Für Andre Baumann hat sich der Wahlkampf gelohnt. Er hat sich die Finger wundgeschrieben, über jeden Besuch bei Betrieben, in der Landwirtschaft und an jedem Biotop eine Pressemeldung gemacht und dabei gezeigt, dass er sich auskennt. Und er hat nicht immer nur das gesagt, was die Leute hören wollten – die Beispiele Kollerfähre, Schwetzinger Wiesen und Tiefengeothermie zeigen das. Das Ergebnis für ihn ist überwältigend. Mit 17 736 Stimmen und damit 31,31 Prozent liegt er voll im Landestrend. Schon fast etwas leid tun kann einem Andreas Sturm (CDU), der auch ungemein kompetent, volksnah und mit frischem Wind auftrat, aber letztlich im Sog von Eisenmann und Löbel abwärts gezogen wurde und mit 23,6 Prozent nicht mal das Ergebnis von Thomas Birkenmaier von vor fünf Jahren erreichen konnte (25,03). Bis Mitternacht stand noch nicht fest, ob er es per Ausgleichsmandat doch noch schafft. Besser sieht das für Daniel Born (SPD) aus, bei dem sich die aktive Wahlkreisarbeit gelohnt hat und der mit 14,83 Prozent ein deutlich überm Landesschnitt liegendes Ergebnis einfahren konnte. Karlheinz Kolb (AfD) halbierte das letztmalige Ergebnis (19,1) mit 10,45 Prozent beinahe. Holger Höfs (FDP, 8,15 Prozent) blieb unterm Landesschnitt.
Schwetzingen hatte bei der Auszählung die Nase vorn, legte schon kurz nach 19 Uhr ein Ergebnis vor: Lokalmatador Andre Baumann sicherte sich 3091 Stimmen und damit 34,02 Prozent, immerhin nochmals 3,7 Prozent mehr als Vorgänger Kern. Andreas Sturm wählten mehr als 1000 Wähler weniger, er landete mit 22,09 Prozent auf Platz zwei. Daniel Born hollte für die SPD 14,44 Prozent, wohl auch im Wahltandem mit dem Schwetzinger Simon Abraham. Unter dem jeweiligen Landesschnitt blieben der Ketscher Karlheinz Kolb von der AfD mit 9,5 Prozent und der Oftersheimer Holger Höfs (FDP) mit 8,51 Prozent. Achtungserfolge erzielten Florian Reck von der Linken mit 3,74 und Holger Fritz von den Freien Wählern mit 2,65 Prozent.
Gespannt konnte man auf das Ergebnis in Oftersheim sein. Immerhin kommen mit Holger Höfs (FDP), Holger Fritz (Freie Wähler) und Florian Reck (Linke) gleich drei Kandidaten von hier: Klarer Sieger wurde dennoch auch in Oftersheim Dr. Andre Baumann. Seine 32,66 Prozent sind über dem Landesschnitt. Geschlagen ist die CDU: Andreas Sturm kam gerade so über die 20-Prozent-Marke. Für Daniel Born und die SPD blieben die Verluste mit knapp 1,4 Prozent und jetzt 14,58 Prozent im Rahmen. Interessant ist, dass die AfD in Oftersheim nur rund die Hälfte des Ergebnisses von vor fünf Jahren erreichte. Damals war Klaus-Günther Voigtmann noch auf 20,04 Prozent gekommen, sein Nachfolger Karlheinz Kolb erreichte nur 10,32 Prozent. Von den Einheimischen nutzte nur Holger Fritz der Heimvorteil, denn er kam auf 5,5 Prozent, so viel wie in keiner anderen Gemeinde im Wahlkreis. Auch Höfs erreichte in Oftersheim einen für ihn hohen Wert 9,62 Prozent.
In Plankstadt hatten schon vor fünf Jahren die Grünen die Nase vorn gehabt (27,11 Prozent). Diesmal legte Dr. Baumann noch eine Schippe drauf, holte 32,49 Prozent und erhöhte damit den Vorsprung von damals eineinhalb Prozent auf über acht. Weit hinter den 18,6 Prozent von 2016 blieb die AfD – Karlheinz Kolb wählten genau 500 Plankstadter (10,26 Prozent). Daniel Born holte zwar dadurch den dritten Platz zurück, sackte aber auch um etwa 1,7 auf jetzt 13,73 Prozent ab. Linke und Freie Wähler spielten mit knapp um die drei Prozent in der Backenbläsergemeinde keine Rolle.
Schon bei der Gemeinderatswahl 2019 hatten die Grünen in Eppelheim mit über 31 Prozent triumphiert. Doch das Ergebnis jetzt toppte das noch einmal: Mit 36,25 Prozent lag Andre Baumann sehr deutlich vor CDU’ler Andreas Sturm (19,27 Prozent). Respektabel ist das Abschneiden von Sozialdemokrat Daniel Born, der dort mit 16,59 Prozent sein bestes Resultat im ganzen Kreis holte. Für die Kandidaten Kolb (AfD, 7,96) und Höfs (FDP, 7,35) war in Eppelheim wenig zu holen. Ein Achtungsergebnis schaffte dort Florian Reck von den Linken mit rund 5 Prozent der Stimmen. Von den kleineren Parteien war Die Partei mit Kandidat Berthold Wiese und 2,2 Prozent dort noch am besten.
Eine recht hohe Wahlbeteiligung von 64,8 Prozent verzeichnet Ketsch im Vergleich zum übrigen Wahlbezirk. Auch in der Gemeinde liegt Dr. Andre Baumann (Grüne) mit 28,68 Prozent der abgegebenen Stimmen auf dem ersten Platz, wenngleich das eines der weniger hohen Ergebnisse ist. Das könnte in Ketsch und Brühl an seiner Befürwortung der Tiefengeothermie liegen. Besser als im Vergleich zum übrigen Wahlbezirk schloss Andreas Sturm (CDU) ab, er holte mit 25,22 Prozent in Ketsch zwei Punkte mehr als sonst. Karlheinz Kolb von der AfD (11,47 Prozent) liegt in Ketsch besser als im Rest des Wahlkreises (10,5), immerhin wohnt er ja dort. Doch auch hier verlor die Alternative für Deutschland massiv an Stimmen gegenüber 2016, als das Flüchtlingsthema die Diskussionen beherrschte. Mit knapp über einem Prozent gelang Philipp Schrüfer (ÖDP) ein Achtungserfolg – im übrigen Stimmbezirk holte er ja nur 0,62 Prozent der Stimmen.
Eine Wahlbeteiligung von knapp über 60 Prozent kennzeichnet den Wahlsonntag in Brühl. Dabei sprachen sich 29,44 Prozent der Wähler für Andre Baumann (Grüne) aus – ein leicht unterdurchschnittliches Ergebnis. Andreas Sturm konnte sich darauf verlassen, dass Brühl eine kleine CDU-Feste ist – 23,6 Prozent stimmten für ihn. Und auch Daniel Born (SPD) liegt mit 15,64 Prozent etwas über seinem Wahlkreisergebnis. Für die AfD ging es mit Karlheinz Kolb bergab, er halbierte das Ergebnis von 2016 fast, holte dennoch 11,89 Prozent.
Rings um die Rennstadt
Erstmals ist die Große Kreisstadt Hockenheim an einen Grünen gegangen: Andre Baumann geht mit 30,08 Prozent ins Ziel und übertrifft seinen CDU-Mitbewerber Andreas Sturm (25,09 Prozent) klar. 429 Stimmen beträgt der Unterschied. Vor fünf Jahren hatte Thomas Birkenmaier (CDU) in der Rennstadt noch knapp mit 26,33 Prozent vor dem Grünen Kern (25,63) gelegen. Daniel Born, der in Hockenheim sein Wahlkreisbüro hat, verliert mit 14,81 Prozent knapp einen halben Prozentpunkt gegenüber seinem Resultat von 2016. Für die AfD, die in Hockenheim kaum Präsenz zeigte, kommt Karlheinz Kolb auf 10,89 Prozent, während Holger Höfs (FDP) mit 7,42 Prozent um rund einen Prozentpunkt besser abschneidet als Hendrik Tzschaschel vor fünf Jahren.
Fast tragisch ist, dass es Andreas Sturm auch in seiner Heimatgemeinde Neulußheim nicht gelang, den Sieg zu holen. Aber dort war’s ganz haarscharf. Der Grüne Baumann holte 885 Stimmen (28,34 Prozent) und für Sturm (CDU) stimmten 866 Wahlberechtigte, also 27,73 Prozent. Auf Platz drei landete Daniel Born mit 13,58 Prozent (424 Stimmen) und Karlheinz Kolb (AfD) blieb mit 370 Stimmen und 11,85 Prozent nur knapp hinter dem Sozialdemokraten. Der Freie Wähler Holger Fritz hatte in Neulußheim sein zweitbestes Wahlkreisergebnis mit 148 Stimmen oder 4,74 Prozent.
Wie bereits Manfred Kern vor fünf Jahren hat in Altlußheim mit Andre Baumann der Grünen-Kandidat die Nase vorn – allerdings mit 27,35 Prozent (747 Stimmen) noch deutlicher als Kern. CDU-Bewerber Andreas Sturm aus der Nachbargemeinde kommt auf 23,84 Prozent, er erhielt 96 Stimmen weniger als Baumann. Für Daniel Born (SPD) stimmten 17,21 Prozent der Wähler, der damit sein 2016er-Resultat übertrifft. AfD-Mann Karlheinz Kolb erhielt immerhin 11,68 Prozent, Holger Höfs (FDP) macht mit 7,58 Prozent einen Prozentpunkt gut.
Ein ganz knappes Rennen lieferten sich Andre Baumann und Andreas Sturm in Reilingen: Am Ende machten Stimme den Unterschied zugunsten des Christdemokraten, der 1053 Kreuzchen erhielt (28,88 Prozent), während die 1049 Stimmen für Baumann 28,77 Prozent bedeuten. Vor fünf Jahren war das Verhältnis ähnlich: Birkenmaier haarscharf vor Kern. Damit ist Reilingen die einzige Gemeinde im Verbreitungsgebiet, in der Sturm mehr Stimmen als Baumann erhielt. Nicht ganz soknapp ist der Unterschied zwischen Daniel Born (SPD), der mit 13,63 Prozent (497) klar vor Karlheinz Kolb (AfD, 10,01 Prozent, 365 Stimmen) durchs Ziel geht. Die FDP, lokal in Reilingen eine etablierte Kraft, holt mit Holger Höfs in der Gemeinde 7,87 Prozent (287 Stimmen) – und so das beste HoRAN-Resultat.
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