Festmeile

Spargelsamstag in Schwetzingen schafft neue Lebensfreude

Beim Spargelsamstag in Schwetzingen genießen tausende Besucher das entspannte Lebensgefühl, die Bühnenshows und die kulinarischen Spezialitäten aus den Partnerstädten. Für Oberbürgermeister Dr. René Pöltl war es das letzte Fest in seiner Amtszeit – für Spargelkönigin Emilia I. das erste.

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Stefan Kern
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Die Kleinen Planken waren sehr gut besucht beim Auftritt von Capoeira © Andreas Gieser @cheesy.photo

Schwetzingen. Es sind aufwühlende Zeiten. Überall steht der Modus Vivendi gerade eher auf Anspannung. Frei nach der Comic-Serie Asterix, finden wir uns im Jahr 2024 und es herrscht im und rund um den Kessel namens Deutschland allgemein Druck. In ganz Deutschland? Nein! Ein kleiner Ort in Baden widersetzt sich dem Trend und bereitete dem Leben im Zeichen des Spargels ein rauschendes Fest. So viel Tiefenentspannung und allgemeine Freundlichkeit bei so vielen Menschen schien für nicht Wenige hier auf dem Schwetzinger Spargelsamstag wie Balsam zu sein.

Sänger Athi lässt heizt dem Schlossplatz ordentlich ein. © Andreas Gieser @cheesy.photo

Frank Bär erklärte, dass es einfach guttue hier zu sein. Vom Savoir Vivre, so Andre Müller aus Mannheim, verstünden sie hier wirklich einiges. Und der sechsjährige Lucas verlieh der Stadt gleich den Status „schönste Stadt der Welt“. Was – soweit muss man ehrlich sein – auch an der Freiwilligen Feuerwehr gelegen haben könnte. Die bot nämlich auf dem Schlossplatz Dosenwerfen an, aber nicht mit Bällen, sondern mit Wasser aus dem Feuerwehrschlauch. Auch für die fünf-jährige Lisa war es das Größte. Unter den Spargelsamstag kann also getrost das Prädikat vollumfänglich gelungen gesetzt werden. Los ging es kurz nach zehn Uhr mit Blechbläsern und dem Gesangsensemble der Musikschule auf der großen Bühne der Kleinen Planken. Um elf Uhr versammelte sich hier dann die Spargelkönigin Emilia I. mit ihrer Entourage, bestehend aus dem bürgerlichen Oberbürgermeister Dr. René Pöltl, der ersten Vorsitzenden des Stadtmarketings Schwetzingen (SMS), Elke Ackermann-Knieriem, ihrem Geschäftsführer Oliver Engert, zwei Vertretern aus der Partnerstadt Karlshuld, Lothar Schmeißer und Robert Heinrich, sowie Dorris Mullis, die aus der amerikanischen Partnerstadt Fredericksburg angereist war.

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Spargelsamstag 2024 in Schwetzingen

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Sonnenschein in den Herzen beim Spargelsamstag in Schwetzingen

Eine illustre Runde, die keinen Zweifel daran ließ, dass man hier und heute dem Leben ein Fest zu bereiten gedenke. Und zwar, so Schmeißer, in großer freundschaftlicher Verbundenheit. Worte, die die vielen Besucher ganz offensichtlich beherzigt haben. Vom Schlossplatz und der Carl-Theodor-Straße über die Mannheimer Straße bis zu den Kleinen Planken und Teile der Dreikönigsstraße herrschte Sonnenschein – und zwar in den Herzen wie am Himmel. Letzteres kam angesichts der Wetterprognose fast einem kleinen Wunder nahe. Erst spät am Abend begann es zu regnen. Entweder hat OB Pöltl tatsächlich einen erstaunlich direkten Draht zum Wettergott, oder dieser ist mindestes heimlich ein Spargelsamstag-Fan. Im kommenden Jahr kommt hierzu übrigens zum Test:. Denn für Oberbürgermeister Pöltl war es der letzte Spargelsamstag im Amt. Für ihn persönlich übrigens kein Einschnitt: „Nächstes Jahr bin als Bürger da“.

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Auf den beiden Bühnen Schlossplatz und Kleine Planken ging es dann Schlag auf Schlag: Nach den Blechbläsern und den Gesangsklassen der Musikschule folgten auf der Kleinen-Planken-Bühne die Gesangsklasse des Hebel-Gymnasiums, der Churfürstliche Hofstaat mit Gästen aus Lunéville, Chor und Theater-AG der Zeyher-Grundschule, die Square Dancer der Spargel Spinners, die Ballettschule Benkeser-Hammerton, die Garde der Schwetzinger Carneval-Gesellschaft, der Musikverein-Stadtkapelle, die Chöre des Sängerbundes, die Tanzschule Kiefer und der Capoeira- Verein aus Schwetzingen. Es war – nicht ein Moment übertrieben – eine Abfolge von kleinen und größeren Sternen-Momenten.

Zwei Bühnen in Schwetzingen mit viel Musik

Genauso war es auf der Bühne auf dem Schlossplatz. Nach der Schartel-Band folgten hier der Männergesangverein Liederkranz, noch einmal der Churfürstliche Hofstaat, die Truppe „sing2gether“, das Duo „Hawa Mupo“ und zum Schluss Athi’s Partyquartett. Letzterer leitete die kurfürstliche Partynacht ein, die mit den vier Musikern von K’lydoscope auf der Bühne Kleine Planken ihren finalen Höhepunkt erlebte. Die Lucas’sche Einschätzung von der schönsten Stadt der Welt fand hier über die vielen Stunden hinweg viele Unterstützer.

Fred Fuchs von der Schwetzinger Zeitung und Spargelkönigin Emilia I posieren. © Andreas Gieser @cheesy.photo

Der aus dem Iran stammende Hesam Hatami, der später den legendären Spargelschälwettbewerb auf der Bräuninger-Bühne gewinnen sollte, sprach mit Blick auf Schwetzingen von einer glücklich machenden Mischung aus Kultur, Kulinaria und Tradition. Seit 2016 lebt der Facharzt für Innere Medizin mit seiner Familie in Deutschland. Und auch wenn sie in Mannheim wohnen, sei Schwetzingen, so sagt er es, ihnen ebenfalls zur Heimat geworden. Das sagt auch Doris Mullis aus Fredericksburg. Sie stammt ursprünglich aus Weiden in Bayern, lebt aber schon seit 40 Jahren in den USA. Nun ist sie zum dritten Mal zum Spargelsamstag hier und sagt, dass sie hier schon leben könne. „Es ist wirklich außergewöhnlich schön hier.“ Schwetzingen sei ja keine große Stadt, aber bezogen auf die Kultur, das Essen und die Lebensfreude sei sie eine Metropole.

Für die Ohrwürmer vom Gesangsverein Sängerbund Schwetzingen 1854 ist der entscheidende Augenblick gekommen – einen letzten Überblick verschaffen, dann geht es los. © Andreas Gieser @cheesy.photo

Auffallend für sie war, dass das alles vor allem von Vereinen und lokalen Institutionen getragen wurde, auch jenseits der Bühnen. Die Kinderolympiade des Turnvereins Schwetzingen 1864 auf dem Schlossplatz, die fröhlichen Bräuninger-Modenschauen, die Mozartgesellschaft, der ADFC-Rad-Check, die Hüpfburgen der Allianz und der evangelischen Gemeinde am Schlossplatz, die Höffner-Lounge, das Kinderschminken und die Waffeln vom Karneval Club Phoenix sowie den Ständen mit Geschenkideen und selbstverständlich mit Spargel und Erdbeeren. Plus natürlich den kulinarischen Verführungen von den legendären Katharina Schreiber Crêpes, dem Bier, den Weißwürsten und dem bayerischen Döner aus Karlshuld, den Langosch aus der ungarischen Partnerstadt Pápa, den Quiches aus Lunéville, den Tischmacher-Weinen, den kurfürstlichen Gins der Snovo-Destillerie und Pitsches Prosecco und Cocktail Stand, sie alle zusammen waren Puzzleteile, die zusammen ein Gefühl von Verbundenheit und Heimat vermittelten.

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Was der Schwetzinger Spargelsamstag mit Asterix zu tun hat

Von zehn Uhr bis Mitternacht glich Schwetzingen daher wirklich dem kleinen gallischen Dorf. Nicht das Schwetzingen von den Römern belagert wird, aber die eher missmutige Stimmung darf in diesem Bild für die Römer stehen. Und was bei den Galliern der Zaubertrank ist, scheint für die Schwetzinger ihr Spargel zu sein. Am Ende hatten jedenfalls weder die Römer in Gallien noch die missmutige Stimmung in Schwetzingen auch nur die geringste Chance. Ein, so Andre Müller, „wahrhaft perfekter Tag“.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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