Erinnerung

100. Geburtstag von Kunstlegende Heinz Friedrich: Sein Erbe in Schwetzingen

Heinz Friedrich ist einer der größten künstlerischen Söhne der Stadt Schwetzingen – an diesem Montag, 19. Februar 1924, wäre er 100 Jahre alt geworden. Wir haben seine Freunde besucht, die seinen Platz am Stammtisch frei halten.

Von 
Andreas Lin
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Andreas Falz (v. l.), Klaus Schäfer, Volker Hinz, Aart Gisolf, Erich Schuh und Martin Keßler treffen sich in Erinnerung an Heinz Friedrich regelmäßig im Schlossgartenrestaurant „Blaues Loch“ zum Künstlerstammtisch. Sie waren auch maßgeblich an der Ausstellung zu seinem 100. Geburtstag beteiligt. Sein Platz zwischen Gisolf und Schuh bleibt immer frei. © Dorothea Lenhardt

Schwetzingen. Dort hinten in der Ecke am Stammtisch im „Blauen Loch“ saß Heinz Friedrich immer, wenn er sich mit seinen Freunden am Dienstagvormittag in dem bekannten Gasthaus in der Zeyherstraße traf – von dort aus hatte er alles im Blick, den Skizzenblock immer vor sich. Dieser Termin war ihm heilig – und die Runde hält das Andenken an einen der größten und bekanntesten Künstler Schwetzingens immer noch hoch. An diesem Montag, 19. Februar, wäre er 100 Jahre alt geworden.

Heinz Friedrichs Platz bleibt immer frei – auch an diesem Dienstag, als unsere Zeitung zum Stammtisch dazukommen darf. Die Runde hat sich etwas verändert seit dem Tod des Künstlers am 24. März 2018. Aber eines vereint sie: die Begeisterung für einen besonderen Künstler und seine Werke.

So ist er vielen in Erinnerung: der Schwetzinger Künstler Heinz Friedrich. © Lenhardt

So gingen auch von diesem Tisch, diesem Freundeskreis, die Impulse aus für die Geburtstagsausstellung, die am kommenden Samstag, 24. Februar, im Palais Hirsch eröffnet wird. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Retrospektive. Es werden nur 23 meist großformatige Bilder von Heinz Friedrich ausgestellt. Kuratorin ist Kunsthistorikerin Dr. Kristina Hooge, unter anderem künstlerische Leiterin des Xylon-Museums in Schwetzingen.

Faszinierende Männer um Heinz Friedrich

„Es sind Werke dabei, die man vielleicht noch nicht oft gesehen hat“, sagt Andreas Falz. Er ist erst nach dem Tod von Heinz Friedrich zum regelmäßigen Dienstagstreffen gestoßen. „Ich bin das jüngste Mitglied hier in der Runde, die Männer am Stammtisch faszinieren mich“, erzählt der ehemalige Leiter der Schlossverwaltung und der Schlösser und Gärten in Baden-Württemberg. Seine Liebe zur Kunst und die Verehrung für den Schwetzinger Künstler begleiten ihn aber schon viele Jahre. „Wenn man lange für den Schlossgarten verantwortlich war, für den Heinz Friedrich unglaublich viel gemacht hat“, dann sei diese Begeisterung einfach zu erklären.

Michael Münch hat im „Blauen Loch“ am Sonntag eine Ausstellung mit Werken von Heinz Friedrich eröffnet. © Dorothea Lenhardt

Ihm gegenüber sitzt Erich Schuh. Er ist ein ewiger Wegbegleiter Friedrichs. „Er war ein Teil meines Lebens, mein Beichtvater, mein Freund.“ Den 85-Jährigen verbindet eine lange Beziehung zum Künstler, war Nachbar und Turnbruder im TV 1864. Seit 1948 war Heinz Friedrich dort Mitglied und insgesamt 66 Jahre sportlich aktiv – zuletzt bei den TV-Jedermännern.

Schuh ist ein unerschöpflicher Quell an Geschichten und Erinnerungen von und an Heinz Friedrich. Viele von ihnen hat er niedergeschrieben. Eine ist allerdings noch ganz frisch – sie dreht sich um ein dem Abriss geweihtes Gebäude in der Mannheimer Augustaanlage. Das wurde in den 1960er Jahren erstellt und war die Zentrale der deutschen Kork-Industrie. Im Gebäude hatte auch Heinz Friedrich seine Spuren hinterlassen – in Form eines 8 x 3 Meter großen Wandgemäldes. Als der Abriss näher kam, informierte der Eigentümer des Hauses, die Sparkasse Mannheim, die Stadt Schwetzingen, dass dort ein Werk ihres berühmten Sohnes hängt. So kam es zu einer Schenkung – mit der Maßgabe, dass das Werk künftig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

Gemälde von Heinz Friedrich in der Galerie Schäfer

So kam Erich Schuh ins Spiel, wobei es der Zufall wollte, dass der zuständige Architekt ein ehemaliger Schüler von ihm war. „Die Leinwand konnte man abziehen, ohne den Farbauftrag zu verletzen“, berichtet er. Inzwischen ist das Gemälde in Schwetzingen. Und weil die Stadt bislang keinen geeigneten Platz für das großformatige Werk gefunden hat, wird es künftig in der Galerie von Klaus Schäfer hängen.

Der bekannte Schwetzinger will gar nicht so viel Aufhebens um seine Freundschaft zu Heinz Friedrich machen. „Er hat vor 50 Jahren meine Kinder gemalt, seitdem kenne ich ihn“, erzählt Schäfer. Er ist vermutlich im Besitz der größten Sammlung an Friedrich-Werken. Die Backstube des ehemaligen „Café Baumann“ in der Mannheimer Straße ist seine „Alte Galerie“. Dort bewahrt und pflegt er einen großen Fundus an Malereien und Druckgrafiken von Heinz Friedrich und darüber hinaus auch von Otto Mindhoff. „Ich weiß es nicht genau, wie viele Werke ich von Heinz habe – 700, 800, 900, 1000?“

Sein Haus in der Mannheimer Straße, in dem das bekannte Farbengeschäft untergebracht ist, ziert eines der zahlreichen öffentlich sichtbaren Werke von Friedrich. Weitere gibt es am Ordnungsamt der Stadt, am Hebel-Heim, der ehemaligen Metzgerei Ziegler in der Dreikönig-straße, an der Fassade der früheren Bäckerei Ruffler in der Friedrich-Ebert-Straße, im kürzlich entwidmeten Melanchthonhaus oder auch in der Geschäftsstelle des Turnvereins 1864.

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Dort ist auf einem Bild unter anderem auch sein 2019 viel zu früh verstorbener Sohn Johannes als Jugendhandballer verewigt. Er hatte zuvor das Werk seines Vaters auf einer Internetseite zusammengetragen und präsentiert. „Die Seite ist leider weg, was daraus geworden ist, wissen wir nicht“, bedauert Erich Schuh beim Dienstagstreff im „Blauen Loch“. Mehr wollen sie über das Vermächtnis ihres Freundes nicht sagen.

Heinz Friedrich und seine zweite Heimat

Das Lokal war so etwas wie die zweite Heimat von Heinz Friedrich. Auch Gastronom Michael Münch zählt zu den Fans von Friedrich, zu Lebzeiten war der Künstler einmal pro Woche beim Mittagessen im „Blauen Loch“, wo übrigens auch zahlreiche Bilder, Druckgrafiken oder Plakate hängen.„Der Dienstagstreff über viele Jahre war für Heinz das Highlight der Woche, er fühlte sich in diesem Kreis besonders wohl“, erzählt Erich Schuh.

Zu diesem Kreis zählt von Anfang an auch Martin Keßler. „Heinz hatte bei meiner Mutter jede Woche Klavierunterricht“, weiß der Instrumentenbauer und Ur-Schwetzinger, der als Sohn des Malers Bernhard K. Becker ohnehin eine besondere Beziehung zur Kunst hat. Er erinnert sich noch gut an einen Satz Friedrichs zur Klavierlehrerin: „Wenn ich das malen müsste, was ich bei Ihnen gelernt habe, wäre die Leinwand zu klein.“

Michael Münch (M.) begrüßt die Gäste seiner Ausstellung, die er zu Ehren von Heinz Friedrich am Sonntag, 18. Februar, im "Blauen Loch" eröffnete.  Hier mit im Bild: Friedrich Münch (l.) und Klaus Filsinger. © Dorothea Lenhardt

Volker Hinz ist ebenfalls einer der Neulinge beim Künstlerstammtisch. Aber auch er hat einen persönlichen Bezug zu Heinz Friedrich: „Ich kenne ihn von einem Besuch bei mir auf dem Grenzhof“, erzählt er. „Und das hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen.“ Aart Gisolf ist der einzige am Tisch ohne Kurpfälzer Wurzeln. Der gebürtige Niederländer, bekannt als Fernsehdoktor und brillanter Jazzmusiker, gehört aber schon lange zum Künstlerstammtisch. Ihn faszinierte, dass Friedrich selbst ein leidenschaftlicher Musiker und ein Fan der Jazzinitiative war. „Heinz hat Klarinette gespielt“, weiß er. Von den Ur-Schwetzingern hatte Gisolf erfahren, dass Heinz Friedrich dieses Instrument gespielt hat und in der Band „Diacombo“ aktiv gewesen war – unter anderem mit dem langjährigen Stadtrat, Ehrenbürgermeister und Hebel-Gymnasium-Schulleiter Walter Bährle.

Jetzt freuen sich alle auf die Ausstellung am 24. Februar. Denn dadurch wollen sie es schaffen, sein Werk festzuhalten – auch für die Zukunft. „Denn schon jetzt können viele Schwetzinger mit seinem Namen nichts mehr anfangen“, bedauert Andreas Falz.

  • Info: Die Vernissage im Palais Hirsch findet am Samstag, 24. Februar, um 18 Uhr im Palais Hirsch statt. Die Ausstellung ist bis Sonntag, 18. März, jeweils donnerstags bis sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet

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