Tafelladen „Appel + Ei“

Kindertraumbaum Schwetzingen: Bedürftige Familien profitieren

Es gibt nur wenige soziale Aktionen, die so lange Bestand haben: Der Kindertraumbaum in Schwetzingen gehört nun seit 17 Jahren zum Advent, wie der Tannenbaum zum Weihnachtsmarkt. Und davon profitieren dieses Jahr 167 Kinder.

Von 
Jürgen Gruler
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Ein Zelt voller Geschenke verteilen die Organisatoren vom Kindertraumbaum: Antonia und Tibor Wettstein (v.l.), Manuela Schneider, Björn Becker (beide Sparkasse), Alisse Pljevljak und Bettina Heubach („Appel + Ei“) sowie Nadine Bikowski (Diakonie). © Gruler

Schwetzingen. Es gibt nur wenige soziale Aktionen, die so sympathisch von Privatleuten organisiert werden und noch dazu so lange Bestand haben: Der Kindertraumbaum in Schwetzingen gehört nun seit 17 Jahren zum Advent, wie der Tannenbaum zum Weihnachtsmarkt. Die Sache ist schnell erklärt und erfordert doch immer ein gutes Zeitmanagement der Organisatoren und eine gute Vernetzung in die Stadtgesellschaft. Antonia und Tibor Wettstein haben beides vorzuweisen.

Am ersten Adventssamstag hatten sie wieder den Wunschbaum auf dem Schwetzinger Weihnachtmarkt mit laminierten Karten ausgestattet, die sich hilfsbereite Menschen pflücken konnten, um Kinderwünsche in Erfüllung gehen zu lassen. Und die beiden engagierten Inhaber einer Rechtsanwaltskanzlei hatten vorher wieder die Aktiven beim Tafelladen „Appel + Ei“ angesprochen, die ihre bedürftigen Kunden gefragt haben, ob ihre Kinder vielleicht Wünsche im Wert von höchstens 30 Euro hätten für ein Weihnachtsgeschenk, die sie selbst aus eigener Kraft ihnen nicht erfüllen können.

167 Wünsche kamen so zusammen – und binnen drei Stunden hatten freundliche Schwetzinger sie schon vom Baum genommen und zusätzlich nochmals 300 Euro gespendet, wenn sie zeitlich einfach nicht dazugekommen sind, sich um so ein Geschenk zu kümmern. „Wir sind dieses Jahr sehr glücklich darüber, dass alle Geschenke tatsächlich wunderbar verpackt wieder bei uns angekommen sind“, erzählt Antonia Wettstein jetzt am Tag bevor die Päckchen an die Eltern und Kinder ausgegeben werden, die sich dafür beworben hatten und ihre Bedürftigkeit durch die Tafelladen-Karte nachweisen konnten. „Zur Sicherheit kaufen wir immer noch ein paar Geschenke als Reserve, damit niemand leer ausgehen muss“, sagt Tibor Wettstein: „Aber die können wir jetzt wieder zurückgeben.“

Sparkasse Schwetzingen hilft gerne mit

So steht jetzt also alles bereit für die Ausgabe im Hof der Caritas in einem weihnachtlich geschmückten Zelt und an den beiden Ausgabetagen wird es wieder strahlende Augen und ein breites Lächeln zur Belohnung der Ehrenamtlichen geben, die jedes Jahr mit von der Partie sind. Manuela Schneider und Björn Becker von der Sparkasse Heidelberg sind jedenfalls froh darüber, dass die Aktion immer so gut ankommt. Die Sparkasse hilft immer bei der Organisation des Traumbaums bei der Ausgabe der Karten und sammelt anschließend bei sich auch die Geschenke ein und transportiert sie an die Ausgabestelle. „Wir haben genügend Platz, um das bei uns zu sammeln und freuen uns immer über die Menschen, die ihre Geschenke dann persönlich bei uns in der Regionalstelle vorbeibringen“, sagt Manuela Schneider. Und Filialdirektor Björn Becker sagt: „Das ist so eine tolle Aktion, da unterstützen wir sehr gerne.“ Die Sparkasse ist übrigens auch jährlich mit einer Geldspende zur Stelle.

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Apropos: „In Sachen Geldspenden sieht es dieses Jahr eher etwas mau aus“, sagt Antonia Wettstein. 1700 Euro sind bisher auf dem Konto des Kinderförderfonds Südliche Kurpfalz eingegangen – letztes Jahr kamen insgesamt 23 000 Euro zusammen. „Wir merken zurzeit eine gewisse Zurückhaltung bei den Geldspenden“, berichtet auch Nadine Bikowski von der Diakonie, wo der Kinderförderfonds angesiedelt ist. Dabei kann man hier ganz konkret etwas Gutes tun. „Alle Gelder, die hier eingehen, kommen direkt bedürftigen Kindern zugute. Wir setzen sie vor allem dafür ein, dass Schulsachen angeschafft werden können. Die Bedürftigkeit steigt in den letzten Jahren deutlich, das ist auch der Inflation und den steigenden Nebenkosten der Familien geschuldet“, erzählt sie im Gespräch mit unserer Zeitung.

Dass solche Aktionen auch in den Köpfen jener Menschen bleiben, die davon profitieren, zeigen zwei aktuelle Beispiele: „Seit drei Jahren kommt immer eine Frau zu uns und holt eine Wunschkarte ab und erfüllt die dann.“ Sie hat, als ihre Kinder klein waren, selbst Wünsche erfüllt bekommen und will jetzt etwas zurückgeben, weil es ihr heute besser geht“, erzählt Antonia Wettstein. Und Bettina Heubach von der Tafel ergänzt das noch: „Ich kenne eine der Frauen gut. Sie spart sich jeden Monat ein paar Euro. um dann einem Kind ein Geschenk machen zu können, obwohl sie selbst nicht genug hat“, erzählt sie. So lebt die Aktion in den Köpfen der Menschen weiter – jetzt so kurz vor Weihnachten:

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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