Politik

Winfried Hermann sieht Potenzial für Plankstadt und Eppelheim

Landesverkehrsminister Winfried Hermann ist bei den Grünen in Plankstadt und in Eppelheim zu Gast. Thema ist vor allem die Bahntrasse, die durch die Region führen soll.

Von 
Noah Eschwey
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Winfried Hermann nimmt sich in Zeit für die „Bürgerinitiative Plankstadt und angrenzende Gemeinden“ (BiP). © Eschwey

Plankstadt/Eppelheim. Wenn der Verkehrsminister zu Gast ist, dann geht es naturgemäß vor allem um ein Thema – den Verkehr. Sowohl in Plankstadt als auch in Eppelheim heißt das aber an erster Stelle nicht unbedingt, dass über den schon fließenden Verkehr diskutiert wird. Viel mehr geht es um eine Strecke, bei der noch nicht einmal bekannt ist, wo sie denn genau verlaufen soll. Eine Bahnstrecke, die schon lange vor ihrem Bau für Unruhen in der Kommunalpolitik und bei der Bevölkerung sorgt.

Zur Person

Winfried Hermann ist seit 2011 der Verkehrsminister in Baden-Württemberg – aktuell übt er diese Aufgabe in der dritten Legislaturperiode aus.

Er wurde am 19. Juli 1952 geboren und wuchs in Rottenburg am Neckar auf.

Er studierte an der Universität Tübingen die Fächer Deutsch, Politik und Sport. Nach einem Referendariat war er als Lehrer und Fachbereichsleiter bei der Volkshochschule in Stuttgart tätig war.

Seit 1982 ist er Mitglied beim Bündnis 90/Die Grünen. sax

Der Zeitplan ist eng. Um 17 Uhr kommt der grüne Verkehrsminister von Baden-Württemberg, Winfried Hermann, in Plankstadt an. „Um die Zeit mit dem Landespolitiker effektiv nutzen zu können, haben wir entschieden, die Presse erst nach einem Gespräch im Rathaus hinzuzuziehen“, erklärt Nils Drescher, Bürgermeister von Plankstadt auf Nachfrage dieser Zeitung.

Um 17.20 Uhr geht es nämlich schon weiter. Gemeinsam mit den ortsansässigen Grünen möchte der Landespolitiker den geplanten Bahnübergang zwischen Plankstadt und Eppelheim besichtigen gehen. Natürlich nach bekannter Grünen-Manier mit dem Drahtesel. Doch bevor die Parteifreunde aufs Rad springen, gibt es im Rathaus einiges zu besprechen.

Eintrag ins Goldene Buch in Plankstadt

„Zunächst hat er sich in unser Goldenes Buch eingetragen“, lässt Drescher Revue passieren: „Dann sprachen wir über die drei wichtigsten Themen für Plankstadt.“ Und, wie soll es anders sein, an oberster Stelle steht da natürlich eines: Die geplante Bahntrasse zwischen Karlsruhe und Mannheim, deren Verlauf nach wie vor im Dialogforum der Deutschen Bahn diskutiert wird (wir berichteten). „Wir sprachen uns noch einmal eindringlich für die Tunnellösung aus und appellierten, dass in den Berechnungen auch der Faktor Mensch berücksichtigt werden muss“, so der Bürgermeister.

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Auch das zweite Thema, das die Plankstädter mit dem Verkehrsminister besprechen möchten, ist wenig überraschend: Der Radschnellweg, der es den Bürgern in der Umgebung ermöglichen soll, klimaneutral und schnell nach Heidelberg und Schwetzingen zu kommen. Seit 2018 sei der Entwurf im Genehmigungsverfahren. „Hermann hat bestätigt, dass das schneller gehen sollte, aber auch darauf hingewiesen, dass es sich um ein äußerst mächtiges Genehmigungsverfahren handle“, skizziert Drescher.

Umleitungsverkehr durch die Gemeinde stört

Das letzte Thema, über welches die Verwaltung mit dem Minister gesprochen habe, sei die Umleitungsstrecke der B 535 gewesen. Wenn der Tunnel auf der Strecke gesperrt sei, würde der gesamte Verkehr durch Plankstadt geführt, bestätigt das Verwaltungsoberhaupt. Besonders für den Schwertransport sei die Gemeinde allerdings nicht ausgelegt: „Daher baten wir darum, großräumiger auf die Sperrung hinzuweisen und dann natürlich auch großräumiger umzuleiten.“

Als der Verkehrsminister dann mit acht Minuten Verspätung das Rathaus in Plankstadt verlässt, sieht er sich mit der „Bürgerinitiative Plankstadt und angrenzende Gemeinden“ (BiP) konfrontiert. „Wir setzen uns dafür ein, dass die Bahntrasse, zu deren geplanten Bahnübergang wir gleich radeln werden, nicht kommt“, erklärt Caren Thönnessen-Knoglinger.

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Die Trasse zerschneide die Gemeinde und die letzten Grünflächen, die es in der Kommune noch gebe, so die aktiven Bürger. Auch den Lärm und die Fehlnutzung landwirtschaftlicher Fläche könne die Bürgerschaft nicht hinnehmen. Der Verkehrsminister hört den aufgebrachten Bürgern aufmerksam zu und nimmt sich die – ohnehin schon sehr knappe – Zeit, bevor er bedacht antwortet: „Die Bahn hat schon bewiesen, dass sie zur Not auch Tunnel bauen kann, so ist es nicht. Es ist wichtig, dass die Bevölkerung da Druck macht.“ Gemeinsam mit den ortseigenen Grünen, den Bürgern der Initiative und zwei Polizisten radelt Winfried Hermann dann los.

Lebhafter Bürgerdialog am Wasserturm in Eppelheim

Die Ehre, die dem Verkehrsminister in Eppelheim zuteilwird, ist konträr zu seinem vorigen Erlebnis in Plankstadt. Aus dem geschützten Rathaus wird eine kleine Ecke auf dem Platz vor dem Wasserturm. Aus einer begrenzten Zahl ausgewählter Zuhörer wird eine Traube von Menschen. Doch das ist ganz bewusst so gewählt: Hier steht der Wahlkampfstand der Eppelheimer Grünen. Und hier soll der Verkehrsminister mit allen Bürgern ins Gespräch kommen, die sich beteiligen möchten. Neben der Bahntrasse, die immer wieder zum Thema wird, beschäftigen sich die Eppelheimer Grünen vor allem mit einem verkehrspolitischen Thema: die Emissionsbeschränkung von 55 Prozent bis 2030, die von Landesregierung und EU-Parlament verlangt wird.

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„Dafür haben wir jede Menge Ideen und Vorschläge, die von den anderen Gemeinderatsfraktionen teilweise blockiert werden“, sagt die Moderatorin und Grünen-Gemeinderätin Isabell Moreira Da Silva. Bei ihrem Konzept setzen die kommunalen Parteien besonders auf zwei Themengebiete. Es brauche mehr Fahrradstraßen in der Stadt, aber vor allem eine verkehrsberuhigte Innenstadt. „Der Abschnitt vom Kreisel, am Wasserturm vorbei, bis zum Rathaus, muss auf Schritttempo reduziert werden“, findet Moreira Da Silva. Mit den anderen Fraktionen könne man sich allerdings höchstens auf Tempo 20 einigen.

Nichts passiert seit dem letzten Besuch des Ministers

2020 sei der Verkehrsminister, der hier freundschaftlich mit „Winne“ begrüßt wird, schon einmal in Eppelheim gewesen. Schon damals habe er die Straße durch die Eppel-heimer Innenstadt als Flickenteppich bezeichnet. „Seitdem ist nichts passiert“, gesteht die Moderatorin. Es gebe auf der Landesebene Fördermittel, die Kommunen für Projekte, wie eine verkehrsberuhigte Innenstadt nutzen könnten, weiß Hermann: „Es liegt also an den Aktiven vor Ort, was wirklich passiert.“

Wenn es eine Mehrheit gebe, die für ein Tempo von 20 Kilometern pro Stunde sei, dann wäre das immer noch besser, als würde nichts passieren. „Wir müssen Kompromisse eingehen“, findet der Minister. Besonders die Zeit nach der Wahl, mit einem frischen Gremium, solle genutzt werden, derartige Projekte anzugehen. „Wir brauchen Mut zu Veränderung“, glaubt Winfried Hermann.

„In Eppelheim braucht es dringend Veränderungen“

Dafür müsse gerade auf kommunaler Ebene menschenfreundlich, nicht parteipolitisch, gearbeitet werden. Es brauche parteiübergreifende Allianzen, keine Spaltung, findet Winfried „Winne“ Hermann: „Es gibt in fast allen Fraktionen Menschen, die für den Bürger etwas zum Besseren verändern wollen. Vielleicht sind es nicht die CO2-Emissionen, die da entscheidend sind. Aber eine lebenswertere Innenstadt möchten doch die meisten.“

Er habe gerade die neue Ortsmitte Plankstadt besichtigt, erzählt der Minister den Eppelheimern. Besonders mit Blick auf die, seiner Meinung nach sehr gelungene, neue Ortsmitte, sei er schockiert von der Park- und Fahrsituation in der Eppelheimer Innenstadt. „In Eppelheim braucht es dringend Veränderungen“, sind sich alle Anwesenden einig.

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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