Schwetzingen. Die AfD hat mittlerweile ihre Landesliste für die Landtagswahl 2026 verabschiedet – Karlheinz Kolb, der für den Wahlkreis Schwetzingen kandidiert, hat es auf den neunten Platz geschafft. Schon zum zweiten Mal lässt sich der 70-Jährige für das Parlament in Stuttgart aufstellen. Dass er es nun auch in den Landtag schafft, sei recht sicher. Sogar mit einem Ergebnis von unter 10 Prozent wäre er drin, hat er ausgerechnet, aber das sei ja nicht zu erwarten, sondern ein deutlich höheres Ergebnis für seine Partei.
Karlheinz Kolb ist erster AfD-Nachrücker für den Gemeinderat in Ketsch. Dort lebt er seit 1986, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Viele Jahre war er bei der Axa in Mannheim und Frankfurt im Firmenversicherungsgeschäft tätig, hat dann noch einige Zeit als selbstständiger Versicherungsberater gearbeitet und ist seit Mai 2018 offiziell Rentner.
Karlheinz Kolb: Eintritt in die AfD wegen der Finanzpolitik
Mit seinen beruflichen Erfahrungen habe Karlheinz Kolb vor allem ein Thema in die Politik gezogen: die Finanzen. „Ich fand die AfD, als sie 2013 als eurokritische Partei gegründet wurde, sehr spannend und bin aus Überzeugung eingetreten“, erinnert sich der Ketscher. Damals sei Bernd Lucke Vorsitzender gewesen. Seither habe er mehrere Vorsitzende erlebt. „Ich bin über all die Jahre dabei geblieben, weil sich das ursprüngliche Thema, die Euro- und Finanzpolitik, nie gelöst hat. Wenn ich jetzt schon wieder die Verschuldungsorgien von Kanzler Merz betrachte, dann sehe ich das eben einfach kritisch. Schulden müssen ja auch irgendwann getilgt werden“, erklärt Kolb.
Auch die Flüchtlingswelle und die Positionierung der selbst ernannten Alternative für Deutschland zu dieser habe ihn eher in seiner Parteimitgliedschaft bestärkt: „Zwar lehne ich Zuwanderung nicht pauschal ab, allerdings war mir schnell klar, dass wir diese Menge an Flüchtlingen nicht verkraften können.“ Man müsse genau differenzieren: „Wir brauchen Zuwanderung von qualifiziertem Nachwuchs. Wenn ich aber nur Bildung auf Grundschulniveau erlebt habe, kann ich der deutschen Wirtschaft nicht helfen“, argumentiert der Rechtskonservative.
Deswegen kandidiert er für die AfD und nicht für die CDU
Dem Hinweis, dass die Union doch mittlerweile auf einem ähnlichen Dampfer fahre, hält Kolb entgegen: „Ja, es stimmt, dass da ein bisschen was in Bewegung gekommen ist. Allerdings nicht ansatzweise genug.“ Von der aktuellen Bundesregierung halte er ohnehin nicht viel: „Der einzige, der da was erreicht hat, ist Alexander Dobrindt von der CSU, der durchgesetzt hat, dass die deutschen Außengrenzen wieder kontrolliert werden. Der Rest ist für mich eine pure Enttäuschung.“
Er werde oft gefragt, warum er nicht in der Union sei, fand die Entwicklung der CDU aber schon unter Angela Merkel kritisch: „In Merz hatte ich aber viel Hoffnung gesetzt.“ Mittlerweile sei er jedoch vom Kanzler enttäuscht: „Friedrich Merz hat die meisten seiner Versprechen im Wahlkampf schon jetzt gebrochen.“
Für eine Landtagsregierung ohne AfD-Beteiligung sieht Kolb schwarz: „Umfragen zufolge werden sich die Regierungsfarben nur drehen. Dann haben wir statt Grün-Schwarz eben Schwarz-Grün. Und wenn Manuel Hagel, der Fraktionsvorsitzende und Spitzenkandidat der CDU, genauso leicht umfällt wie Merz, dann kommt aus der Landesregierung weiterhin nichts rum.“
Die Gefahr, sich im eigenen AfD-Landesverband zu streiten, wie das ja in den letzten Legislaturperioden ausgiebig passiert war, sieht Karlheinz Kolb nicht mehr: „Unser Landesvorstand ist inzwischen durchweg gemäßigt. Und unsere Landesliste ist so aufgestellt, dass vor allem die gemäßigteren Kollegen vorne stehen.“ Er selbst sei einer davon, mit Listenplatz neun konnte er sich prominent platzieren: „Selbst wenn wir unter zehn Prozent fallen würden, was unrealistisch ist, wäre ein Einzug in den Landtag mit Listenplatz neun realistisch.“
Bundesthemen beherrschen AfD-Landtagswahlkampf
Angesprochen darauf, welche Themen ihm im Land wichtig seien, erklärt der Ketscher: „Da spielen Bundesthemen immer rein. Beispiel ist die Deindustrialisierung, hier in Baden-Württemberg haben wir Porsche, Daimler und die ganzen Zulieferer. Die leiden unter dem Fehler, dass der Bund sich zu sehr auf Elektromobilität eingeschossen hat. Deutschland ist nicht der Nabel der Welt.“ Auf das Gegenargument, dass China doch offensichtlich viel mehr in Elektromobilität investiert hat und Deutschland zu spät nachgezogen habe, kommt er ins Stocken: „Das stimmt schon. Aber die Frage ist ja auch, wo die ganzen Autos geladen werden sollen.“
Ein weiteres Thema sei die Bildung. So würden die baden-württembergischen Schulen, seit die Grünen in der Regierung seien, im Ranking immer weiter sinken. Das Niveau müsse dringend wieder steigen, außerdem müssten ausländische Kinder schon in der Vorschule Deutsch lernen. „Und den Fokus müssen wir auf die Naturwissenschaften setzen, ich habe ja nichts gegen Philosophie- oder Politikstudenten, aber die tragen doch nichts zum Bruttoinlandsprodukt bei.“
Für Geflüchtete plädiert Kolb für die Einführung der Bezahlkarte, Bargeld für Deutsche möchte er aber stärken: „Das ist Freiheit.“ Eine Freiheit, die er den Einwanderern verwehren will, „bis sie dann selbst arbeiten“, findet Kolb. Im Übrigen plädiert er dafür, dass Flüchtlinge sofort arbeiten dürfen. Das Herumhängen in Unterkünften befördere die Kriminalität Einzelner.
Und für welche Themen aus der Region würde sich Kolb engagieren wollen? „Die Grundidee von Geothermie finde ich gut. Ich sehe es aber wegen der Tektonik und der Gefahr von Erdbeben im Oberrheingraben bei uns eher kritisch“, sagt der AfD-Mann auf Nachfrage. Eines sei für ihn sicher: „Es darf erst gebohrt werden, wenn geregelt ist, dass das Land im Schadensfall haftet.“ Der ehemalige Versicherungskaufmann sagt: „Die jetzigen Schäden an Gebäuden im Raum Schwetzingen zeigen, dass eine Schadenregulierung durch die geplanten Betreiber und Versicherer sehr problematisch ist.“
Kolbe über Kiesabbau und politische Verantwortung der AfD
Zum Kiesabbau im Entenpfuhl sagt der Ketscher: „Ich bin dafür, dass es so bleibt, wie es ist. Mit Sicherheit ist es ein gutes Kiesgebiet, aber mit der angrenzenden Trinkwasserversorgung sehe ich das kritisch.“ Außerdem seien die Bäume, die abgeholzt werden müssten, gut gegen den Klimawandel, „an den ich ausdrücklich glaube, auch wenn ich nicht weiß, wie stark der Mensch ihn beeinflusst“, so Kolb. Die Firma Krieger solle sich etwas anderes suchen.
Abschließend erklärt Kolb, dass die AfD in Deutschland mehr Verantwortung übernehmen solle: „Wir müssen zeigen, dass wir bereit sind, vernünftig mitzuregieren.“ Er weiß aber auch: „In der Regierung müssten wir natürlich Kröten schlucken und Kompromisse eingehen, alles andere wäre Illusion. Ich glaube, mit der CDU hätten wir eine gute Basis, wenn die endlich die selbst auferlegte Brandmauer niederreißen würde.“ Dass es der AfD doch dann genauso ginge wie der CDU heute im Bund, die nach seiner Aussage nahezu alle Wahlversprechen brechen musste, glaubt er nicht: „Wir würden das nur im Rahmen des Erträglichen machen - im Gegensatz zu Merz.“
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