Kleine Planken (mit Fotostrecke)

Bei der Energiemesse in Schwetzingen kommt die Zukunft in der Gegenwart an

Die Menschen haben verstanden, dass sie mit und schlecht gedämmten Häusern künftig Probleme haben werden. Wie man Energie sparen kann und wie man sie alternativ erzeugt, das waren die brennendsten Themen bei der Messe.

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Volker Widdrat
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Aus Sonne wird Strom, sagt die Green Energy GmbH als Fachbetrieb für Photovoltaikanlagen und Stromspeicher aus Neulußheim. © Widdrat

Schwetzingen. In Zeiten hoher Energiepreise nimmt der Informationsbedarf zu. Die Energiekosten senken und gleichzeitig etwas für den Klimaschutz zu tun, dazu das wichtige Thema Energieversorgung nicht aus den Augen zu verlieren, ist dabei wichtig. Auf der zweitägigen Energiemesse Rhein-Neckar zeigten Fachfirmen, Handwerksbetriebe und Energieversorger ein vielfältiges Angebot zum Energiesparen, Bauen, Sanieren, Wohnen, Wellness und Fitness. Über 40 Aussteller informierten im Lutherhaus, in der Halle davor und auf dem Freigelände über Strom, Gas, Biomasse, Sicherheitstechnik, Dämmung, Fenster, Fassaden, Haushaltsgeräte, Heizung, regenerative Energien, Solartechnik, Finanzierung und Fördermittel.

In den Jahren vor der Corona-Zwangspause war der Besucherandrang immer noch etwas verhalten gewesen, jetzt waren die Stände der Aussteller gleich nach der Eröffnung am Samstag gut frequentiert. Das freute wohl niemanden so sehr wie Organisator und Ausstellungsleiter Holger Müller, der vor der Bühne des Lutherhauses Aussteller, Vertreter der Stadtverwaltung, Gemeinderäte und die Bürgermeister Dr. Ralf Göck (Brühl) und Pascal Seidel (Oftersheim) begrüßte. Er dankte für die Grußworte von Umweltstaatssekretär Dr. Andre Baumann und dem Schirmherrn, dem Schwetzinger Oberbürgermeister Dr. René Pöltl.

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Schwetzingen: Viel Resonanz bei Energiemesse

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Der Diplom-Ingenieur dankte ebenso den treuen Hauptsponsoren Stadtwerke Schwetzingen und EnBW für die langjährige Unterstützung, vor allem jetzt nach Corona. Ohne deren Engagement sei eine solche Veranstaltung nicht umsetzbar. Zu den langjährigen Partnern Sparkasse Heidelberg und Pfitzenmeier-Gruppe seien nun noch die Vereinigte VR-Bank Kur- und Rheinpfalz sowie die Rechtsanwälte Zipper und Partner dazugekommen. Medienpartner war wie immer die Schwetzinger Zeitung.

Die Energiewende sei „nicht nur notwendig, sondern auch möglich“, war Dr. Andre Baumann stolz auf die Messe in seiner Heimatstadt. Die Herausforderungen seien immens: „Wir müssen die Wirtschaft praktisch neu erfinden.“ Der Klimawandel geschehe nicht irgendwo weit weg, sondern direkt vor unserer Haustür und in unserem Zuhause. „Wir haben drastisch vor Augen geführt bekommen, wie abhängig wir von fossilen Energieträgern sind. Wir alle haben große Aufgaben, im Strom- und im Wärmebereich“, forderte er zum Mitmachen auf: „Ohne Städte und Gemeinden geht es nicht und erst recht nicht ohne die einzelnen Bürgerinnen und Bürger.“ Man müsse erneuerbare Energien auch in unserer Region produzieren, „damit Deutschland nicht in zwei Strompreiszonen zerfällt, sonst sind Prosperität und Wohlstand gefährdet“, warnte Baumann: „Deshalb brauchen wir Stromleitungen, Windenergie, Solaranlagen auf den Dächern, auch wenn es unsere Heimat verändert.“

Energiemesse Schwetzingen: Beratungsmöglichkeiten nutzen

Der Grünen-Landtagsabgeordnete plädierte für die Sanierung von Altbauten, „das kostet nicht die Welt und es gibt hohe Förderungen“. Außerdem gebe es gute Beratung durch die KLiBA, die für die Energie- und Wärmewende vor Ort Bürger, Kommunen und Unternehmen unterstütze. Lange Zeit sei zu wenig gemacht worden: „Jetzt müssen wir aufholen, damit wir bis 2040 klimaneutral sind, eine große Aufgabe“. In den vergangenen Monaten sei schon viel geschafft, in Baden-Württemberg etwa 20 Prozent Energie eingespart worden, lobte der Staatssekretär. Jetzt müsse man die Energiewende organisieren – „und zwar so, dass sie sozialverträglich ist“. Baden-Württemberg werde ein wohlhabendes Bundesland und die Metropolregion prosperierend bleiben. Die Messe zeige, „dass es geht und wie es geht“. Dafür bekam Andre Baumann dann auch viel Applaus.

Auch Oberbürgermeister Dr. René Pöltl war die Freude über die Neuauflage der Veranstaltung deutlich anzumerken. Gerade in Zeiten, in der die Verunsicherung der Menschen groß sei, „ist es umso wichtiger, sich auf das zu konzentrieren, was wir vor Ort bewirken können“. Auf der Messe könne jeder Besucher die notwendigen Schritte machen in Richtung Energiewende. Er könne für sich entscheiden, was er beitragen möchte. Die niederschwelligen Angebote mit vielen Informationen könne man auch bestens mit einem Bummel durch die Geschäfte verbinden, warb der Rathauschef für den verkaufsoffenen Sonntag.

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Den Ausstellern wünschte er viel Erfolg, „denn das wird auch der Erfolg für uns alle sein“. Den Sonntag über ließ sich der wichtigste Energieträger ab und zu vom blauen Himmel herab blicken. Es zogen aber ab und an auch dunkle Wolken auf und es schüttete. Der Andrang war dennoch enorm, vor allem als der Geschäfte um 13 Uhr öffneten.

Die Firma Hanse Haus war übrigens zum ersten Mal bei der Energiemesse. Der Fertighaus-Anbieter, der seine Musterhäuser im Park auf dem Mannheimer Maimarkt-Gelände zeigt, hatte Infos über die individuelle Planung eines Hauses an Bord. Josef Führes zeigte sich am Sonntagabend zufrieden. Für Fertighäuser gebe es zwar weniger Frequenz auf so einer Ausstellung, „aber man merkt auch den Beratungsbedarf und die Unsicherheit beim Thema Energie bei den Menschen“.

Energiemesse Schwetzingen: Wer beantwortet Fragen?

Das städtische Büro für Klimaschutz, Energie und Umwelt wartete mit einem Energiequiz auf. Wie hoch ist der durchschnittliche Pro-Kopf-Stromverbrauch der Schwetzinger Haushalte pro Jahr? Klimaschutzberaterin Dagny Pfeiffer verriet es uns: Etwa 1355 Kilowattstunden. „Die Nachfrage und das Interesse an Förderprogrammen ist da“, meinte sie.

Die Schreinerei Pracht aus Oberzent im Odenwald präsentierte sich als kreativer Ideengeber und leidenschaftlicher Umsetzer für besonderes Wohnen im Neubau und bei Modernisierungsprojekten. Der Geschäftsführer der Schwetzinger Wohnbaugesellschaft, Patrick Körner, meldete am Stand der Stadtwerke Interesse der Besucher an Fernwärmeanschlüssen: „Man merkt, dass die Leute beim Thema Energie eher in die Zukunft blicken.“ Es gab tolle Preise zu gewinnen, unter anderem eine Fahrt mit dem Stadtwerke-Heißluftballon für Zwei.

Jens Gredel und Udo Bellmann waren am Stand der AVR-Energie gefragte Ansprechpartner. Sie erklärten, warum weder Plastik noch Bioplastik – das sind „kompostierbare Plastiktüten“ – in die Biotonne dürfen. Der Partner für grüne Energie bietet kompetente Beratung für Gewerbe, Industrie und Kommunen.

Sven Czernik (v. l.), Benedict Kleineheismann und Oliver Gramlich präsentieren einen äußerst platzeffizienten und raffinierten Vertikalparker für Fahrräder. © Widdrat

Die Firma Draht Mayr aus Dielheim ist nicht nur Spezialist für Zäune und die nachhaltigen Pflanzen-Gabionen, sondern hat auch das ultrakompakte Fahrradparksystem „Ranko On Street“ entwickelt. „Gut 20 Fahrräder passen bei diesem platzeffizienten Vertikalparker auf einen Autostellplatz“, versicherte Benedict Kleineheismann.

Für Werner Müntener und seine Firma für erneuerbare Energien in Altlußheim war die Messe „pure Begeisterung“, wie er sagte. Am Samstag seien 35 Adressen für Termine geschrieben worden, am Sonntag noch viel mehr: „Bei uns war die Hölle los.“ Ausstellungsmacher Holger Müller war vollauf zufrieden mit dem Verlauf. In der Halle auf den Kleinen Planken informierte der Diplom-Ingenieur über Energieberatung, die Bundesförderung für effiziente Gebäude, Wärmebrückenberechnung, sommerlichen Wärmeschutz und Lüftungskonzepte. Die Besucher seien zur Messe geströmt, so sich der umtriebige Messechef.

Der erste verkaufsoffene Sonntag des Jahres und die Energiemesse haben sich einmal mehr prima ergänzt. Am Sonntagnachmittag war die Mannheimer Straße proppenvoll und die kostenlosen öffentlichen Parkplätze bald Mangelware. Am Kirschblütensonntag war Frühlingsshopping angesagt. Auch bei dem durchwachsenen Wetter machte das Erlebnis am ersten Tag nach der Zeitumstellung Lust auf wärmere Zeiten. Mode, Schmuck und Accessoires gehörten zum Angebot der Geschäfte. Kreative Dekorationsideen für Ostern gab es noch dazu.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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