In den Schwetzinger Schulen, Kindergärten, in der Stadtverwaltung sowie den städtischen Organisations- und Beteiligungseinheiten werden demnächst zweimal pro Woche Corona-Schnelltests vorgenommen. Um schnell die notwendigen Testkapazitäten bis zu den Pfingstferien ordern zu können, hatte Oberbürgermeister Dr. René Pöltl schon am Dienstag auf elektronischem Weg die Genehmigung des Gemeinderats eingeholt.
Denn es war Eile geboten nach der erneut kurzfristigen Entscheidung des Landes Baden-Württemberg, jetzt auch zeitnah in den Kindergärten eine laufende Corona-Schnelltestung einzuführen. So sei die Bestellung gemeinsam mit den Kommunen aus dem Schwetzinger Sprengel bereits am gleichen Tag rausgegangen, damit möglichst noch in der kommenden Woche mit den Testungen begonnen werden kann, sagte der OB.
Es soll ab Montag beginnen
.„Ab dem 19. April soll in Stadt- und Landkreisen eine inzidenzabhängige indirekte Testpflicht gelten. In Landkreisen, in denen die Sieben-Tage-Inzidenz von 100 überschritten ist, soll dann ein negatives Testergebnis Voraussetzung für die Teilnahme am Präsenzunterricht und der Notbetreuung sein“, so heißt es in einer Pressemitteilung des Kultusministeriums. Wenn es das Infektionsgeschehen zulasse, sollen alle Klassenstufen aller Schularten ab dem 19. April zu einem Wechselbetrieb aus Präsenz- und Fernunterricht zurückkehren.
Der Oberbürgermeister berichtete noch einmal, dass die Stadt bereits seit mehreren Wochen sehr erfolgreich zweiwöchige Corona-Schnelltestungen an den Schwetzinger Schulen vornehme. Dabei könnten sich sowohl das Personal an den Schulen als auch die Schüler testen lassen. „Durch die Testungen konnten viele infizierte Personen entdeckt und Infektionsketten wirksam unterbrochen werden“, betonte er. Zudem teste die Stadt zusammen mit den freien Trägern seit geraumer Zeit das Personal an den Kindergärten und Kitas. Pöltl: „Auch hier konnten mehrfach infizierte Personen entdeckt und Infektionsketten unterbrochen werden.“
Familien in Quarantäne
Die positiven Testungen hätten maßgeblich zu einem Anstieg der Schwetzinger Fallzahlen geführt. Etwa ein Drittel der vor Beginn der Osterferien positiv getesteten Personen seien jünger als 18 Jahre gewesen, erklärte der OB auf Anfrage unserer Zeitung. In der Quarantäne hätten sich deswegen auch viele Familien befunden. Es habe sich vor allem gezeigt, dass viele Kinder und Jugendliche unerkannt infiziert seien und eine signifikante Infektionsgefahr in die Kitas und Schulen einbringen würden. Pöltl: „Durch die regelmäßigen Testungen können potenzielle Infektionsketten erkannt und unterbrochen werden. Der Betrieb der Kitas und Schulen wurde dadurch sicherer.“
Einen Unterschied gibt es aber zwischen den beiden Einrichtungsarten: Die Schnelltests werden in den Kitas auf freiwilliger Basis erfolgen, in den Schulen sind sie ab Montag, 19. April, dagegen Zugangsvoraussetzung zum Präsenzunterricht:
In den Kitas sollen die Schnelltestsets den Eltern zur Verfügung gestellt werden, die das dann zu Hause machen. Gleiches werde versuchsweise auch bei den Grundschulen passieren, die weiterführenden Schulen testen vor Ort. Allerdings bedauerte Pöltl angesichts der bisherigen Erfahrungen: „Viele Kinder und Jugendliche werden nicht getestet, weil es die Eltern nicht wollen.“
Dass vorerst nur Schnelltests bis Pfingsten geordert worden seien, habe den Grund, dass abgewartet werden soll, wie sich die kommenden Wochen entwickeln werden und wie das Testangebot angenommen wird. Es soll vermieden werden, dass eine zu große Anzahl an Testeinheiten beschafft und die Stadt unnötig finanziell belastet wird.
Denn allein die Testkapazitäten bis zu den Pfingstferien kosten Schwetzingen rund 50 000 Euro, von denen das Land voraussichtlich nur 15 000 Euro erstatten wird. Weitere Testbeschaffungen für die Zeit nach den Pfingstferien würden Kosten in vergleichbarer Höhe verursachen. Aktuell koste ein einzelner lieferbarer Schnelltest auf dem Markt rund vier bis fünf Euro. Wie sich die Preise weiterentwickeln, sei derzeit nicht absehbar.
Geräte nicht effektiv genug
In der Gemeinderatssitzung gab es dann noch eine kurze Diskussion darüber, warum die Stadt nicht für alle Schulen Lüftungssysteme anschaffe, so wie es jetzt die Hirschackerschule mithilfe ihres Fördervereins getan habe. Das monierte Peter Lemke (Freie Wähler). Zuvor hatte schon Werner Zieger den Zuschuss an die Mozartgesellschaft kritisch gesehen, er hätte das Geld lieber für Luftreiniger ausgegeben.
OB Dr. René Pöltl und Bürgermeister Matthias Steffan begründeten noch einmal, warum die Stadt solche Geräte nicht anschaffen wolle: „Wir wissen nicht, ob die Geräte so effektiv sind. Wir wollen lieber testen und die Infizierten finden“, sagte Pöltl und verwies auf die Untersuchungen des Umweltbundesamts und der Stiftung Warentest, die die Luftreiniger als nicht effektiv genug bewertet hätten. Die Geräte seien für die Psychologie gut, aber sie entbehrten nicht des Lüftens und Maskentragens, ergänzte Bürgermeister Steffan: „Wir warnen davor, dass die Geräte das alles ersetzen.“
Susanne Bertrand (CDU) regte noch an, ob es nicht sinnvoll wäre, wie in anderen Orten in den Schulen sogenannte Belüftungsampeln zu installieren. Diese Geräte messen die aktuelle CO2-Konzentration im Raum und zeigen in den Farben einer Ampel an, wann einem Raum frische Luft zugeführt werden sollte. „Es ist noch niemand auf uns zugekommen“, erklärte der OB. Den Schulen stehe es aber frei, solche Dinge in Eigenregie zu machen. Jede Schule habe ohnehin in diese Zeiten ihr eigenes Modell, sagte Pöltl und betonte: „Wir unterstützen, wo wir können.“
Kindergärten nicht vergessen
Robin Pitsch (SPD) schlug dafür einen Corona-Vorsorgezuschuss vor, was aber laut Dr. Pöltl nicht nötig sei. Solche CO2-Ampeln seien problemlos im Schulbudget drin. Peter Köhler (Grüne), wie Bertrand und Pitsch Lehrer, warnte aus Erfahrung: „Die Pandemie ist nicht vorbei, wir müssen vorbereitet sein. So geht das nicht weiter.“ Diesbezüglich verwies der Oberbürgermeister, dass das schon im Blick sei. Bei Neubau der der Schimper-Schule werde ein modernes Lüftungssystem installiert. Und zum Schluss der Diskussion um die Schulen mahnte Elfriede Fackel-Kretz-Keller, in diese Zusammenhang die Kindergärten nicht zu vergessen: „Denn dort ist alles noch viel problematischer.“
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