bedienen sich auch ungewollte Gäste wie Ratten. Den hygienischen Aspekt gilt es ohnehin zu berücksichtigen: Futterstellen und -häuser sollten täglich ausgefegt und mindestens einmal wöchentlich mit heißem Wasser gereinigt werden.
Welches Futter sollte bereitgestellt werden?
Unter anderem sind Körnermischungen gefragt. Finken oder Spatzen gelten als Körnerfresser und fressen Sonnenblumenkerne oder Getreidekörner, das sogenannte Streufutter. Fettfutter und getrocknete Insektenlarven werden besonders von Meisen gerne verzehrt. Sie zählen zu den Weichfutterfressern. Damit die Tiere sich nicht in die Quere kommen, sollten verschiedene Futterstellen mit den jeweiligen Arten eingerichtet werden.
„Andere Vogelarten nehmen gerne Rosinen oder andere Trockenfrüchte“, sagt Cindy Baumann. Äpfel und Birnen etwa können als ganze Frucht angeboten werden, denn in Stücke geschnitten verderben sie schneller. Körnermischungen, Futterknödel und getrocknete Beeren sind in Fachmärkten erhältlich, sie eignen sich jedoch nur im naturbelassenen Zustand. Bei Meisenknödeln ist zudem darauf zu achten, dass sie nicht im Netz angeboten werden – die Vögel könnten sich darin verfangen.
Verzichten sollte man auf Brot und Essensreste. Sie sind genau wie gewürzte Speisen völlig ungeeignet als Futtermittel.
Und wie sieht es mit Wasser aus?
Das ist insbesondere bei Minusgraden besonders gefragt. Die üblichen Wasserstellen sind schließlich zugefroren. Flache Schalen mit Wasser zum Trinken und auch Baden sollten die Futterstellen daher ergänzen.
Was können Tierfreunde den Vögeln noch Gutes tun?
„Der Natur, wenn es geht, freien Lauf lassen“, meint Berlinghof. Das beinhalte dem Vorsitzenden des Vogelvereins zufolge etwa nicht alles Grün im eigenen Garten zurückzuschneiden und Laub oder morsches Holzes liegenzulassen. Denn darin würden sich Larven und Regenwürmer sammeln. Naturnaher Garten lautet das Stichwort. Einheimische Blühpflanzen, Sträucher und Bäume würden laut Baumann einen Beitrag dazu leisten. Dort finden Vögel auch im Winter Stängel, Blütenreste und Fruchtstände mit Samen.
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