Herausforderungen und Wünsche

GRN Klinik Schwetzingen: Judith Masuch und Katharina Elbs im Interview

Judith Masuch und Katharina Elbs äußern sich im Interview zu Herausforderungen der Gesundheitsbranche und berichten auch über ihre Wünsche an die Politik für die GRN-Einrichtungen.

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Marcus Oehler
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Gardinen als Farbtupfer und Boden in Holzoptik: Schon wirken Zimmer gemütlicher. © Dorothea Lenhardt

Schwetzingen. Im Interview sprechen Katharina Elbs und Judith Masuch über die politischen Herausforderungen der Gesundheitsbranche, über Gegenwart und Zukunft der GRN-Einrichtungen und über ihren persönlichen Führungsstil.

Wie wird die Aufgabenverteilung zwischen Ihnen beiden aussehen?

Judith Masuch: Aufgrund unserer beruflichen Erfahrung lag die Aufgabenverteilung eigentlich nahe. Ich bin von Haus aus Juristin und bearbeite seit über elf Jahren das gesamte Personalthema bei der GRN. Deshalb werde ich mich künftig um diesen wichtigen Themenbereich kümmern. Wir haben darüber hinaus einen detaillierten Geschäftsverteilungsplan erstellt. Danach wird Frau Elbs die Bereiche Medizinstrategie und Finanzen unter sich haben. Und ich werde mich um die Personalthemen, die rechtlichen Fragen und um unsere Heime kümmern.

Es war sicher ein großer Vorteil, dass sich der Aufsichtsrat der GRN früh auf eine interne Lösung mit einer Doppelspitze festgelegt hat?

Masuch: Das stimmt. Wir kennen beide das Unternehmen schon lange und wir konnten uns frühzeitig auf die neuen Aufgaben vorbereiten. Auch aus den Reihen der Mitarbeiter kommt die Rückmeldung, dass es sehr geschätzt wird, dass eine interne Lösung gefunden worden ist.

Bisher Klinikleiterin: Judith Masuch ist im Januar in die GRN-Ge-schäftsführung aufgerückt. © GRN

Wie wichtig ist es, dass Sie sich persönlich gut verstehen und gemeinsame Ziele verfolgen, um die GRN in die Zukunft zu führen?

Masuch: Ich glaube, es ist ganz entscheidend, dass sich zwei Führungskräfte an der Spitze eines Unternehmens erst einmal fachlich gut ergänzen. Das tun wir, weil jede von uns andere Schwerpunkte hat. Aber auch die persönliche Ebene ist im Arbeitsleben enorm wichtig. Und wir sind davon überzeugt, dass es auch dort passt. Das ist auch wichtig, um nach außen ein gutes Bild abzugeben und nach innen die notwendigen Veränderungen vorantreiben zu können. Wir können uns aufeinander verlassen und wissen, dass wir in vielen Punkten gleich ticken.

Neue Doppelspitze der GRN-Klinik Schwetzingen im Interview: Wo ticken Sie gleich?

Wo ticken Sie denn gleich?

Masuch: Mir fällt spontan ein, dass wir beide für eine transparente Kommunikation zu unseren Partnern stehen – ganz egal, ob es Mitarbeitende, politische Gremien oder Investoren sind. Wir legen großen Wert darauf, dass auch unsere Finanzen transparent dargestellt werden.

Elbs: Uns ist beiden klar, dass die Zusammenarbeit angesichts der großen Herausforderungen im Gesundheitsbereich nicht ganz ohne Konflikte ablaufen kann. Aber wir haben ein Grundvertrauen in die Haltung der anderen, damit wir solche Konflikte auch gut miteinander lösen. Es ist doch so: Konflikte sind wichtig. Denn Reibung erzeugt Energie und ermöglicht damit ein Weiterkommen und Veränderung. Wenn man sich sicher sein kann, dass ein Konflikt nicht zum Auseinanderdividieren führt, sondern zu einer besseren Lösung, ist das die richtige Basis.

Im vergangenen Jahr noch mit Rüdiger Burger im Dienst: Katharina Elbs ist seit Juli 2022 GRN-Geschäftsführerin. © GRN

Vor welchen Herausforderungen stehen die GRN?

Elbs: Wichtig ist die wohnortnahe Versorgung der immer älter werdenden Bevölkerung. Die Menschen brauchen insbesondere im Bereich der Geriatrie einen Anlaufpunkt, wo sie gut und in kleiner, familiärer Struktur aufgehoben sind. Für mich ist es am Ende wichtig, dass die Versorgungsstruktur im Rhein-Neckar-Kreis – auch in Zusammenarbeit mit den Unikliniken in Heidelberg und Mannheim, wo ja gerade über eine Fusion oder einen losen Verbund diskutiert wird – gewährleistet ist. Wir sollten uns in diese Diskussion einklinken und klären, was es für uns als GRN und für den Rhein-Neckar-Kreis bedeutet, wenn dieser Verbund kommt. Die Frage lautet also: Wie müssen wir aufgestellt sein, damit es im Sinne der Mitarbeiter und der Bevölkerung insgesamt eine gute Versorgungsstruktur gibt?

Was muss sich an den politischen Rahmenbedingungen ändern, damit die Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung finanziell eine Zukunft haben?

Elbs: Ich würde mir wünschen, dass die Politik aktiv Entscheidungen zur Krankenhausplanung trifft und sich Gedanken macht, wie ein Land und eine Region idealerweise aufgestellt sein sollten. In der Diskussion über eine Fusion der Unikliniken in Heidelberg und Mannheim hieße das konkret, dass der Blick der Politik auf die Versorgung der gesamten Bevölkerung in unserer Region gerichtet wird. Hierzu gehört auch die Frage, welche Gebiete schon heute überversorgt sind und wie man diese Überversorgung reduzieren will. Momentan wird das unter teilweise schwer nachvollziehbaren Eingriffen dem Markt überlassen.

Masuch: Dafür müssen auch wir unsere Stimme erheben in den entsprechenden politischen Gremien. Dazu gehört ein guter Kontakt zum Sozialministerium in Stuttgart, um unsere Sicht der Dinge darzulegen.

Schon jetzt arbeiten die GRN-Standorte in verschiedenen Bereichen eng zusammen. Sehen Sie in diesem Bereich noch Synergien, die Sie heben wollen?

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Elbs: Wir kommen ja aus der Historie eigenständiger Standorte. Deshalb gibt es sicherlich Synergien in der Holding, also bei den zentralen Funktionen und Verwaltungsbereichen, die wir heben können. Darüber hinaus schließe ich nicht aus, dass man sich auch medizinisch noch einmal anders verzahnt, die Spezialisierung, aber auch die Zusammenarbeit der Fachbereiche an den verschiedenen Standorten fördert.

Neue Doppelspitze der GRN-Klinik Schwetzingen im Interview: Profil des Standorts prägen

Wie wichtig ist es, dass die Einrichtungsleitungen weiter das Profil ihrer Standorte maßgeblich prägen?

Masuch: Es ist wichtig, dass jede Einrichtung auch historisch bedingt eine gewisse Eigenständigkeit hat. Einerseits stellen wir uns die Rolle der Einrichtungsleitungen so vor, dass diese die Geschäftsführung vor Ort repräsentieren. Andererseits sind sie das Gesicht der GRN vor Ort. Sie bekommen hautnah mit, wo die Themen und Herausforderungen sind, und sie sind komplett für das operative Geschäft verantwortlich.

In Zeiten des Fachkräftemangels ist die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern eine der großen Herausforderungen für Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Sie haben angekündigt, dass Sie sich in diesem Bereich weiter verbessern wollen. Was schwebt Ihnen da konkret vor?

Masuch: Wir haben dazu im vergangenen Jahr eine Mitarbeiterumfrage gestartet, die von einem externen Institut durchgeführt wurde. Die Ergebnisse – und im Idealfall erste Maßnahmen – werden wir in Kürze den Mitarbeitenden vorstellen und in Arbeitsgruppen weiter vertiefen. Wir erhoffen uns, dass wir daraus konkrete Maßnahmen ableiten können, welche die Mitarbeiterzufriedenheit fördern. Angesichts der erfreulich hohen Beteiligung der Beschäftigten an der Umfrage sind wir optimistisch, dass dies auch gelingt. Ein weiterer Schwerpunkt sowohl bei der Mitarbeiterzufriedenheit als auch bei der Mitarbeitergewinnung sind moderne Arbeitsplätze. Was die Digitalisierung in der Pflege angeht, sind wir schon sehr weit. Wir überlegen, wie wir weitere Anreize schaffen können, um eine angemessene Entlohnung unserer Pflegekräfte zu gewährleisten.

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Auch beim Thema Mitarbeiter drängt sich die Frage nach den politischen Rahmenbedingungen auf. Was würden Sie Gesundheitsminister Karl Lauterbach ans Herz legen, wenn er die GRN-Kliniken besuchen würde?

Masuch: Wir haben einen Fachkräftemangel bei den Pflegenden, zum Teil auch im ärztlichen Bereich. Vor diesem Hintergrund müssen wir mitunter auf Leasingkräfte zurückgreifen, die im Vergleich zu Stammpersonal ungleich teurer sind, weil das Leasingunternehmen ja mitverdient. Diese Mehrkosten werden jedoch von den Kassen nicht übernommen. Was fast noch schlimmer ist: Die Leasingfirma wirbt neue Mitarbeiter mit dem Versprechen an, dass sie zum Beispiel keine Schicht- und Wochenenddienste leisten müssen. Das kann eine Klinik dem Stammpersonal in dieser Form gar nicht bieten, weil wir ja rund um die Uhr für die Patienten und Bewohner da sein müssen. Deshalb wäre mein Wunsch an Herr Lauterbach: Unterbinden Sie das Leasing im Pflegebereich.

Elbs: Ich würde Herrn Lauterbach auf das Pflegebudget ansprechen. Fakt ist, dass die heutigen Regelungen im Detail so schwammig sind, dass sich die Verhandlungen mit den Krankenkassen, was denn jetzt wirklich refinanziert wird, ewig in die Länge ziehen. Wir haben deshalb erst im August 2022 den Abschluss für das Pflegebudget 2020 vereinbart. Das heißt: Mehr als eineinhalb Jahre lang wurden mehr als elf Millionen Euro nicht vergütet. Das sorgt bei vielen Kliniken für große Probleme in der Liquidität.

Neue Doppelspitze der GRN-Klinik Schwetzingen im Interview: Dialog mit politischen Gremien

Apropos Politik: Dass der Rhein-Neckar-Kreis Träger der GRN ist, hat sich in schwierigen Zeiten als Segen erwiesen. Welche Bedeutung hat der Dialog mit den politischen Gremien für Ihre Arbeit?

Elbs: Dieser Dialog ist für uns enorm wichtig. Denn wir sind unserem Gesellschafter sehr dankbar, dass der Kreis zu seinen Einrichtungen steht. Mit einem intensiven und transparenten Austausch wollen wir deutlich machen, dass wir mit den Kreismitteln, die uns großzügig zur Verfügung gestellt werden, verantwortungsbewusst und wirtschaftlich umgehen.

Welche großen Investitionen stehen in den kommenden Jahren auf der Agenda der GRN?

Elbs: Wir haben an allen vier Standorten Krankenhäuser, deren bauliche Substanz im Wesentlichen aus den 1970er Jahren stammt. Deshalb sind an allen Standorten auch in den nächsten 20 Jahren noch bauliche Maßnahmen erforderlich. An Standorten wie in Schwetzingen zieht sich das in die Länge, weil man sehr kleinteilig Sanierungsmaßnahmen bei laufendem Betrieb umsetzen muss.

Neue Doppelspitze der GRN-Klinik Schwetzingen im Interview: Auf Stiftungen angewiesen?

In jüngster Zeit fällt auf, dass auch öffentliche Klinikbetreiber zunehmend auf die finanzielle Unterstützung von Stiftungen angewiesen sind, um notwendige Projekte zu realisieren. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Elbs: Einerseits kaschiert die Unterstützung durch Stiftungen die Gesamtproblematik, weil die Politik zu der Auffassung kommen könnte: Läuft doch! Andererseits sind wir den Stiftungen sehr dankbar, weil sie es uns ermöglichen, schneller Fortschritte zu machen.

Masuch: Mitunter könnten wir Investitionen ohne die Stiftungen gar nicht tätigen. Nehmen Sie nur als Beispiel das hochmoderne Kardio-CT in Weinheim, das von der Hector Stiftung finanziert wurde und für die Bevölkerung ein Riesengewinn ist. Ohne die Hector Stiftung hätten wir das Gerät schlicht und einfach nicht anschaffen können.

Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Wie würden Sie sich und Ihren Führungsstil beschreiben?

Elbs: Grundsätzlich würde ich mich als offen und neugierig beschreiben. Mir ist es einerseits wichtig, Mitarbeiter zu hören und ihre Perspektive zu verstehen. Andererseits ist es mir auch wichtig, zu konsequenten Entscheidungen zu kommen und diese umzusetzen, wobei ich zuvor die Gründe transparent kommuniziere.

Masuch: Ich würde noch ergänzen: In Stresssituationen bleibe ich gelassen und gebe das auch an meine Mitarbeitenden so weiter. Ich scheue keine Konflikte, die es immer mal gibt, aber da würde ich mich als relativ ausgleichend bezeichnen, weil ich versuche, möglichst eine gute Lösung für alle Beteiligten zu finden. 

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