Mozartsaal

Abschied in Schwetzingen: Viele Überraschungen für Oberbürgermeister Dr. René Pöltl

Nach 16 Jahren ist Schluss für Dr. René Pöltl, der sich nicht mehr für eine weitere Amtszeit in Schwetzingen zur Wahl gestellt hat. Gewürdigt wurde sein Engagement und Wirken am Freitagabend im Mozartsaal.

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Jürgen Gruler
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Nach der würdigen Verabschiedung: Landrat Stefan Dallinger (v.l.), Stefanie und René Pöltl auf der Bühne mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Thomas Strobl. © Andreas Gieser @cheesy.photo

Schwetzingen. Überraschungen gab’s gleich mehrere am Freitagabend im Mozartsaal des Schwetzinger Schlosses bei der Verabschiedung von Oberbürgermeister Dr. René Pöltl, der nach 16 Jahren nicht mehr für eine weitere Amtszeit kandidiert hatte: Die erste war das Kommen des stellvertretenden Ministerpräsidenten Thomas Strobl, der die Würdigung vorgenommen hat. Die zweite eine Rede von Jacques Lamblin, dem früheren Abgeordneten der französischen Nationalversammlung und Bürgermeister der Partnerstadt Lunéville. Und dann erfüllten ein Trio um Dominik Steegmüller und die Freddy WonderCombo noch die geheimsten Musikwünsche René Pöltls.

Überhaupt war das eine muntere Veranstaltung mit ein paar kleinen Tränen und ganz viel Freude – ganz so wie es die Amtszeit dieses Oberbürgermeisters für die Stadt war. Probleme wurden in Abstimmung mit dem Stadtrat angegangen und gelöst, zahlreiche Projekte auf den Weg gebracht und ansonsten auch nach alter Schwetzinger Sitte gut gelebt und kräftig miteinander gefeiert.

Herausragendes für Schwetzingen geleistet

Einen Begrüßungsmarathon hatte sein Nachfolger Matthias Steffan zu bewältigen, der neben dem Vize-Ministerpräsidenten auch Abgeordnete, Oberbürgermeister und Bürgermeister aus der Region, aus den Partnerstädten und zahlreiche Behörden-, Kirchen und Unternehmensvertreter willkommen heißen durfte. Zu René Pöltl und seiner Familie gewandt, sagte Steffan: „Hermann Hesse hat einmal in seinem wunderbaren Gedicht ,Stufen’ geschrieben: Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne. Das beschreibt sehr gut das Gefühl, das wir alle zusammen im Januar hatten, als René Pöltl beim Neujahrsempfang seine Entscheidung bekannt gegeben hat, nicht mehr zu kandidieren.“

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Dann lobte Matthias Steffan dessen Persönlichkeit: „René Pöltl hat in dieser Zeit Herausragendes geleistet. Sein Engagement, seine Vision und seine unermüdliche Energie haben unsere Stadt geprägt. In jeder Herausforderung, sei es bei der Stadtentwicklung, der Förderung von Bildung, Kultur oder dem sozialen Zusammenhalt, zeigte er ein bemerkenswertes Gespür für die Bedürfnisse der Menschen, die hier leben. Sein persönlicher Einsatz und sein offenes Ohr für alle Anliegen haben vielen von uns gezeigt, was es heißt, eine Stadt mit Herz und Verstand zu führen. Sein Führungsstil hat uns und mich stets inspiriert und motiviert. Durch deine offene Art hast du ein Umfeld in unserer Stadtverwaltung geschaffen, in dem sich jeder von uns wohlfühlen konnte. Wir haben nicht nur an Projekten gearbeitet und Ziele erreicht – wir haben auch Freundschaft geschlossen und miteinander gelacht. Gerade diese menschliche Komponente hat die Zusammenarbeit so besonders gemacht“, sagt Steffan.

Gesicht und Seele der Stadt

Thomas Strobl würdigte dann den scheidenden OB so: „Mit Anerkennung, Dank und Respekt verabschieden wir Oberbürgermeister Dr. René Pöltl. Er war in den letzten 16 Jahren das Gesicht und die Seele der Stadt Schwetzingen. Mit großem Weitblick, Engagement, Überzeugungskraft und Sachkunde hat er sein Amt ausgeübt. René Pöltl ist ein leuchtendes Beispiel für kommunales Engagement – wichtige Projekte wie etwa die Sanierung der Karlsruher Straße oder den Neubau der Schimper-Gemeinschaftsschule hat er souverän und klug umgesetzt. Für seinen Einsatz für das Gemeinwohl gebührt ihm unser aller Dank und höchste Wertschätzung. Wir wünschen ihm von Herzen alles Gute für den weiteren Lebensweg“, so Strobl.

Landrat Stefan Dallinger (v.l.), Innenminister Thomas Strobl, Stefanie und Matthias Steffan. © Andreas Gieser @cheesy.photo

Und er erzählte eine schöne Anekdote: Pöltl stehe in seinem Büro direkt neben seiner Frau – da staunte der Saal. Er sei ja Autor des Fachbuchs für Polizeirecht. Ein Standardwerk, das er als Innenminister und oberster Polizeichef im Lande oft nutze. Deshalb stehe „sein Pöltl auf dem Schreibtisch direkt neben dem Bild seiner Frau“, so Strobl. Er forderte Matthias Steffan dazu auf, ihn auch ab und zu ins schöne Schwetzingen einzuladen, er habe hier schon wunderbare Abende erlebt.

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Landrat Stefan Dallinger fragte erst mal ab, wer am Morgen das Interview in der Schwetzinger Zeitung gelesen habe. Es gingen viele Hände hoch. Er gebe zu, dass sich da jetzt mit seiner Rede einiges dopple, er habe sie aber vor dem Chefredakteur geschrieben: „Schwetzingen hat gerade die richtige Größe, dass man sich noch gegenseitig kennt. Diese tolle Stadt mit ihrem Schloss und Garten, noch dazu im Besitz des Landes und somit für die Stadt kostenlos“, schwärmte Dallinger und verstieg sich gleich noch unter großem Gelächter zur Aussage: „Wer hier lebt, zahlt keine Einkommens- sondern Vergnügungssteuer.“

Jacques Lamblin rührt mit seiner Rede Stefanie Pöltl und seine Kinder Dominic und Amélie, die extra aus Freiburg und Budapest angereist waren. © Andreas Gieser @cheesy.photo

Mit René Pöltl verbinde ihn eine wertvolle Freundschaft und gegenseitige Unterstützung. Dallinger erinnerte an die Spagate, die Pöltl anfangs habe machen müssen – dabei habe er sich aber nie selbst verbogen. Sein Amt habe er frisch und modern, konsequent und eloquent ausgeübt. In Sachen Kunst und Kultur sei für Pöltl der Beruf zur Berufung geworden. Die interkommunale Zusammenarbeit habe er gepflegt, so Dallinger, der ihm für seinen großen Einsatz herzlich Dank sagte.

Große Herzlichkeit und Freundlichkeit

Jacques Lamblin betonte stellvertretend für die Partnerstädte die große Herzlichkeit und Freundschaft, die René Pöltl mit ihm verbinde. Man habe Bäume der Freundschaft gepflanzt und die tief bei Franzosen und Deutschen verwurzelt. Es sei ein großes Glück, dass man so lange ohne Krieg und in Freiheit leben dürfe. „Wir müssen diesen Weg fortsetzen – für unsere Kinder“, sagte er.

Gelebte deutsch-französische Freundschaft von Jacques Lamblin und René Pöltl. © cheesy.photo

Sichtlich angerührt und tief bewegt fand René Pöltl dann Worte des Dankes. Der Song „You’ve got a friend“, den die Freddy Wonder Combo zwischendurch gespielt hatte, ist eins seiner Lieblingslieder. Das passte so gut für seine Dankesworte: „An die Mitarbeiter der Stadtverwaltung, ohne die kein Projekt umgesetzt und kein Ziel hätte erreicht werden können. Die Kolleginnen und Kollegen im Bürgermeisteramt, vor allem im Sprengel, für das vertrauensvolle Miteinander im Sinne unserer Gemeinden und die persönliche Freundschaft.“

Ein besonders persönlicher Dank ging an die beiden Vorgänger Bernd Kappenstein und Bernd Junker „für das damalige Vertrauen in meine Person. Beide waren mir mit ihrer Unterstützung sehr wichtige Personen in den Anfangsjahren bei der Stadt.“ Und an Dirk Elkemann und Matthias Steffan für eine extrem gute, freundschaftliche und besonders vertrauensvolle Zusammenarbeit in den vergangenen 16 Jahren. „Da hat alles gepasst“, sagt Pöltl. „Unendlich dankbar“ sei er den beiden Assistentinnen Sarah Erles und Sabrina Cass. „Ohne sie hätte ich mein Berufsleben nicht im Griff haben können, sie sind fachlich perfekt und menschlich unübertroffen. Sabrina Cass sei zu einer Freundin der ganzen Familie geworden.

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Apropos: Natürlich dankte er besonders seiner Familie: „Meine Frau Stefanie und meine Kinder Dominic und Amélie sind die wichtigsten Menschen meines Lebens, denen ich mit meinem Amt als Oberbür-germeister sehr viel abverlangt habe. Kaum jemand kann sich vorstellen, wie es ist, über 16 respektive 18 Jahre in der Familie kaum präsent zu sein, weil das Leben abends und an Wochenenden von Terminen dominiert ist. Ich gehe davon aus, dass ich mindestens 25 000 Termine absolviert habe. Und kaum jemand kann sich vorstellen, wie es ist, fast immer die Frau, der Sohn oder die Tochter des Oberbürgermeisters zu sein oder mit mir durch die Stadt zu gehen. Das alles habt ihr drei für mich gemacht und das weiß ich über alles zu schätzen. Ab jetzt werde ich versuchen, davon vieles zurückzugeben!“

Pöltls Blick auf Schwetzingen

Zum Abschied gab Pöltl dann noch preis, wie er seine Stadt sieht: „Schwetzingen ist eine moderne Kommune im historischen Gewand. Ihre Identität und ihre besonderen Qualitäten sind über Jahrhunderte gewachsen und bis heute präsent und lebendig. Seine Prägung verdankt Schwetzingen Generationen hier lebender und wirkender Menschen, unsere Stadt ist ein Abbild all dieser Menschen. Begonnen in der Mitte des 18. Jahrhunderts mit der Begründung der Barockstadt, fortgeführt bis heute. Schwetzingen ist eine Kulturstadt im umfassenden Sinne: Stadtbaukultur, Musikkultur, bildende Kunst und Lebenskultur kommen zusammen, sie prägen mit vielen Einrichtungen, Angeboten und Merkmalen – Bildung, Arbeit, Soziales, Gesundheit, Sport, Natur – die hohe Lebensqualität. Hinzu kommt eine mehrheitlich freiheitliche Grundhaltung, die von Aufgeschlossenheit, Gelassenheit, Toleranz und Miteinander geprägt wird; sie kommt vielfältig zum Ausdruck in Vereinen, bei den Kirchen, in sozialen Netzwerken und im täglichen Umgang miteinander. Schwetzingen heißt die Menschen willkommen und ist Heimat, Ziel, Zuhause und Lebensmittelpunkt – gestern, heute und morgen“, so Pöltl.

Bevor das „Theodors“ dann Häppchen und Wein kredenzte, musste Pöltl noch an die Gitarre. „Bilder von Dir“ hatten Dominik Steegmüller, Mathias Buchta und Tobias Nessel angestimmt. „Smoke on the Water“ und „Imagine“ folgten in der Episode „Pöltl rocks Schwetzingen“ noch.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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