Sie haben sich seit Monaten mächtig ins Zeug gelegt und unter den wohl widrigsten Umständen seit den frühen 1950er Jahren einen Wahlkampf organisiert, der weitgehend ohne persönliche Kontakte im Netz stattfinden musste. Am Sonntagabend war Ernte für das, was die Kandidaten gesät haben. Wir haben sie alle gefragt, was sie von ihrem Ergebnis halten und wie sie es bewerten.
Dr. Andre Baumann (Grüne): Das Ergebnis ist überwältigend, ich bin begeistert, das hätte ich nie gedacht. Ich bin froh, dass ich meine Heimat nun als Abgeordneter vertreten kann. Es war ja mein erster Wahlkampf und dann so ein komischer. Aber man sieht, Demokratie funktioniert auch in Krisenzeiten. Dieses Resultat gilt es jetzt in den nächsten fünf Jahren einzulösen. Ich will Probleme anpacken, zuhören und ich werde auch für die Bürger da sein, die mich nicht gewählt haben.
Andreas Sturm (CDU): Es ist noch offen, wer stärker war: der frische Sturm oder der Gegenwind. Ich hoffe, dass es durch ein Ausgleichsmandat für mich doch noch zum Einzug in den Landtag reicht. Durch die Briefwahl wurde der Trend etwas abgemildert. Dass die CDU in anderen Wahlkreisen um bis zu sechs Prozentpunkte abgeschmiert ist und wir hier nur 1,4 Prozentpunkte verloren haben, werte ich schon als persönlichen Erfolg, da haben die Wähler vor Ort unsere Arbeit gewürdigt.
Daniel Born (SPD): Es ist landesweit kein gutes Ergebnis. Aber wir haben hier das Mandat verteidigt. Wir liegen deutlich über dem Landesschnitt, das zeigt, dass wir einen guten Wahlkampf gemacht haben. Die Wahl ist ein schöner Vertrauensbeweis. Die Menschen haben offensichtlich gemerkt, ob jemand kontinuierlich seine Arbeit macht.
Karlheinz Kolb (AfD): Da gibt es nichts schön zu reden. Wir haben die Wahl verloren. War es die geringe Wahlbeteiligung, dieser nicht normale Wahlkampf bei dem größere Veranstaltungen nicht möglich waren oder die große Zahl an Briefwählern – ich weiß es nicht. Für mich persönlich heißt das, dass ich bei der nächsten Wahl in fünf Jahren sicher nicht mehr kandidieren werde – auch schon aufgrund meines Alters. Ich bin dann über 70 Jahre alt. Es war ein Versuch – das war’s dann jetzt.
Holger Fritz (Freie Wähler): Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Klar hätte ich gerne sechs oder sieben Prozent geholt, und die Freien Wähler wollten die Fünf-Prozent-Marke knacken. Aber dadurch, dass ich in zwei Wahlkreisen angetreten bin, habe ich nicht mein Optimum erreichen können.
Florian Reck (Die Linke): Wir haben im Land rund 0,6 Prozent zugelegt – es geht in die richtige Richtung. Aber natürlich ist das noch kein Grund zur echten Freude für uns, denn das Land hätte eine wirklich soziale Opposition verdient. Von meinem Ergebnis bin ich massiv enttäuscht, ich hatte im Vorfeld mit mehr gerechnet. Schön ist, dass die AfD keinen Vertreter aus unserer Region in den Landtag schicken wird.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-gluecklich-enttaeuscht-und-schade-_arid,1771374.html