Reilingen/Altlußheim. Ahmed (30) wollte schon als Kind zur Feuerwehr, aber in seiner Heimat Algerien war das nicht so leicht wie in Deutschland. Doch der Wunsch begleitete ihn über zwei Jahrzehnte lang. Eine Zeit, in der er mit acht Jahren seine Heimat verließ und in die Ukraine zog, später eine Familie gründete und vor einem Jahr vor dem Krieg dort floh. Heute wohnt er in Altlußheim und genau dort wurde für ihn ein Traum war, denn nun ist er Feuerwehrmann.
„Die Arbeit der Feuerwehr fand ich schon immer interessant und ich möchte Menschen helfen“, sagt Ahmed. Als sein Sohn zur Jugendfeuerwehr ging, wollte auch er diesen Schritt gehen, schrieb gemeinsam mit einem Freund eine E-Mail an den Kommandanten und wurde herzlich bei der Feuerwehr Altlußheim aufgenommen. Anfang März begann für ihn und viele andere die Feuerwehrgrundausbildung im Unterkreis Schwetzingen und Ahmed ist einer von 19 „Quereinsteigern“, die ohne Vorkenntnisse aus der Jugendfeuerwehr an der Grundausbildung teilnehmen.
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„Da in diesem Jahr insgesamt 40 angehende Feuerwehrfrauen- und männer zu der Ausbildung angemeldet wurden, überschritt dies die maximale Teilnehmerzahl eines Lehrganges. Somit haben wir uns entschlossen, zwei Lehrgänge anzubieten, damit alle die Möglichkeit bekommen, ihre Grundausbildung zu absolvieren“, erklärt Ausbilder Gunter Wiedemann. Dafür wurden die Teilnehmer der Wehren aus Reilingen, Hockenheim, Altlußheim, Neulußheim, Ketsch und Oftersheim zusammengefasst und absolvierten den Lehrgang im Reilinger Gerätehaus sowie verschiedenen Örtlichkeiten der Spargelgemeinde für die Übungen. Die Wehren aus Eppelheim, Schwetzingen, Brühl und Plankstadt bildeten einen eigenen Lehrgang.
Basis der Einsatzbereitschaft bei der Feuerwehr in Altlußheim
Die Grundausbildung ist die Basis für alle Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren, denn dort wird alle gelernt und geübt, was für den Einsatzdienst benötigt wird. Insgesamt fünf Wochenenden dauert die Grundausbildung und alle Teilnehmer absolvieren diese in ihrer Freizeit. Dabei stehen Themen wie Rettung, Aufgaben im Löscheinsatz, Rechtsgrundlagen, Technische Hilfeleistung, Fahrzeugkunde, Knoten und der Umgang mit gefährlichen Stoffen und Gütern auf dem Stundenplan.
Dafür wird theoretisches Wissen vermittelt und werden Übungen zu den verschiedenen Themen durchgeführt. Alles wird Schritt für Schritt geübt, damit später bei den angehenden Einsatzkräften jeder Handgriff sitzt.
Grundausbildung bei der Feuerwehr in Altlußheim: Zur Schere gegriffen
Deshalb greift Katharina aus Hockenheim zur hydraulischen Rettungsschere, schiebt das Visier ihres Feuerwehrhelms nach unten und setzt die schwere Schere an einer Stange aus Eisen an. Langsam schließen sich die Messer und ein Stück Eisen fällt zu Boden. Katharina legt die Schere wieder auf den vorgesehen Platz und freut sich, dass sie nun bald bei den Einsätzen in der Rennstadt mit ausrücken kann. „Es fühlt sich richtig gut an bei der Feuerwehr zu sein und aktiv helfen zu können“, sagt die 26-Jährige.
Beruflich ist sie im Bereich der Arbeitssicherheit tätig und hat viele Kollegen, die Mitglied in einer Feuerwehr sind. Und sie wollte nun auch. Sie meldete sich vor einem Jahr beim Hockenheimer Kommandanten, machte fleißig bei den Übungen mit und steht nun, wie Ahmed und alle anderen Teilnehmer, kurz vor der theoretischen und praktischen Prüfung der Grundausbildung. Als Quereinsteiger fehlt Katharina und Ahmed das Grundwissen aus der Jugendfeuerwehr, dass viele der anderen Kameraden bereits über viele Jahre gesammelt haben, aber durch ihr Interesse, ihre Lernbereitschaft, ihrer Freude an den Übungen und dank der tollen Arbeit der Ausbilder erfahren sie und alle anderen Quereinsteiger keine Nachteile.
Dies zeigt, dass man für die Arbeit bei der Feuerwehr nie zu jung und nie zu alt sein kann, denn es zählen die Freude und die Bereitschaft am Helfen. Wenn die Teilnehmer der Grundausbildungen in Reilingen und Eppelheim erfolgreich ihre Prüfungen abgelegt haben, erhalten sie eine Urkunde, die sie stolz in ihren Feuerwehren zeigen können und sodann einen Funkmeldeempfänger erhalten. Wenn dieser laut zu piepsen beginnt, braucht irgendwo jemand die Hilfe der Feuerwehr, und die frisch ausgebildeten Kräfte rücken mit aus, um das zu tun, was ihnen wichtig ist – anderen Menschen zu helfen.
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