Schwetzingen. Die nächste Männerdomäne ist durchbrochen: Zum ersten Mal in der Geschichte der Schwetzinger Kerwe hat eine Frau den Fassbieranstich vollzogen – und das äußerst erfolgreich: „Zwei Schläge und einen dritten zur Sicherheit“, freute sich OB-Stellvertreterin Elfriede Fackel-Kretz-Keller, dass sie am Freitagnachmittag ihre Feuertaufe auf dem Neuen Messplatz mit Bravur bestanden hatte – begleitet vom großen Applaus zahlreicher Gäste und dem Salut der Böllerschützen.
Dabei war die von unzähligen Feiern und Festen bei Feuerwehr, Freien Wählern, Kirchengemeinde und Familie durchaus gastronomieerfahrene Stadträtin ein wenig wie die berühmte Jungfrau zum Kind gekommen. Denn eigentlich hätte Bald-OB Matthias Steffan an seinem sechstletzten Tag als Bürgermeister den Hammer schwingen sollen, doch er war gesundheitlich angeschlagen und wollte sich für die Feier zur Verabschiedung vom Oberbürgermeister Dr. René Pöltl schonen.
Er wusste den Job bei seiner künftigen ersten ehrenamtlichen Stellvertreterin in guten Händen – und schließlich hatte sie mit Welde-Gebietsleiter Jens Kietzmann einen routinierten Assistenten an ihrer Seite, der vermutlich schon alles erlebt hat, was bei einem Fassbieranstich schief gehen kann. Diesmal lief aber alles glatt.
Traumhaftes Wetter in Schwetzingen
Ohnehin war es eine Kerweeröffnung wie aus dem Bilderbuch – allein schon wegen des traumhaften Spätsommerwetters, das viele Besucher auf den Rummelplatz lockte. „Groß und Klein freuen sich auf fünf Tage Kerwespaß“, betonte Elfriede Fackel-Kretz-Keller und dankte vor allem dem Ehepaar Conny und „Butch“ Clark für die fabelhafte Organisation, die sie inzwischen seit Jahrzehnten übernehmen. „Ohne euch wäre die Kerwe undenkbar.“ Dass Schausteller aus ganz Deutschland mit ihren aufregenden Fahrgeschäften, Imbiss- und Spielbuden nach Schwetzingen kommen, sei nur dem großen Netzwerk der Clarks zu verdanken. Besonders der „XXL Polyp“ hatte es schon zum Auftakt den Kindern angetan: „Der ist am besten.“
OB-Stellvertreterin Fackel-Kretz-Keller hatte zu diesem Zeitpunkt noch eine andere Sichtweise: „Da wird einem schon beim Zuschauen schwindlig.“ Doch beim anschließenden Rundgang mit der lokalen Prominenz über den Rummelplatz wechselte sie von der Zuschauerrolle in die „Polyp“-Gondel und drehte an der Seite von Stadtmarketing-Geschäftsführer Oliver Engert einige rasante Runden. Letzterer freut sich besonders auf den Sonntag, wenn die Geschäfte in der Innenstadt zum Bummel einladen.
Eine weibliche Hauptperson wurde allerdings am Freitagnachmittag vermisst – die Kerweschlumpel. die seit der Auflösung der Kerweborscht-Gruppe von der Bildfläche verschwunden ist. „Ich würde mich freuen, wenn diese Tradition wieder auflebt“, sagte Elfriede Fackel-Kretz-Keller – vielleicht in dem Wissen, dass hinter den Kulissen schon an einem Comeback dieses etwa in Brühl und Oftersheim so prächtig gelebten Brauchtums gebastelt wird. Und warum nicht auch die Männerdomäne Kerweborscht durchbrechen?
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