Ketsch. Eigentlich hätte Clodoaldo Avila einen Orden der Gemeinde Ketsch verdient. Denn niemand sonst hat in den vergangenen Jahren den Namen der Enderlegemeinde so in die Welt getragen wie er – ganz besonders in den vergangenen Wochen bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland, die am Sonntag zu Ende geht. Sein Banner hing oft in den Stadien – bestens platziert und immer gut eingefangen von den Fernsehkameras. So kennen viele Millionen TV-Zuschauer jetzt den Namen Ketsch.
Das freut Bürgermeister Timo Wangler besonders: „Das ist schon cool für Ketsch, ein richtiges Alleinstellungsmerkmal. Clodoaldo ist ein toller Botschafter für uns.“ Denn von den Nachbargemeinden ist in den Stadien nichts zu sehen. Wangler wusste natürlich, wer dahinter steckt, er kennt „Clodo“ schon lange – auch von der Sportvereinigung 06. Aber so viele Rückmeldungen und Nachfragen wie dieses Mal habe es noch nie gegeben. „Sogar mein Kollegen aus unserer Partnerstadt Trélazé hat mir per Whatsapp ein Foto geschickt. Das wird also auch in Frankreich registriert.“
Ketschs Bürgermeister sucht das Banner bei Fußballspielen
Wangler selbst macht sich auch immer vor dem Fernseher den Spaß, als erstes das Ketsch-Banner zu suchen. Das ist ja meistens gut sichtbar aufgehängt. Das sei gar nicht so einfach, denn jeder kämpft um die besten Plätze. „Da muss man schon über Jahre dabei sein, sonst geht das nicht.“
Eigentlich wollte der bescheidene Ketscher Avila gar nicht, dass unsere Zeitung etwas über ihn schreibt. „Ich bin kein Selbstdarsteller.“ Von jedem Spiel ein Selfie mit der Fahne knipsen und es ins Netz stellen, so wie es andere tun, das macht Avila nicht oder nur selten. Aber sein Banner war jetzt während der EM so oft und so deutlich im Fernsehen zu erkennen, dass wir ständig Leseranfragen bekommen, wer denn dahinter steckt.
Ketsch-Banner feiert Premiere in der Ukraine
Die Insider wissen natürlich, wer es ist. Und unsere Zeitung hat schon mehrfach über den Fußballverrückten berichtet – zum ersten Mal bei der Europameisterschaft in der Ukraine 2012. Das war auch die internationale Premiere für das Ketsch-Banner. „Ich bin auf vielen Sportplätzen der Welt zu Hause. Wenn der Ball rollt, dann fühle ich mich wohl.“
Seit 2012 ist die Fahne fester Bestandteil bei Fußballspielen – nicht nur bei den großen Turnieren, auch bei „normalen“ Länderspielen der Männer und Frauen und vor allem bei den Partien des SV Waldhof Mannheim. Denn der Verein aus der Quadratestadt ist die eigentliche große Liebe von Clodoaldo Avila. „Ich bin zu 100 000 Prozent Waldhof-Fan“, erzählt der 51-Jährige. Bevor er Ende der 1990er Jahre nach Ketsch kam, hatte er in Mannheim gewohnt. „Ich bin dort aufgewachsen“, erklärt er, wie er mit dem Waldhof-Virus infiziert wurde.
Seinem Club hat der sehr sozial eingestellte Ketscher immer die Treue gehalten, auch als es zwischenzeitlich mal abwärts ging und der SVW in die Oberliga abgerutscht. Vereinsliebe kenne eben keine Grenzen und keine Niederlagen.
Clodoaldo Avila hofft, dass in Zukunft noch mehr Fans aus Ketsch und Umgebung ins Carl-Benz-Stadion pilgern und den Waldhof unterstützen.
Jetzt steht aber erst einmal noch das Finale in Berlin auf seinem Terminplan – inzwischen sein zwölftes Spiel bei dieser EM. „Da liege ich aber nur im unteren Mittelfeld, manche haben 22 Spiele gesehen“, erzählt er.
EM-Finale 2024 in Berlin ohne Ketsch-Banner
Doch die Ketscher Fahne werden Bürgermeister Wangler und die anderen Fußballfans am Sonntag wohl vergeblich suchen. „Das geht im Berliner Olympiastadion nicht“, erklärt Clodoaldo Avila.
Warum er überhaupt das Banner in den Stadien aufhängt? „Ketsch ist meine Heimat, ich liebe die Ketscher.“
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