Schwetzingen. Schon ist sie offiziell wieder vorbei, die Spargelzeit. Der Johannistag am 24. Juni wird zu Ehren von Johannes dem Täufer gefeiert. Traditionell endet an diesem Tag die Spargelzeit. In Schwetzingen wurde sie am Sonntag ganz besonders verabschiedet. Die evangelische Kirchengemeinde hatte zu einem Abendgottesdienst auf den Hof der Familie Beuschlein eingeladen, um am Ende der Spargelsaison Dank zu sagen, zu singen und zu beten. Die musikalische Gestaltung lag in den Händen von Kantor Paul Hafner.
Der Altar mit Kreuz, Kerzen und Blumen war im Schatten des großen Kastanienbaums auf einer Spargelschees aufgebaut. Rund 40 Besucher waren der Einladung von Spargelkönigin Emilia I. auf ihren Heimathof im Schwetzinger Norden gefolgt. Hofhund „Daisy“ bellte freundlich zur Begrüßung. Pfarrerin Dr. Franziska Beetschen dankte Emilia Manzano und deren Großeltern und Eltern für die Gastfreundschaft. Die Spargelkönigin hieß die Gemeinde willkommen.
Psalm 104 und friedliche Abendstimmung beim Festgottesdienst zu Ehren des Spargels
Mit dem Lied „Wir pflügen und wir streuen“ begaben sich die Gottesdienstbesucher auf das musikalische Spargelfeld und besangen die Ernte. Mama Irina und Schwester Carla sprachen den Psalm 104 in einer modernen Übertragung: „Mein Gott, wie groß bist du.“ Die friedliche Abendsonne legte sich über den Hof. Die Sommerblumen dufteten und die Vögel zwitscherten ihr eigenes Lied. Pfarrerin Beetschen trug das Eingangsgebet vor: „Gott, wir sind heute hier mit allem, wofür wir dankbar sind. Die kleinen und großen Früchte unseres Lebens legen wir in Stille vor dich.“
Nach dem gemeinsamen Lied „Geh aus, mein Herz und suche Freud“ berichtete Carla aus dem Markus-Evangelium über die Schilderung vom Reich Gottes. Das Gleichnis vom Senfkorn kommt dem am nächsten: Wenn es in die Erde gesät wird, ist es das kleinste aller Samenkörner. Aber wenn es ausgesät ist, geht es auf und wird größer als alle Sträucher.
Erdbeeren und Spargel in Schwetzingen als paradiesische Früchte gefeiert
Die Predigt war ein lustiges Interview. Spargelkönigin Emilia I. schilderte ihre schönsten Erinnerungen aus ihrem ersten Amtsjahr. Für „Spargelpfarrerin“ Beetschen verbindet sich der Geschmack des königlichen Gemüses bestens mit Erdbeeren. Schon als Kind sei sie in den Reihen der Erdbeerstauden auf der Suche nach den leuchtend roten Früchten rumgekrabbelt: „Erdbeeren sind paradiesische Früchte.“ Die Erdbeere sei „die Frucht gewordene Liebe Gottes zu den Menschen“.
Die niedrige Wuchsform werde mit den Eigenschaften der Demut und Bescheidenheit verbunden, „dies besonders, wenn sie in der Nähe des Jesuskindes dargestellt wird“. Egal ob Erdbeeren oder Spargel, das Paradies gebe es nicht erst für uns im Jenseits: „Es ist schon mitten unter uns.“ Gott hat uns dazu unterschiedliche Gaben geschenkt.
Wenn ihre geistlichen Begabungen Gemüse oder Obst wären, wäre sie gerne ein Erdbeerfeld, scherzte die Pfarrerin und brach eine Lanze für den Rosenkohl. Kein Wunder, ist das Dorfkind Franziska ja in Ostwestfalen-Lippe auf dem großelterlichen Bauernhof aufgewachsen. Sie kenne nicht viele Menschen, die gerne Rosenkohl essen.
Das Gemüse sei aber gesund. „Und überhaupt: Wenn alle nur Erdbeeren oder Spargel zögen, wie sähe dann unsere Gemeinde aus“, plädierte Beetschen für die ganze Fülle der Ernte: „Im Paradies, in der Kirche wie im heimischen Garten kommt es also auf die bunte Mischung an.“ Dem gemeinsamen Lied „Wo Menschen sich vergessen“ folgte das Dank- und Fürbittgebet. Die Gemeinde dankte „für die Früchte unserer Arbeit, unseres Lebens und unserer Liebe“.
Spargelgottesdienst in Schwetzingen: Fürbitten und gemeinsames Vaterunser
Emilia I. bat für die Landwirte, deren harte Arbeit immer weniger Lohn bringt. Für alle, die im Streit leben und keinen Tisch finden, an dem sie sich zusammensetzen können. Irina Manzano sprach die Bitte für die Tiere und die Pflanzen, das Wasser und die Erde. Kirchengemeinderatsvorsitzende Elfriede Fackel-Kretz-Keller bat Gott um Brot für die Welt, um Zuspruch und Hilfe. Die Gemeinde antwortete in Gottes freier Natur mit dem Vaterunser.
„Die Ernt ist nun zu Ende“ war das letzte Lied. Die Kollekte ging zugunsten von Aufgaben der Kirchengemeinde. Am Montag, 1. Juli, um 15 Uhr treffen sich die Senioren im Lutherhaus mit Pfarrerin Beetschen. Das ökumenische Stadtradeln-Team „Kirche kreuz & quer“ hofft auf viele Mitmacher und Kilometer. Die Gemeinde wurde mit dem Segen Gottes in einen wunderschönen Sonntagabend verabschiedet. Auf dem Hof der Familie Beuschlein ging es mit kühlen Getränken und Knabbereien mit Spargel bei angeregten Gesprächen noch ein bisschen weiter.
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