Die Ausstellung mit großflächigen Porträts von Holocaust-Überlebenden „Gegen das Vergessen“ geht seit einigen Jahren um die Welt. Die Bilder des italienisch-deutschen Fotografen und Filmemachers Luigi Toscano aus Mannheim waren schon in New York, San Franciso, Boston, Jerusalem und an vielen weiteren Orten zu sehen. Seit dem 4. Mai mahnen auch im Hof der Kurt-Waibel-Schule 20 Porträts, nachdem sich die Schülerinnen und Schüler des Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums anhand von Toscanos Arbeiten mit den Themen Nationalsozialismus, Rassismus und Antisemitismus auseinandergesetzt haben.
„Durch die beiläufige Begegnung mit den Gesichtern der Überlebenden im öffentlichen Raum findet automatisch eine Auseinandersetzung statt. Deshalb glaube ich: Das Thema muss auf die Straße“, zitierte Schulamtsdirektorin Dr. Sabine Hamann Luigi Toscano in ihrer Ansprache und unterstrich die Bedeutung des Erinnerns an das durch die Nationalsozialisten verursachte unaussprechliche Leid. Schulleiterin Elke Rohr unterstrich, wie froh sie sei, den Künstler an diesem Tag persönlich begrüßen zu dürfen, der nicht nur Träger des Bundesverdienstkreuzes, sondern auch als erster Fotograf überhaupt 2021 von der UNESCO zum „Artist for peace“ ernannt worden sei. Mit seinen Werken baue er eine emotionale Brücke zum Unbegreiflichen, durch die Darstellung der Menschen, die unter Verfolgung und Unterdrückung zu leiden hatten. Auch heute würden immer noch Menschen verfolgt, ausgegrenzt und diskriminiert.
Holocaust-Ausstellung in Schwetzingen: Früher keine Gespräche über den Krieg
Bei der Einweihung , an der unter anderem der Bürgermeister von Brühl, Dr. Ralf Göck, Pascal Seidel aus Oftersheim und der Schwetzinger Oberbürgermeister Dr. René Pöltl sowie der erste Bürgermeister Matthias Steffan teilnahmen, ergriff Dr. Pöltl das Wort. „Ich bin 1967 geboren, konnte aber mit meinen Großeltern nie über den Krieg reden. Das war nicht möglich“, berichtete er und ergänzte: „Allerdings hatte ich das große Glück, mich mit Überlebenden auszutauschen, was heute immer schwieriger wird, da nicht mehr viele von ihnen leben.“
Gerade angereiste Freunde aus der Partnerstadt Fredericksburg in den USA hätten ihm gesagt: „Es ist wichtig, dass wir nicht vergessen, dass wir alle die Wahl haben und dass das Entscheidende ist, dass wir alle in dieser Welt leben.“ Toscano berichtete: „Von Anfang an hatte ich die Idee, die Ausstellung auch an die Schulen zu bringen. Als ich das Projekt begann, gab es viele, die das nicht wollten. Sie wollten ‚das‘ nicht mehr. Aber eine Überlebende sagte mir einmal: ‚Wenn man die Vergangenheit vergisst, ist man dazu verdammt, sie zu wiederholen.“
Holocaust-Ausstellung in Schwetzingen durch eine bewegende Geschichte inspiriert
Toscano erzählte von den intensiven Begegnungen mit den Porträtierten und bewegt von einer Liebesgeschichte – einem Mann, der, gerade aus dem KZ befreit, in ein weiteres fuhr, um seine Liebste zu holen, was ihm letzten Endes gelungen sei. Im Anschluss führten Schülerinnen und Schüler durch die Ausstellung und berichteten von den Schicksalen der dargestellten Personen. Tod, Leid und Verzweiflung wurden deutlich und wie wichtig es ist, nicht zu vergessen, damit sich die Geschichte nicht wiederholt.
Informationen zur Ausstellung
Die Ausstellung „Gegen das Vergessen“ ist noch bis 18. Mai im Schulhof der Kurt-Waibel-Schule in der Grenzhöfer Straße 31 zu sehen.
Eine Führung für die Öffentlichkeit wird am Donnerstag, 11. Mai, um 11.45 Uhr stattfinden.
Führungen für Schulklassen finden zu folgenden Zeiten statt: Montag, Mittwoch und Donnerstag: 11.45 bis 12.45 Uhr sowie Dienstag und Freitag 8 bis 9 Uhr.
Für beides wird um Anmeldung per E-Mail unter poststelle@04108418.schule.bwl.de gebeten. Für Rückfragen: Telefon 06202/5 74 78 10 . mon
Schulleiterin Elke Rohr teilte mit: „Die Idee, die Ausstellung an unsere Schule zu holen, stammt einer unserer Mitarbeiterinnen. Eine tolle Idee, die ich sofort unterstützt habe. Den Kindern zu verdeutlichen, was es bedeutet, wenn man zum Beispiel eine Hakenkreuz-Schmiererei sieht, ist wichtig.“ Schülerin Jasmyn aus der siebten Klasse meinte: „Oft war es sehr traurig, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber es ist wichtig.“
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