Künstlerleben

Künstlerisches Erbe in Schwetzingen: Otto-Eberhardt-Haus öffnet die Türen

Mosaikfußböden, Kunstwerke, Lebensgeschichte: Das Otto-Eberhardt-Haus in Schwetzingen, ein Ort, der das künstlerische Schaffen des verstorbenen Künstlers Otto Eberhardt zeigt, ist nun der Öffentlichkeit zugänglich.

Von 
Volker Widdrat
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Seltene Einblicke Vom Keller bis ins Obergeschoss hängen die Bilder von Otto Eberhardt in dessen Haus. Sein Sohn Nikolaus möchte das Haus und seine Einrichtung im Sinne seines Vaters erhalten, auch, wenn es derzeit vermietet ist. © Widdrat, privat

Schwetzingen. Das gläserne Schild am Eingang des Hauses in der Schillerstraße 23 in Schwetzingen fällt ins Auge. „Otto-Eberhardt-Haus. Hier lebte und arbeitete der Schwetzinger Künstler und Pädagoge von 1970 – 2019“ ist zu lesen. Der Sohn von Otto Eberhardt, Nikolaus Eberhardt, hat das Haus seines im Mai 2019 im Alter von 88 Jahren verstorbenen Vaters saniert und umgestaltet. Das 1971 gebaute Künstlerhaus in der Oststadt wurde 2022 der Öffentlichkeit einmal zugänglich gemacht. Es bietet eine Gesamtübersicht über das künstlerische Schaffen von Otto Eberhardt.

Unsere Zeitung durfte sich einmal mit Nikolaus Eberhardt in dem zweistöckigen Gebäude und im Keller umschauen. Mittlerweile ist das Anwesen vermietet, soll aber immer mal wieder für Veranstaltungen und Besichtigungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden – zu, wie am nächsten Dienstag, 12. September. Dann möchte Nikolaus Eberhardt im kleinen Kreis den „Pfau“ vorstellen und lädt daher um 18 Uhr in die Schillerstraße 23 ein.

Otto Eberhardt war auch von Venedig beeindruckt. Sein ehemaliges Arbeitszimmer zieren entsprechende Aquarelle. © Volker Widdrat

„Es gibt eine kurze Ansprache, ein Foto und ein Gläschen der Hausmarke. Alles kurz, im kleinen Kreis und auf der Straße“, schreibt Nikolaus Eberhardt, der auch Stadt und Presse dazu eingeladen hat und ergänzt: „Aber mit der Hoffnung, dass er lange dort oben über das Haus und den Garten wachen möge!“ Und damit meint er seinen verstorbenen Vater Otto Eberhardt. Wir wandeln auf seinen Spuren in dessen Haus und gewähren damit unseren Leserinnen und Lesern einen kleinen Eindruck.

Otto Eberhardt Haus in Schwetzingen eröffnet: Von Mosaiken fasziniert

Beim Betreten der Diele im Erdgeschoss fallen sofort die künstlerisch und handwerklich faszinierenden Mosaikfußböden auf, die Otto Eberhardt über die Jahre gelegt hat. Der „Baum des Lebens“ über die gesamte Fläche zeigt Pfauen und Affen. Ein Truthahn läuft in Richtung Esszimmer. Der 1999 mit Mosaiken gestaltete Fußboden der Küche zeigt die Geschichte des armen Ehepaars Philemon und Baucis, welches den Göttervater Zeus und seinen Sohn Hermes während ihrer Wanderschaft bei einem Besuch bewirten. Ein kleines Mosaiksteinchen hat eine besondere Funktion. Es soll ein Bein des Küchentischs stabilisieren, der sonst wackeln würde.

Zur Person: Otto Eberhardt

  • Der gebürtige Mannheimer Otto Eberhardt (28. September 1930) studierte von 1950 bis 1955 Philologie und Geschichte in Heidelberg und von 1955 bis 1957 Malerei und Graphik bei Professor HAP Grieshaber an der Kunstakademie Karlsruhe. Er besuchte die Schauspielschule in Wien und Rom, von 1957 bis 1959 studierte er an der Universität Rom Italienische Literatur und Archäologie. Seinen ersten Malunterricht erhielt er bei Professor Theodor Waldraff in Heidelberg.
  • Reisen nach Italien und Griechenland, Ägypten, Ostafrika, Indien, Russland, Ostasien, China, Mexiko und Südamerika prägten sein künstlerisches Schaffen.
  • Otto Eberhardts Werk umfasst Mosaike, Farbholzschnitte, Ölgemälde, Porträts und Aquarelle von Landschafts- und Stadtmotiven.
  • Ab 1959 war er im Schuldienst, ab 1966 am Hebel-Gymnasium in Schwetzingen, wo er mit Unterbrechungen die Theater-AG leitete.
  • Er hatte Ausstellungen unter anderem in Heidelberg, Dahn, Bad Dürkheim, Landau, Brühl, Rastatt, Stuttgart, St. Petersburg, Rom, Turin und Lunéville.
  • Otto Eberhardt lebte und arbeitete ab 1971 in dem Haus in der Schillerstraße 23. Ein Teil seiner Werke ist hier ausgestellt, viele Gemälde befinden sich auch in Privatsammlungen.
  • Er starb am 20. Mai 2019 in Schwetzingen. Den Grabstein auf dem Friedhof hat er zum Tod seines Vaters angefertigt, der hier ebenfalls beerdigt liegt.
  • Das Otto-Eberhardt-Haus ist derzeit vermietet. Weitere Infos: E-Mail nick.eberhardt@web.de oder Telefon 0159/06 23 01 02. Mehr über Otto Eberhardt auf www.otto-eberhardt-malerei.de und www.nikolaus-art.de. vw

 

Otto Eberhardt erhielt seinen ersten Malunterricht bei Professor Theodor Waldraff in Heidelberg. Von 1955 bis 1957 studierte er Malerei und Grafik bei Professor HAP Grieshaber an der Kunstakademie in Karlsruhe sowie Philologie und Geschichte in Heidelberg. Zahlreiche Reisen nach Südeuropa, besonders nach Italien, Studienreisen nach Ägypten, Ostafrika, Indien, Mexiko, Südamerika, Russland, Ostasien und China prägten sein künstlerisches Schaffen. Bis 1959 besuchte er Schauspielschulen in Wien und Rom. Parallel studierte er italienische Literatur und Archäologie. Vor allem in Italien hat Otto Eberhardt die Motive gefunden, die er in Aquarellen, Ölbildern und Holzschnitten umsetzte. Venedig gehörte zu seinen bevorzugten Reisezielen. Neben Rom war er von der Lagunenstadt am nachhaltigsten beeindruckt.

Vom Kellergeschoss bis zum Obergeschoss zeigt Sohn Nikolaus an den Wänden die künstlerischen Arbeiten seines Vaters, der auch viele Kunstgegenstände von seinen Reisen mitgebracht hat. Die riesige Deckenlampe in der Diele wurde von seinem Vater selbst entworfen und auf der Glasbläserinsel bei Venedig gebaut. Eine Spezialanfertigung und einmalig in der Welt. Aquarelle und Drucke des Künstlers geben jedem Zimmer das Thema vor. Im Esszimmer, in dem drei Aquarelle sein geliebtes Rom zeigen, ist auch das unvollendete letzte Bild des Künstlers zu sehen. Er hat es nicht mehr geschafft, den Himmel fertig zu malen.

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Das Fleisch sei deutsch, sein Herz dagegen italienisch, habe sein Vater immer gesagt, erzählt der 48-jährige Nikolaus Eberhardt: „An Ostern war er meistens in Venedig, im Herbst immer zwei Wochen in Rom.“ Die Werke zeigen aber auch Szenen aus Parma, Bologna, von den Abruzzen und aus der Toscana. Auf den Aquarellen von Venedig sind unter anderem die Rialtobrücke und San Boldo festgehalten. Den ebenerdig begehbaren Duschbereich im Bad schmückt ein großes beleuchtetes Bild. Ein warmer Regen in der Lagune von Venedig und ein Blick, den Otto Eberhardt nach getaner Arbeit in seiner Lieblingsstadt gerne genossen hat. Im „Venedig“-Zimmer steht auch ein alter Sekretär. Das große Holzkreuz stammt ebenfalls vom Künstler. Und ein Bild von Florenz hat sich hier reingeschmuggelt. Alle Zimmer haben andere Farben. Die Ornamente an der Decke sind vom Künstler gestaltet worden. „Mein Vater war ein richtiger Handwerker. Er war überall auf der Welt und hat alles Mögliche mitgebracht“, sagt Nikolaus Eberhardt.

Inspirierende Reisen des Schwetzinger Künstlers Otto Eberhardt

Bald nach dem Fall der Mauer hatte der geborene Mannheimer auch Russland und St. Petersburg besucht. So entstanden die Bilder von der Isaak Kathedrale und von der Alten Manege. Dort lernte Eberhardt seinen langjährigen Freund Alexandr Zlatkin kennen. „Die Kritik apostrophiert die Bilder als lichte und erhabene Aquarelle und den Maler als Sohn Dostojewskijs, der auch sehr gern Architekturlandschaften malte“, schreibt die Schwetzinger Zeitung im Dezember 1997 über eine Ausstellung des Malers Otto Eberhardt im Dostojewskij-Museum in St. Petersburg. Freund Zlatkin malte bei einem seiner Besuche den Altrhein bei Ketsch in Öl auf Leinwand.

Die Mosaiken auf dem Küchenboden zeigen die Geschichte des Ehepaars Philemon und Baucis, bei dem Göttervater Zeus und sein Sohn Hermes einkehren. © Volker Widdrat

Das faszinierende Indien hat Otto Eberhardt ebenso zu vielen Reisen und Bildern inspiriert. Der indische Maler Shihab Vaipippipadath, Jahrgang 1972, war ein Weggefährte und Freund von Otto Eberhardt. Nach dem Mathematikstudium in Kerala in Indien studierte Shihab Malerei und Graphik bei Professor Max Kaminski an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. So stellte er unter anderem 2001 auf dem Maimarkt in Mannheim aus, 2005 in der Villa Meixner in Brühl und 2007 im Karl-Wörn-Haus in Schwetzingen. Otto Eberhardt hat in Indien unter anderem das Taj Mahal in Agra, Delhi, Bombay und Kerala in seinen Aquarellen festgehalten, die vor allem im Garten seines langjährigen Freundes Sunil Balakrishnan in Kerala entstanden. Ein Ort der Freundschaft und Inspiration für Otto Eberhardt. Hier hat er Ruhe und Kraft gefunden. Im „Giardino dell’ amicizia“ ist ihm ein Gedenken gewidmet.

Ein weiterer Freund war Heinz Bodamer, Jahrgang 1927, der an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste in Karlsruhe studierte und bei Professor HAP Grieshaber Bekanntschaft mit Otto Eberhardt schloss. Auf mehreren Reisen mit Bodamer hat Eberhardt Afrika kennengelernt. Seine Eindrücke hat er in großen Drucken festgehalten, von denen einige im „Afrika“-Wohnzimmer, dessen Teppich von 1750 stammt, zu sehen sind. Kurz vor Eberhardts Tod haben die beiden Künstler noch einmal telefoniert, erzählt Sohn Nikolaus.

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Aber nicht nur die Kunst und die Architektur Italiens hatten es Otto Eberhardt angetan. Auch der Wein sei ihm viele Reisen wert gewesen, erzählt sein Sohn. Im Keller liegt auch das zum großen Teil ausgeräumte Atelier von Otto Eberhardt. Hier sind viele Werke entstanden, wurden die Bilder gedruckt, vollendet und gerahmt.

In der Garage lagert eine umfangreiche Sammlung an Mosaiksteinen sowie Werkzeuge. Aufbewahrt werden Natursteine wie Granit, weiße Kalksteinplatten und grauer Marmor, Edelsteine wie Amethyst, Karneol, Serpentin, Tigerauge, Katzenauge, Lapis und Labradorit.

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Die „Welt aus meinen Augen“ zeigen auch die unzähligen Fotografien von Otto Eberhardt. Bilder von Italien, den schneebedeckten Alpen und vom Schwetzinger Schlossgarten. Otto Eberhardt arbeitete als Oberstudienrat am Hebel-Gymnasium, wo er viele Jahre die Theater-AG leitete. Unvergessen bleiben die Aufführungen der klassischen Antike wie „Prometheus“ (1968) und „Die Troerinnen“ (1983) sowie von Goethes „Faust“ (1988). Die Ideen, die er von seinen Reisen mitbrachte, setzte er nicht nur in Holzschnitten und Mosaiken um, sondern auch in den erfolgreichen Aufführungen des Schultheaters umsetzte. Tatjana Worm-Sawosskaja gratulierte ihm 2020 zum 90. Geburtstag mit einem kleinen Stück in seinem originalen Puppentheater. Die Konzertpianistin hatte ihn schon 2001 bei einem Rezitationsabend am Klavier begleitet.

Energieautarke Ausstattung im Otto Eberhardt Haus Schwetzingen

Otto Eberhardt studierte Druckgraphik maßgeblich bei Professor HAP Grieshaber. „Als Grieshaber mich einmal lobte, sagte ich: Das war Zufall! Darauf Grieshaber: Der Zufall fällt nicht jedem zu. Wenn Friedrich der Große einen General einstellte, fragte er nicht umsonst: Hat er Glück?“, schreibt Eberhardt selbst.

Das Frühwerk von 1942 bis 1955 zeigt überwiegend Blumen, Aquarelle von Buschwindröschen, Nelken, Sonnenblumen, Gladiolen, Geranien und Schwertlilien. Schwetzingen und seine Umgebung sind auf Holz- und Linolschnitt zu sehen: Die Südstadtschule und die Karlsruher Straße sowie die Alte Brücke in Heidelberg. Marie-France, Wotan, Lenin und Richard Wagner sind Menschen, die Otto Eberhardt auf Papier gezeichnet hat. Andere Werke hat er „Faust“, „Vom Eise befreit“, „Totenkopf“ oder „Sturm“ benannt.

Das Afrika-Zimmer zeigt großformatige Drucke. Der große Teppich ist von 1750. © Volker Widdrat

Nikolaus Eberhardt hat das umfangreiche Werk seines Vaters erfasst und katalogisiert und in zwei Katalogen ediert.

Das Otto-Eberhardt-Haus ist voll mit der Kunst des Malers und Pädagogen. In den Kunsträumen soll es immer wieder öffentliche Veranstaltungen geben. Das Haus ist aber aktuell vermietet und kann nicht besichtigt werden. Wohnen im Museum. Sohn Nikolaus möchte so das Haus und seine Einrichtung im Sinne seines Vaters erhalten. Außerdem hat das Haus gerade, auch im Sinne des Verbrauchsminimalisten Otto Eberhardt, eine Solaranlage und Wärmepumpe bekommen, mit des Haus energieautark werden soll.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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