Plankstadt. Viele Menschen kennen das: Sie können vor lauter Gedanken nicht einschlafen oder haben Durchschlafprobleme und wachen mitten in der Nacht auf – ohne eine Ahnung zu haben, warum. Laut der Statistik-Plattform „Statista“ gaben 2023 in einer Umfrage 43 Prozent der Menschen an, in den vergangenen zwölf Monaten darunter gelitten zu haben. Laut dem deutschen Ärzteblatt sind inzwischen sieben Prozent der Bevölkerung stark betroffen. Diplom-Psychologin Claudia Jessen aus Mannheim präsentierte während ihres Vortrages im Trausaal des Plankstadter Rathauses entsprechende Zahlen und zeigte Lösungswege auf. Die Referentin war auf Einladung der Volkshochschule Bezirk Schwetzingen (VHS) gekommen.
„Schlafstörungen sind vorhanden, sobald man mindestens drei Nächte pro Woche für mehr als einen Monat Probleme wie Ein- und Durchschlafstörungen oder Früherwachen hat und ein Leidensdruck da ist“, betonte die Referentin. Eine genaue Diagnose sei wichtig, um festzustellen, ob organische Gründe wie Schlafapnoe, chronische Schmerzen oder Magen-Darm-Erkrankungen oder eher nicht organische vorlägen, um die richtige Therapie zu finden. Sorgen, Grübeln, Schichtarbeit oder schlimme Lebensereignisse seien nur einige mögliche Auslöser.
„Saubere“ Bettgewohnheiten
Ein Schlüsselbegriff für gesunden Schlaf sei die Schlafhygiene. „Wer das Wort nicht kennt: einfach googeln“, meinte Jessen. Die Schlafhygiene umfasse die Strukturierung der Bettzeiten und eine passende Vorbereitung. „Damit der Körper weiß ,Jetzt wird geschlafen, jetzt geht es in die Erholung‘.“ Keinesfalls sollte ein Smartphone mit ins Bett genommen oder andere elektronische Geräte genutzt werden. Das Bett solle nur zum Schlafen genutzt werden.
Einmal erlerntes, für den Schlaf negatives Verhalten könne man wieder ändern. Dieses verhinderte guten Schlaf aber selbst dann, wenn die eigentlichen Auslöser längst nicht mehr vorhanden seien. „Wer lange und oft im Bett über Probleme grübelt, sollte aufstehen. Auch kann es helfen, sich auf eine konkrete und strikt begrenzte ‚Grübelzeit‘ am Abend festzulegen, am besten in einem hässlichen Grübelstuhl“, so Jessen, aber nicht länger als zehn Minuten. Danach solle man das Thema abhaken.
„Und Sie müssen sich nicht zwingen, acht Stunden zu schlafen. Das ist von Mensch zu Mensch ein unterschiedlicher Durchschnittswert. Dem einen genügen sechs Stunden, ein anderer braucht neun“, verriet die Psychologin.
Ein Problem sei, dass Gedanken Gefühle auslösten. Wer sich beim Zubettgehen ärgere, dass er nicht schlafen kann, oder daran denke, wie schrecklich der nächste Tag dadurch werde, schütte allein deswegen Stresshormone aus. Gegen Albträume helfe ein Traumtagebuch, um sich besser daran zu erinnern. Das könne man dann positiv umschreiben – mit Happy End – und durch Imagination im Unterbewusstsein verankern.
Entspannungstechniken seien ebenfalls hilfreich. Pharmazeutische Einschlafhilfen stellten keine Lösung dar, sondern nur ein vorübergehendes Hilfsmittel. Rituale wie ein dunkles Zimmer, Verzicht auf Kaffee vor dem Schlafengehen und ein nicht zu warmes Zimmer seien weitere Dinge, die guten Schlaf ermöglichten.
Kein Tabuthema
Trotz des ernsten Themas sorgte ein Ansatz aus der Acceptance- und Commitment-Therapie – Akzeptanz und Bekennen – für Heiterkeit: Helfen könne auch, schlafhinderliche Gedanken laut auszusprechen und ins Lächerliche zu ziehen, indem man dies mit verstellter Stimme oder in einem starken Dialekt eigener Wahl mache. Auch wenn man selbst viel für gesunden Schlaf tun könne, sei es wichtig und richtig, auch professionelle Hilfe zu suchen, wenn der persönliche Leidensdruck zu groß werde. Ein neues, gutes Hilfsmittel sei auch die Somnio-App für Smartphones, die es als digitale Gesundheitsanwendung (Diga) auf Rezept gebe.
Das Ehepaar Michael und Carola meinte: „Ein spannender Vortrag. Auch die App ist ein guter Ansatz“, und ergänzte: „Toll, dass VHS-Vorträge direkt in Plankstadt stattfinden. So können wir einfach hinlaufen.“
Das Infotelefon MedCall helfe unter 116 117 von Montag bis Freitag, 8 bis 16 Uhr und freitags, 8 bis 12 Uhr, auf der Suche nach passenden Ärzten und Möglichkeiten, so Jessen abschließend.
Die Veranstaltung fand als Teil einer Kooperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) und dem Arzt-Patienten-Forum statt. Weitere Veranstaltungen kündigt die Volkshochschule unter www.vhs-schwetzingen.de an.
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