Schwetzingen. Whisky- oder Weinverkostungen gibt es im Schloss Schwetzingen schon länger. Doch Honig? Das gab es zumindest bisher noch nie. Schlossführerin Alexandra Großhans, die sich seit 2018 für Bienen und deren köstliches Naturprodukt, den Honig, interessiert, erweiterte nun die Tasting-Palette in der kurfürstlichen Residenz.
Die im Schlossrestaurant „Theodors“ stattfindende Veranstaltung stieß auf großes Interesse, sodass alle Plätze ausgebucht waren. Neben dem leckerem Landesgold-Schlossgartenhonig gab es auch Varianten aus der Pfalz und dem Odenwald in Kombination mit vielerlei Leckereinen zu probieren. Zudem spannende Fakten um das selbst heute noch vom Mysterium umrankte Leben der Honigbienen.
Aufgaben in einem Bienenstock
„Es ist faszinierend, wie friedlich ein Bienenvolk miteinander lebt“, erzählt Alexandra Großhans. Mit Enthusiasmus und großer Fachkenntnis erläutert die Imkerin die vielen Stationen im Leben des Insekts. Direkt nach dem Schlüpfen sei die Arbeiterin für mehrere Tage Putzbiene, reinige ihre Wabe und den ganzen Bienenstock. Danach sei sie Brutpflegerin, zuerst für ältere Larven, danach für jüngere. Hierbei öffneten sich Schlitze am Kopf, aus denen Gelée royale austrete, als Futter, das Arbeiterinnenlarven nur ein paar Tage bekämen, angehende Königinnen allerdings durchgehend, wodurch sie überhaupt zu selbigen würden.
„Das ist eines der vielen Mysterien, die wir noch nicht erklären können“, so die Imkerin. Nach mehreren weiteren Stationen werde das Insekt zuletzt zur Honigbiene, die Nektar sammele und dabei Blüten bestäube. „Das ist eine extrem wichtige Aufgabe. Auch wenn es nicht ganz so ist, wie Einstein sagte, dass, sollte es keine Bienen mehr geben, die Menschheit nach vier Jahren verhungern würde, ist es doch nicht ganz falsch“, meinte sie.
Nur noch Reis und Kartoffeln?
Kartoffeln und Reis gebe es danach immer noch, aber die Mehrzahl der auf Feldern und Bäumen wachsenden Nahrungsmittel nicht mehr. Bemerkenswert sei auch das Leben einer Königin. Nach dem Schlüpfen gehe sie auf „Hochzeitsflug“. Dort paare sie sich mit bis zu 15 Drohnen, männlichen Bienen. Der Samen reiche ihr jahrelang, um täglich bis 2000 Eier zu legen. Wie sich Königin und Drohnen, auch die anderer Völker, an ein und demselben Platz träfen? Man wisse es nicht.
Großhans betonte die Bedeutung des Insekts für die Natur und auch die der Wildbienen. „Aber die haben leider keine Lobby“, unterstrich sie. Spannend sei auch das Verhalten im Winter. „Sie formen einen ‚Winterball‘ um die Königin, wärmen sich gegenseitig und wechseln die Position regelmäßig von außen nach innen“, meint Großhans, die schmunzelnd ergänzt: „Die Notdurft können sie bis zu fünf Monate zurückhalten. Sobald es im Laufe des Winters einen etwas wärmeren Tag gibt, schwärmen sie aus und holen alles nach.“ Dann sei es wichtig, in der Nähe keine weißen Laken aufzuhängen, da diese danach schwarz sein könnten.
Eine leckere Angelegenheit
Im Anschluss nahmen die Gäste an reich gedeckten Tischen im eindrucksvollen Ambiente des nördlichen Zirkelbaus, in dem das „Theodors“ beheimatet ist, Platz und verkosteten neben Schwetzinger „Landesgold“, einem Blütenhonig, auch Edelkastanienhonig, den „Honigtraum“ aus Robinie, Erdbeere und Rosenblüte aus der Pfalz und „Deutschen Honig aus dem Westen“.
Kombinieren konnte man diese mit verschiedenen Lebensmitteln wie Salami, Obst, italienischen Brotstäbchen, bekannt als Grissini, oder Weintrauben. Besucherin Birgit Barwind aus Schwetzingen meint: „Wir essen gerne Honig. Darum sind wir heute mit den Kindern da, um mehr darüber zu erfahren. Es ist wirklich interessant.“ Auch Jasmin Kasten zeigt sich beeindruckt: „Es ist spannend. Als ich die Ankündigung sah, war für mich klar, dass ich daran teilnehmen werde.“
Sonderführungen in Schwetzinger geplant
Alexandra Großhans freut sich, dass die Veranstaltung so gut ankommt und kündigt an: „Am 20. Mai ist Weltbienentag. Daher wird es im Schlossgarten zwischen Ende April und Anfang Juli Sonderführungen geben.“ Honig-Tastings stoßen übrigens auf immer mehr Interesse, so die Bienenbegeisterte, die auch Honig-Schmuck produziert. Ein Tasting könne bei ihr auch von Privatpersonen, Firmen und Einrichtungen gebucht werden.
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